PR TB 221 Findelkinder Der Galaxis
1.
In der dunklen Seitengasse des Altstadtviertels brannten nur
wenige Lichter. Die Häuser zu beiden Seiten ragten in ihrem
grauen Beton über einhundert Meter in die Höhe. Der Belag
der Gasse bestand aus dunkelblauem Plastikmaterial, dem man das hohe
Alter ansah. Ursprünglich war dieser kleine Stadtteil von
Terrania-City aus einem Gefühl der Nostalgie erbaut worden. Die
Architekten hatten dabei aber keine glückliche Hand bewiesen,
denn die hohen Bauten, in denen Wohn- und Geschäftsräume
untergebracht werden sollten, paßten nicht zu dem schmalen Weg,
der die Betonklötze von einander trennte. Freilich gab es
unterirdische Verbindungen, die direkt in die Häuserblocks
führten, und auf fast jedem Flachdach befand sich eine gut
beleuchtete und moderne Landefläche für Gleiter und
ähnliche kleine Luftfahrzeuge. Hier spielte sich der eigentliche
Personenverkehr ab.
Viele Wohnblocks standen jedoch seit Wochen leer. Auch vor dem
Auftauchen der Laren hatte dieses Viertel bei den Menschen von
Terrania-City nicht viel Zuspruch gefunden. Jetzt, wo eine
unausgesprochene Drohung über der riesigen Stadt hing, war das
noch deutlicher zu verspüren. Die Bewohner von Terrania-City
bevorzugten es, ihre Landhäuser aufzusuchen, um fernab vom
eigentlichen Geschehen die Entwicklung zu verfolgen.
»Was suchen sie eigentlich in dieser gottverlassenen Ecke,
Sir?« fragte Domestic seinen Begleiter. »Es gibt doch
wahrlich interessantere und schönere Plätze in der Stadt.«
Reginald Bull kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben.
Plötzlich waren die beiden Männer von einer Schar von
Figuren umringt, die aus dem Dunkeln auf sie zutraten.
Kräftige Männerarme packten nach ihnen und hielten sie
fest.
Bull zögerte und versuchte in dem schwachen Licht zu
erkennen, wer da auf ihn und Domestic eindrang. Er erblickte
vermummte Männer. Einige von ihnen hielten schußbereite
Waffen in den Händen.
In der Nähe leuchtete ein Scheinwerfer an einem Fenster im
zweiten Stock auf. Eine kehlige Stimme rief laute Worte, die Bull
jedoch in dem Widerhall der Betonwände nicht verstehen konnte.
Als eine der Gestalten begann, seinen Körper nach Waffen
abzusuchen, zögerte er nicht mehr länger. Er hieb dem Mann
die Faust ins Gesicht und entwand sich dem Griff zwei weiterer.
Gleichzeitig setzte er sich in Bewegung, um dem Kegel des
Scheinwerfers zu entkommen.
Um Domestic brauchte er sich nicht zu kümmern. Der konnte
sich allein viel besser helfen.
Ein Strahlschuß zischte durch die Nacht. Er warf ein fast
gespenstisches Licht auf die unwirkliche Szene. Reginald Bull
erkannte insgesamt acht Männer, die auf ihn und Domestic
eindrangen.
»Lärmstrahler einsetzen!« brüllte der Aktiva
torträger seinem Begleiter zu. »Mit der Bande werden wir
schnell fertig.«
Eigentlich bestätigte der Überfall seinen Verdacht. In
einigen Teilen von Terrania-City kam es in der jüngsten Zeit zu
seltsamen Auswüchsen. Banden rotteten sich zusammen und
versuchten zu plündern und zu rauben. Eine logische
Notwendigkeit für ein solches Verhalten gab es nicht. Die Gründe
mußten also woanders liegen.
Reginald Bull hatte vor zwei Tagen ein längeres Gespräch
mit der Mondpositronik NATHAN geführt, um etwas Näheres
über die Hintergründe dieser Erscheinung zu erfahren.
NATHAN hatte Bulls Verdacht weitgehend bestätigt. Zwei Gründe
sorgten dafür, daß bei einem Teil der Menschen ein
hektisches und unmotiviertes Verhalten zutage trat.
Der harmlosere Grund waren die vielen Extraterrestier, die auf der
Erde lebten. Es gab immer noch zu viele Menschen, die in jedem
Fremden einen Feind sahen. Und gerade in den Regionen, in denen es zu
Unruhen gekommen waren, lebten überdurchschnittlich viele
Fremdlebewesen von anderen Planeten.
Der andere Grund war der eigentliche Auslöser für die
Unruhen. Die Okkupation durch die Laren, auch wenn deren Auftauchen
bislang noch nicht offiziell als solche bezeichnet worden war, löste
in den Menschen Furcht aus. Daran änderte auch die offizielle
Mitteilung nichts, daß Perry Rhodan als Erster Hetran der
Milchstraße eingesetzt worden war. Die wahre Macht, die der
Laren, steckte dahinter. So flüsterte man sich mehr oder weniger
laut zu.
In den letzten zwei Jahrhunderten hatten die Menschen schon genug
Unbill erleiden müssen. Die Drohung des Schwarms war zwar
beseitigt, aber die Ereignisse waren jedem Menschen in guter
Erinnerung.
Bull und Domestic standen auf den beiden gegenüberliegenden
Seiten der schmalen
Weitere Kostenlose Bücher