Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
bedeuten?
Vielleicht
ging es eher um anmutiges Verhalten, also Anstand, wenn man so will.
Anstand?
Inwiefern habe ich denn Anstand bewiesen?
In diesem
Moment sah ich vor mir, wie Leticia mich derart gereizt und schikaniert hatte,
dass ich sie am liebsten in den Matsch geschubst hätte. Ich hatte diesem fast
überwältigenden Drang jedoch nicht nachgegeben. Stattdessen hatte ich mich mit
so viel Würde, wie ich nur aufbringen konnte, von ihr entfernt.
„Ich habe
sie nicht in den Matsch geschubst“, sagte ich nachdenklich.
„Genau, das
hast du nicht getan. Du hast genügend Anmut - beziehungsweise Anstand -
bewiesen, um die sechste Prüfung zu bestehen“, sagte Terrin.
„Dann hat
Leticia diesen Unfall also mit Absicht herbeigeführt und dafür gesorgt, dass
ich im Dreck lande, um herauszufinden, ob ich zurückschlage, wenn sie mich in
einer derart misslichen Lage provoziert?“, überlegte ich und nickte. Das ergab
Sinn, auch wenn das ganze Verfahren reichlich merkwürdig war. „Das würde die
bestandene sechste Prüfung erklären, aber nicht die vierte. Die habe ich
überhaupt nicht gemacht.“
„Laut diesem
Protokoll wurde die vierte Prüfung gestern durchgeführt, genauer gesagt ...“
Terrin schaute auf den Monitor. „Zehn Minuten vor Mitternacht. Sieben Minuten
später hattest du sie bestanden. Was die Zeit betrifft, hast du zwar ein
bisschen überzogen, aber sie wurde als bestanden gewertet.“
„Das kann
gar nicht sein“, sagte ich kopfschüttelnd. „Gestern Nacht war ich in einer
Mühle, in der es angeblich spukt, und habe meiner Freundin und einer
Geisterjägergruppe bei der Untersuchung des Gebäudes zugesehen. Da gab es keine
Logikprüfung ...“
In diesem
Moment bekam ich eine Gänsehaut.
„Hast du
nicht erzählt, du hättest dir mit einem Logikrätsel die Zeit vertrieben,
während du auf Sarah gewartet hast?“, fragte Theo.
„Milo!“,
sagte ich verwirrter denn je. „Milo hat mir diese Denkaufgabe gestellt, aber
das war doch keine Prüfung! Milo ist ein ganz normaler Mensch und hat mit dem
Hof nichts zu tun ...“ Ich verstummte und drehte mich gleichzeitig mit Theo zu
dem dicken Buch auf dem Stehpult um.
Theo
erreichte es als Erster und blätterte fieberhaft die Seiten um, während ich ihm
über die Schulter schaute.
„,Milo,
ursprünglich ein Archon, wurde dann wegen Machtmissbrauchs des Gerichtshofs von
Göttlichem Geblüt verwiesen’„, las er vor. ‚Wurde später freigesprochen und auf
Wunsch von Mare Irina zum Diener der Sterblichen gemacht. Weltlicher Wohnort:
Newberry, England. Weltliche Namen: Milo Lee, Miles Leighton.’
Verdammt,
Miles Leighton ist der Mann, nach dem ich gestern gesucht habe. Er soll ein
Freund von Hope sein und derjenige, bei dem sie Schutz gesucht hat.“
„Ist ja
irre. Milo ist ein ... ein ...“
„Gesandter“,
sagte Theo mit grimmiger Miene. „Mit anderen Worten, - ein Diener der
Sterblichen.“
„Ha! Das hat
er gemeint, als er sagte, er sei im Kundendienst tätig. Er hat mir
verschwiegen, dass er mit dem Hof zu tun hat. Warum nur?“
„Ich denke,
wir sollten uns mit ihm unterhalten. Dann kann er uns diese Frage beantworten -
und einige andere auch.“
„Einverstanden.
Ah ...“ Ich schaute zu Terrin, der uns mit freundlicher Miene beobachtete.
„Hallo! Ich
habe mich schon gefragt, wann ihr euch an mich erinnert.“
„Wir haben
dich nicht vergessen“, sagte Theo und sah Terrin nachdenklich an. „Es würde
mich sehr interessieren, warum du nicht sofort Alarm geschlagen hast, als du
uns entdeckt hast. Und warum bist du jetzt überhaupt hier?“
„Das Leben stellt
uns viele Fragen, nicht wahr?“ Terrin lehnte sich in dem Schreibtischsessel
zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Da ich von Natur aus sehr
gründlich und ordentlich bin, will ich dir die beantworten, die ich beantworten
kann. Ich bin hier, mein lieber Nephilim, weil dies hier eines meiner Büros ist
- insgesamt habe ich drei. Und ich habe euch nicht verpfiffen, weil ich ein
unerschütterlicher Optimist bin -blauäugig würden mich manche auch schimpfen.
Das Gegenteil von Kassandra, wenn man so will: Anstatt dass keiner glaubt, was
ich sage, glaube ich fast alles, was man mir sagt.“
„Du glaubst
mir, dass ich nichts mit Hopes Verschwinden zu tun habe?“
Er nickte. „Meiner
Erfahrung nach ist das Leben oft voller Ironie. Deine Geschichte hat etwas sehr
Ironisches, und daher bin ich geneigt zu glauben, dass du Hope versehentlich
gerufen
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