Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Männer wir dafür nehmen könnten?« »Ich habe eine Liste erstellt.« Donal holte ein zweites Blatt Papier aus der Tasche, es war stark zerknittert und enthielt viele Streichungen. Er reichte es Mikhail. »Ich hätte ja gern Kommandant Ridenow zu Rate gezogen, aber ich dachte, lieber nicht, das weckt nur Fragen, und womöglich erfährt Dom Francisco davon. Und nachdem mir kein Weg einfallen wollte, wie wir Wachsoldaten aus der Kaserne abkommandieren lassen könnten, fiel mir ein, dass es noch viele loyale ältere Männer gibt, die aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind und jetzt in Thendara wohnen. Ich habe Männer ausgesucht, die Erfahrung im Kampf gegen Banditen besitzen, die außerdem klug sind und deren Abwesenheit zu keinem Gerede führt.« Danilo stand auf, ging um den Schreibtisch herum und beugte sich über Mikhails Schulter. »Das sind größtenteils gute Leute. Ich sehe da nur ein einziges Problem: Wie wollen wir alles geheim halten?« »Hast du Angst vor terranischen Spionen, Onkel Danilo?«, fragte Dani Hastur. »Oder befürchtest du, dass gewisse Mitglieder des Rats Wind von der Sache bekommen könnten?« »Beides, Dani. Diese Männer haben Familien, und wenn sie etwas ausplaudern spricht es sich innerhalb einer Stunde herum. Es war klug von dir, nicht mit dem Kommandanten zu reden.« »Ich wusste, Francisco würde seinem Vater erzählen, dass sich etwas tut, schließlich würde Großmutter Javanne davon hören, und dann wäre die Hölle los.« Er sprach einfach, aber mit großem Gefühl.
»Deine Diskretion ehr t dich, Donal.« Der junge Friedensmann grinste breit. »Das habe ich gelernt, weil ich Lew all die Jahre beobachtet habe.« »Wirklich?« Lew war erfreut und belustigt.
»Als ich zehn war, hast du zu mir gesagt, dass Informationen die wahre Macht in dieser Welt seien, nicht Könige oder Domänen. Ich habe mich bemüht, diese Lektion nicht zu vergessen. Und als ich zum Friedensmann für Mikhail ausgewählt wurde, habe ich beobachtet, wie sich Danilo bei Regis verhalten hat, wie er mehr zuhörte als redete, aber immer alles zu wissen schien.« »Du hast alle Anlagen zu einem guten Berater«, lobte Rafe.
Danilo Syrtis-Ardais erhob sich. »Ich denke, es lässt sich alles Nötige in die Wege leiten, ohne allzu viel Gerede zu verursachen. Ich kann mir ein paar Ergänzungen zu Donals Liste vorstellen, aber im Großen und Ganzen ist sie sehr brauchbar. Und um noch ein bisschen Verwirrung zu stiften, werde ich Francisco vorschlagen, dass er die Liste der Reservisten durchgehen soll.« »Wozu das?« »Zum einen, damit er etwas zu tun hat, und außerdem kann es gut sein, dass wir diese Männer tatsächlich mobil machen müssen, wenn sich die Terraner in der Handelsstadt weiterhin danebenbenehmen.« »Danilo«, meinte Lew bewundernd, »ich bin ausgesprochen froh, dass du auf unserer Seite bist und nicht auf ihrer.« »Mach es so«, bekräftigte Mikhail ruhig. »Jetzt müssen wir nur noch entscheiden, was wir dem Rat erzählen – wenn überhaupt – und wann wir es tun.« »Das ist der heikle Punkt, hab ich Recht?«, antwortete Lew.
»Die Begräbnisfeier soll in drei Ta gen stattfinden, deshalb schlage ich vor, du zögerst eine Zusammenkunft bis zum Tag davor hinaus. Du weißt, dass Javanne versuchen wird, dich zu stürzen, und dass sie mindestens zwei Verbündete im Rat hat – Dom Francisco Ridenow und Lady Marilla Aillard. Sie hat sich all die Jahre nicht im Geringsten bewegt.« »Du hast Recht, Lew.« Mikhail wirkte traurig. Es war ihm gelungen, sich mit seinem Vater, Dom Gabriel, zu versöhnen, aber seine Mutter lehnte die Vereinbarung, die vor fünfzehn Jahren getroffen wurde, nach wie vor unnachgiebig ab. Javanne war nun mal besessen von dem Wunsch zu herrschen, es war eine Art blinde Raserei, die sie zu Anfällen schieren Wahnsinns trieb. Wäre sie nicht die Schwester von Regis Hastur und die Frau von Dom Gabriel gewesen, man hätte sie längst eingesperrt.
»Ich habe sie heute Morgen gesprochen« sagte Dani. »Ich habe sie im Esszimmer zusammen mit Mutter angetroffen, wo sie darauf bestand … Es war eine sehr bedrückende Begegnung. Und Mutter stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich habe mir gewünscht, ich wäre ein energischerer Mensch.« »Was ist passiert?« »Sobald Tante Javanne mich bemerkte, wurde sie auffallend … freundlich. Mir ist es eiskalt über den Rücken gelaufen. Sie sagte, sie sei überzeugt, dass die klügeren Köpfe siegen würden und dass man mich an Mikhails
Weitere Kostenlose Bücher