Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
warum tust du nicht einfach so, als würdest du nichts sehen; ich verschwinde, und du vergisst mich.« »Und wie würde es dann weitergehen?« »Ich suche mir eine andere Truppe des Fahrenden Volks. Ich bin eine gute Puppenspielerin, obwohl es mir nicht besonders viel Spaß macht.« »Das kann ich nicht. Es wäre nicht richtig.« »Wieso nicht?« »Weil es falsch wäre, eine wilde Telepathin einfach in die Nacht marschieren zu lassen, basta. Und genau das bist du im Moment. Deine Gabe verschwindet nicht einfach, Illona. Du musst lernen, sie richtig zu benutzen, sonst stellst du eine Gefahr für dich und deine Umgebung dar.« »Nein! Ich will zurück zum Fahrenden Volk!« Sie hielt inne und sah ihn aufmerksam an. »Du weißt etwas über sie, hab ich Recht? Verdammter Mist, verdammter! Ich kann deine Gedanken beinahe hören , und das ist das Widerlichste auf der Welt. Es ist fast, als würdest du in meinem Kopf flüstern. Ich will das nicht!« Sie wimmerte leise und biss die Zähne aufeinander, um den Laut zu ersticken.
Domenic schluckte schwer und dachte über ihre Aussage nach. Er selbst schirmte seine Gedanken gut ab und erzwang auch nicht den Rapport mit ihr. Ohne Ausbildung und ohne Matrixstein dürfte sie ihn eigentlich nicht hören, es sei denn, seine erste Vermutung traf zu. Und wenn er sie über das Wesen ihrer Gabe aufklärte, würde sie zusammenbrechen. Sie war ohnehin schon fast am Ende ihres Durchhaltevermögens.
Nachdem er ihr einige Zeit zum Nachdenken gelassen hatte, fragte er: »Würdest du deine Gabe denn nicht lieber beherrschen wollen, als ihr die ganze Zeit ausgeliefert zu sein?« »Gabe!« Sie spie das Wort aus, als wäre es faulig. »Ich bin gar nichts ausgeliefert! Ich konzentriere mich einfach auf irgendwas anderes, dann höre ich so gut wie nichts.« »Das klingt aber sehr anstrengend.« Domenic empfand nun großes Mitgefühl für sie und ein Bedauern, weil sie innerlich so zerrissen war.
Illona ließ ein wenig die Schultern sinken. »Ja, kann man sagen«, gab sie widerwillig zu. Dann kehrte ihr alter Trotz zurück. »Aber es ist besser, als herumzuschleichen und Dinge zu belauschen, die einen nichts angehen, oder Leute Sachen machen zu lassen, die sie nicht machen wollen, wie eure Leroni .« »Und das glaubst du?« »Jeder weiß doch … Hoppla, jetzt hab ich’s schon wieder gesagt.« Sie zuckte zusammen, erschrocken wegen seiner früheren Drohung. Als er keine Anstalten machte, sie zu schlagen, beruhigte sie sich etwas und spielte mit den bloßen Zehen auf der unteren Sprosse ihres Stuhls. Angst und Neugier stritten sich in ihrem lebhaften Gesicht, und Domenic fing einige Erinnerungsfetzen auf, die von Schlägen und Hunger, Kälte und ständiger Angst vor den Leuten um sie herum zeugten.
Einzig Loret schien sie wirklich freundlich behandelt zu haben.
Domenic wurde flau im Magen und er schämte sich. Bis zu diesem Moment hatte er keine Ahnung gehabt, wie schwer ihr Leben gewesen war. Niemand hatte ihn je geschlagen, schon gar nicht jemand, der einfach nur wütend oder betrunken war.
Er hatte auch Angst gehabt, aber nur vor den seltsamen Dingen, die in ihm vorgingen, niemals vor seinen Eltern. Selbst seine Großmutter hatte ihn nur durch ihren Hass verletzt.
Er überlegte, was er sagen könnte, um ihr Mut zu machen.
Vielleicht war Schweigen die beste Antwort, und er sollte jede Bewegung vermeiden, die sie als Drohung auffassen konnte.
Sie begriff sehr schnell, und vielleicht kam sie von allein zu einer Entscheidung, Nach einigen Minuten der Stille sah Domenic, wie Illona sich etwas entspannte, und hatte das Gefühl, ihre Neugier könnte zunächst den Sieg davontragen. »Aber wie arbeitet eine Bewahrerin dann? Ich meine, niemand, der nicht dazu gezwungen wird, würde doch in einem Turm leben wollen.« »Warst du einmal in Nevarsin?« »Wie kommst du denn jetzt darauf? Ja, wir waren einmal dort, vor ungefähr drei Jahren. Wieso?« »Hast du die Cristoforos gesehen?« »Natürlich.« »Hat sie jemand gezwungen, dort zu bleiben?« »Das ist etwas anderes. Sie haben nichts, das irgendwer will. Sie sind nur ein Haufen verrückter alter Männer, die an einen komischen Gott glauben.« »Der größte Unterschied zwischen einem Turm und einem Kloster besteht darin, dass ein Turm nichts mit Religion zu tun hat. Aber beide sind Gemeinschaften von Leuten, die etwas gemeinsam haben.« »Das glaube ich dir nie. Die Türme holen sich die besten Leute und machen sie zu Sklaven, und dann erwarten sie noch,

Weitere Kostenlose Bücher