Darkover 24 - Die Schattenmatrix
vor mir.« Er hielt inne. Er fühlte seine Erschöpfung, aber auch eine Art ruhige Lebenskraft, als hätte er in kurzer Zeit eine weite Strecke zurückgelegt. »Das wird uns Amos garantiert nie glauben.«
»Amos?« Marguerida schaute verwirrt und besorgt drein, als würde er fantasieren.
»Unser imaginärer Enkel, weißt du denn nicht mehr?«
»Ach so.« Sie lachte erleichtert. »Wenn wir so weitermachen, werden wir nie Kinder haben, von Enkeln ganz zu schweigen.« Marguerida wurde rot und wandte schnell den Blick ab. Ihre Haltung war angespannt und ängstlich.
»Arme Marguerida. Ich kann mich praktisch an nichts erinnern, nachdem du mir diesen Ring angesteckt hast. Ich bin einfach über den Rand der Welt gekippt oder so ähnlich.«
»Ich weiß auch nicht genau, was passiert ist. Plötzlich war das Gebäude verschwunden - ich vermute, dass es nie wirklich existiert hat -, und wir saßen im strömenden Regen. Du warst bewusstlos, aber ich konnte dich unter einen Baum schleifen. Irgendwann waren wir völlig durchnässt, und ich stand kurz vorm Wahnsinn. Deshalb habe ich, klug und vernünftig, wie ich nun mal bin, ein Experiment mit Hitzeaustausch unternommen, und ich glaube, ich hätte uns beide um ein Haar gegrillt. Spätestens jetzt weiß ich, dass Halbwissen eine gefährliche Angelegenheit ist.«
»Aber wie sind wir hierher gekommen?«
»Das war die Krähe.«
»Was?«
»Nein, sie hat uns nicht hierher geflogen. Sie hat ein paar Frauen aufgespürt, die Schwestern des Schwerts, sie haben dich auf eine Trage geladen, und so sind wir in dieses Haus gekommen.« Margaret blickte sich im Halbdunkel der Küche um und seufzte. »Sie kamen wahrscheinlich zu dem Schluss, dass sie uns nicht trauen können, und sind auf und davon. Ich weiß nicht, wie sie es angestellt haben, aber ich habe so tief geschlafen, wahrscheinlich hätte eine ganze Armee an mir vorbeitrampeln können, ohne dass ich auch nur einen Mucks von mir gegeben hätte. Ich hoffe doch sehr, sie haben unsere Pferde im Stall zurückgelassen, oder was in dieser Ruine als Stall dient.«
»Ach so. Es tut mir Leid, dass …»
»Sei nicht albern! Du kannst doch nichts dafür, dass du krank wurdest. Ich war nur halb wahnsinnig vor Sorge, und in solchen Fällen neige ich dazu, alles sehr persönlich zu nehmen. Das ist kein sehr erstrebenswerter Zug, aber anscheinend kann ich nichts dagegen tun.« Sie runzelte die Stirn. »Vielleicht ist es erblich bedingt, denn mein alter Herr macht es genauso. Was gäbe ich nicht dafür, wenn er jetzt hier wäre! Ich würde mich sogar freuen, deinen Vater zu sehen! Oder deine Mutter oder selbst Gisela Aldaran, die alte Nervensäge.« Mikhail hörte die Müdigkeit in Margueridas Stimme und wusste, dass sie sich nur noch mit purer Willenskraft aufrecht hielt. »Erklär mir bitte, was du gerade getan hast, Liebste. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
»Das ist schwer zu erklären, weil ich, offen gestanden, ohne nachzudenken gehandelt habe, als würde ich ein Musikstück komponieren.« Sie hielt stirnrunzelnd inne und dachte einige Augenblicke nach. »Ich glaube, man könnte sagen, ich habe dich kräftig gestriegelt.«
»Wie bitte?«
»Wie bei einem Pferd - striegeln. Ich habe einfach mit meiner Matrix die Knoten und Knäuel in dir glatt gekämmt. Aber da war noch etwas.« Marguerida schwieg einen Augenblick. »Als ich Varzils Matrix nahm, um sie dir zu geben, habe ich sie kurz berührt. Dabei habe ich etwas entdeckt, über das ich mir noch nicht ganz im Klaren bin, aber es könnte sein, dass ich im Begriff bin zu entdecken, wie man heilt. Ich lerne schon die ganze Zeit, wie man das verdammte Ding richtig benutzt - als ich die Banditen getötet habe, als ich Varzils Kanäle freilegte … Wie fühlst du dich?«
»Mir tut alles weh, und ich bin sehr müde. Aber ich fühle mich auch rein und klar. Ich brauche jetzt nur eine Woche Schlaf, eine Menge Essen, ein Bad und frische Kleider. Am schlimmsten ist, wie ich rieche … pfui!«
»Wir stinken beide gewaltig. Und ich wette, es gibt im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern kein Bad. Und alles, was wir noch zu essen haben, liegt hier auf dem Tisch, es sei denn, ich kann noch ein paar Tauben fangen.«
Mikhails Augen wurden schwer, und er merkte, wie er in einen Halbschlaf glitt. »Bis jetzt habe ich nicht sehr gut für dich gesorgt, Caria. Verzeih mir.« Dann schlief er binnen Sekunden ein. Lieblicher Gesang weckte Mikhail. Er glitt langsam aus einem Traum ins Wachsein, und die plätschernden
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