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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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war dieser Mann mit dem harten Zug um die Augen? Ich erkannte ihn nicht wieder. Matthial und ich waren beste Freunde gewesen und hatten uns gegenseitig über unsere Einsamkeit hinweggetröstet. Im Gegensatz zu seinem Vater war er nie brutal gewesen. Nein, er hatte Gewalt verabscheut. Was hatten die letzten Monate nur aus ihm gemacht? Wer war wirklich gestorben, als er Willie angeschossen hatte? Offenbar ein großer Teil von Matthial. Der gute Teil.
    Ich hatte keine Wahl, als sein grausames Spiel vorerst mitzuspielen. »Ich rede mit ihm.«
    Matthial brachte mich ins Erdgeschoß, in einen Raum neben dem Verschlag für die Pferde, und half mir, einen breiten Holzriegel vor einer Tür zu entfernen, der im letzten Jahr noch nicht da gewesen war.
    Mars hat anscheinend nie eine Zelle für Gefangene gebraucht, ging es mir durch den Kopf.
    »Beeil dich«, sagte er leise und reichte mir aus der Tasche seiner Weste eine Kerze und selbst gemachte Zündhölzer. »Wenn du Angst bekommst,ruf nach mir. Ich bewege mich nicht von der Stelle.«
    Genau das machte mir Angst, aber ich sparte mir den Kommentar. Die Tür quietschte, als ich sie aufschob, und ich hörte Rost rieseln. Im Inneren der Zelle war es dunkel wie in einem Grab. Es roch auch nicht viel besser. Ich fummelte mit den Zündhölzern herum, bekam aber keins zum Brennen. Meine Hände zitterten. Ich atmete durch den Mund,
    weil mir die Nase lief.
    »Neel?«, wisperte ich. Er antwortete nicht, ich hörte bloß irgend etwas - vielleicht nassen Stoff - über den Steinboden streifen. Ruhig bleiben, befahl ich mir. Ganz ruhig.
    Ich versuchte es erneut mit einem Streichholz, diesmal gelang es mir, es zu entfachen. Hektisch hielt ich den Kerzendocht in die winzige Flamme. Es knisterte, der Docht war feucht. Erst als das Zündholz nur noch ein Stummel war und das Feuer bereits an meinen Fingern leckte, nahm er die Flamme an. Sie wuchs ein bisschen und schemenhaft nahm ich das Innere der Zelle wahr.
    Ein Häufchen Stoff auf dem Boden, vielleicht Kleidung oder eine Decke. Ein Eimer, ich konnte mir vorstellen, welchem Zweck er diente. Eine dreckige, flache Blechschale. Eine uralte Flasche aus milchig gewordenem Plastik, die ohne Verschluss auf dem Boden lag. Etwas Unförmiges in der hinteren Ecke, das zu atmen schien.
    »Neel?« Meine Stimme war dünn und wackelte. Das Etwas erschauerte und rappelte sich so weit auf, dass ich Kopf und Körper unterscheiden konnte. Ich trat näher, ging in die Hocke und hob zaghaft die Kerze. Seine Hand schoss vor und ich schrak mit einem leisen Aufschrei zurück. Neel packte den Eimer und schob ihn hinter sich. Ein unwirscher Laut drang aus seiner Kehle, fast ein Knurren.
    Er wandte das Gesicht ab. Ich dumme Kuh.
    Sicher schmerzte ihn das Licht in den Augen. Ich stellte die Kerze hinter mich, aber Neel verharrte in seiner Stellung und ich begriff, dass er sich vor mir versteckte. Er wollte mich nicht sehen und noch weniger wollte er, dass ich ihn so sah.
    Als ich den Blick senkte, bemerkte ich die Verbände um seine Beine. Die Bandagen waren ordentlich angelegt und beinahe sauber, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass einfache Stoffverbände angesichts seiner Verletzungen ausreichten. Ich hatte die unnatürliche Stellung seiner Füße bereits bemerkt, bevor sie ihn der Sonne ausgesetzt hatten. Das waren Brüche. Er brauchte feste Schienen und musste ruhig liegen, statt notdürftig verbunden auf Stroh zu kauern.
    Ich öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte. Was sollte ich zu Neel sagen? Dass alles gut werden würde? Er hatte es nicht verdient, verspottet zu werden; doch alles, was mir in den Sinn kam, hätte ungewollt einen höchst ironischen Beigeschmack gehabt. Wie gern hätte ich ihm geschworen, ihn hier rauszuholen, doch wir wussten beide, wie gut die Chancen standen. Er verdiente die Wahrheit, keine leeren Phrasen. Keine Lügen. »Es tut mir so leid«, sagte ich schließlich.
    Er nickte und gab ein winziges Stückchen seiner Deckung preis, indem er sich mir ein wenig zuwandte. Ich konnte sein Gesicht erkennen, oder eher das, was davon übrig geblieben war. Schorf überzog seine Haut bis hin zu den Lippen und den halb geschlossenen Lidern.
    Percents fürchteten die Sonne. Nicht umsonst hatten sie den Himmel mit Dark Canopy verfinstert. Nicht umsonst trugen sie in den zwei Stunden Tageslicht, die die Natur zum Überleben brauchte, UV-Schutzanzüge, wenn sie sich ins Freie wagen mussten. Nicht umsonst ... jagten sie uns. Rebellen wie wir

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