Der himmlische Weihnachtshund
Prolog
»Hau Ruck!« Der kräftige kleine Elf hob die eine Seite des schweren Aktenschranks an und lugte dann um dessen Ecke. »Hey, was ist denn, Elf-Fünf? Warum fasst du nicht mit an? Allein bekomme ich dieses schwere Ding nicht vom Fleck.«
»Schon gut, schon gut«, antwortete Elf-Fünf und griff nach der anderen Schrankseite. »Ich war noch nicht soweit. Jetzt können wir loslegen, Elf-Vier.«
»Na gut, auf mein Kommando … « Mit vereinten Kräften schleppten die beiden Elfen den Schrank aus dem Büro.
Santa Claus – auch als Weihnachtsmann bekannt – saß derweil an seinem Schreibtisch und sortierte die alten Akten und Papiere, die sich bis vor kurzem noch in dem Schrank gestapelt hatten. Nachdem die beiden Elfen mit ihrer schweren Last zur Tür hinaus waren, drehte er sich um und musterte die nun leere Wand. Sie musste dringend gestrichen werden, bevor die neuen Möbel aufgestellt wurden. Auch ein neuer Fußboden würde in nächster Zeit verlegt werden. Das alte Laminat war doch schon arg abgenutzt und sah nicht mehr schön aus. Santa ließ seinen Blick über das momentane Chaos in seinem Arbeitszimmer wandern. Nachdem er in den vergangenen Jahren seine technischen Geräte auf den neuesten Stand gebrachthatte, war seine Frau auf die Idee gekommen, das Arbeitszimmer wieder einmal zu renovieren. Nötig war es, das sah der Weihnachtsmann ein. Doch irgendwie hatten sich die Arbeiten immer wieder verzögert, und nun war es schon Ende November. Die heiße Phase der Vorweihnachtszeit würde in Kürze beginnen. Ausgerechnet jetzt hatten seine Elfen mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten begonnen, also würde er sich in nächster Zeit mit dem Durcheinander arrangieren und trotzdem mit seiner alljährlichen Arbeit der Wunscherfüllung beginnen müssen.
Seufzend wollte Santa Claus sich wieder seinem Schreibtisch zuwenden, als sein Blick auf einen zerknitterten Briefumschlag fiel, der genau an der Stelle lag, an der eben noch der Schrank gestanden hatte.
Neugierig hob Santa Claus ihn auf – er war an ihn adressiert. Stirnrunzelnd und mit einem unguten Gefühl öffnete er den Umschlag und zog ein gefaltetes Blatt Papier daraus hervor. Als er die krakelige Jungenhandschrift und einen Moment später das Datum des Briefes sah, wurden seine Augen kugelrund. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, starrte er auf den Brief, las die wenigen Zeilen wieder und wieder.
»Du lieber Himmel, so etwas. Das gibt es doch nicht! Wie konnte mir das bloß passieren?«, murmelte er vor sich hin.
»Santa, sollen wir jetzt die Kartons … «, begann Elf-Vier, als er erneut das Büro betrat. Er brach ab, sobald er die erschrockene Miene des Weihnachtsmanns sah. »Was ist denn los, Santa? Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen!«
Santa Claus riss sich von dem Brief los. »Oh, Elf-Vier, es ist etwas Furchtbares passiert!« Aufgeregt deutete er auf den Brief. »Das hier ist der Wunschzettel eines kleinenJungen. Er muss irgendwie hinter oder unter den Schrank gerutscht sein, den du und Elf-Fünf gerade hinausgetragen habt.«
Elf-Vier legte den Kopf schräg. »Na, dann war es ja gut, dass wir den Schrank weggerückt haben, sonst hätte den Wunschzettel ja vielleicht nie jemand entdeckt. Nun kannst du den Wunsch ja ganz leicht erfüllen. Bis Weihnachten ist doch noch genug Zeit.«
»Nein, Elf-Vier, du verstehst nicht.« Santa wies erregt auf das Datum des Briefes. »Dieser Wunschzettel ist schon über zwanzig Jahre alt.«
»Oh.« Darauf wusste Elf-Vier nichts zu sagen.
Santa Claus fuhr sich besorgt durch seinen dichten, weißen Rauschebart. »Er muss die ganze Zeit unbemerkt hinter dem Schrank gelegen haben. Der Wunschzettel-Radar hat ihn auch nicht erfasst, weil der nur Wünsche erkennt, die höchstens zehn Jahre zurückliegen.« Besorgt blickte er den Elfen an. »Was mache ich denn jetzt?«
Elf-Vier trat näher an den Schreibtisch heran. »Ist der Wunsch denn so groß gewesen? Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, dass er nicht erfüllt wurde.«
Der Weihnachtsmann reichte ihm wortlos den Brief, und Elf-Vier las vor:
Lieber Weihnachtsmann,
ich weiß, es ist der zwanzigste Dezember, und Du hast
bestimmt ganz viel zu tun. Außerdem darf niemand erfahren, daß ich an Dich schreibe, weil dann alle glauben
würden, ich wäre verrückt. Meine Freunde in der Schule
und im Sportverein glauben nämlich nicht an Dich. Und
meine Eltern auch nicht. Nur Fiona würde das verstehen.
Fiona ist meine beste
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