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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Menschen, alle besaßen Laran, und viele waren nicht nur müde, sondern in verschiedener Weise verwundet. Er spürte mehrere Brandwunden, eine Person, die am Rande des Wahnsinns stand, und eine, die dem Tode sehr nahe war. Er riss sich schnell los.
Mikhail fuhr zusammen. Das hatte er früher nie gekonnt, einfach die Sinne ausstrecken und beobachten. Theoretisch unterschied es sich nicht sehr von der Überwachung eines Kreises. Was ihn dabei am meisten verblüffte, war die Wirklichkeitstreue. Er wusste, er konnte mühelos den ganzen Turm erkunden, vom Keller bis zum Dachboden. Aber nicht jetzt. Er musste vorsichtig sein. Was wurde aus ihm? Als ihm die Frage in den Sinn kam, stellten sich seine Nackenhaare auf. Er drehte sich um und wollte etwas zu Marguerida sagen, musste aber feststellen, dass sie auf das Kissen gesunken und eingeschlafen war. Er betrachtete eine Weile ihr entspanntes Gesicht. Er sollte ebenfalls ein wenig schlafen, bis das Essen kam. Aber er war nicht richtig müde. Außerdem wollte er wissen, in was er sich gerade verwandelte.
Nein, das war nicht die richtige Frage. In was sie beide sich verwandelten, das war besser. Es hatte auch mit Marguerida zu tun und mit der unerklärlichen Art und Weise, in der sich ihrer beiden Energien bei diesem absonderlichen Hochzeitsritual ineinander verwoben hatten. Mikhail war sich ziemlich sicher, dass er zwar Varzils Matrix geerbt hatte, nicht jedoch dessen Laran. Jedenfalls gab es in den Schriften, die er kannte, keine Hinweise darauf, dass sich Laran-Kräfte von einer Person auf eine andere übertragen ließen.
Wie viel von Varzils großem Wissen steckte an Mikhails Finger? Und wie konnte er die Geheimnisse des Rings entschlüsseln? Oder kannte er sie bereits und konnte sie nur nicht in Gedanken fassen? Jetzt habe ich meine eigene Schattenmatrix.
Mikhail sah auf Margueridas Hand hinab, die in dem abgetragenen Seidenhandschuh steckte. Durch den Stoff fühlte er die Linien, die auf ihrer Haut verliefen, ebenso wie deren Widerhall in seinem eigenen Körper und der Matrix, die er trug.
Ja, sie waren wirklich zwei Hälften eines Ganzen. Die Erkenntnis erschütterte ihn, aber er wusste, dass sie zutraf. Er begann zu verstehen, wieso die ganze Sache von Marguerida und ihrer ungewöhnlichen Matrix abhängig gewesen war. Ihn schwindelte leicht, als er versuchte, die Auswirkungen dieser Sache zu begreifen, und bald musste er aufgeben. Es war zu viel, um alles im Kopf zu behalten. Gleichzeitig wusste er in seinem tiefsten Innern, dass er nun eine Macht besaß, die größer war, als er es je für möglich gehalten hätte, ganz zu schweigen davon, dass er ihr Meister war. Nein - nicht ihr Meister. Das kam vielleicht noch. Vorläufig war er immer noch er selbst, Mikhail Hastur, und er musste noch eine Menge lernen.
Ein schlurfendes Geräusch näherte sich auf dem Flur, und dann erschien ein Diener in der noch immer offenen Zimmertür. Er war ein Mann mittleren Alters, und er trug ein voll beladenes Tablett, von dem verlockende Düfte aufstiegen. Mikhail sah gebratenes Geflügel, eine Schüssel gekochtes Getreide und fast einen ganzen Laib Brot. Daneben lagen hölzerne Löffel und ziemlich schmutzige Servietten.
Der Diener sagte nichts, sondern stieß lediglich Mikhail das Tablett entgegen. Der nahm es und setzte es an den Fuß des Bettes ab, da auf dem einzigen Tisch im Zimmer schon ein Wasserkrug und eine Waschschüssel standen. Der Diener schlurfte davon; sein Benehmen hatte etwas Beunruhigendes, aber Mikhail kam nicht dahinter, woran es lag.
»Aufwachen, du Schlafmütze. Es gibt Essen.«
»Hmm?«
Marguerida schlug die Augen auf und sah ihn an wie eine Eule. Sie schnupperte und lächelte. »Riecht gut.«
Mikhail stellte das Tablett zwischen sie, Marguerida breitete sich eine Serviette über den Schoß und griff nach einem der Vögel. Sie riss ihm ein Bein aus und schlug ihre Zähne in das Fleisch. Fett triefte von ihrem Kinn, sie wischte es mit dem
Handgelenk ab und berührte ihr Gesicht dabei mit dem Armband. Mikhail achtete kaum darauf, weil er zu beschäftigt war, seinen eigenen Hunger zu stillen. Als ein zweiter Diener mit frischen Kleidern kam, war er schon über und über mit Fett verschmiert, und es war ihm egal. Gleich nach dem Essen würde er sowieso baden, und darauf freute er sich.
Die Diener kamen und gingen in völligem Schweigen, und Mikhail fragte sich, ob sie etwa den Befehl hatten, nichts zu sagen. Es verwirrte ihn, aber er war immer noch zu hungrig, um

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