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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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wünsche.
    »Die Reise wird zwei Jahre dauern, und wenn Sie reichlich Bücher mitnehmen, können Sie alles schaffen, was Sie möchten.« Und dann noch die Mahnung: »Kurz gesagt denke ich, dass sich nie eine bessere Gelegenheit bot für einen Mann mit Eifer und Geist.« So spricht ein Freund und Gönner. »Haben Sie nicht den leisesten Zweifel oder Sorgen wegen Ihrer mangelnden Qualifikation«, schließt das Schreiben. »Denn ich versichere Ihnen, Sie sind genau der Mann, nach dem die suchen.«
    Eben erst hat Darwin seine Teneriffareise um ein Jahr verschieben
müssen. Er hat sich schon damit abgefunden, noch einmal zwei Semester Theologie in Cambridge abzusitzen. Und nun das. Noch weiß er keine Details, hat keine Ahnung von der Route. Er kennt auch nicht den Menschen, den er begleiten soll - außer dem einen Satz Henslows: »Kapitän FitzRoy ist ein junger Mann.« Noch muss er den Streit mit seinem Vater durchstehen, der die Reise ablehnt, weil er sie für eine teure Zeitverschwendung hält - und doch eine Hintertür offenhält: »Wenn du irgendeinen Mann von gesundem Menschenverstand finden kannst, der dir den Rat gibt zu gehen, so will ich meine Zustimmung geben.«
    Der Rest ist schnell erzählt. Hätte Darwins Onkel Josiah Wedgwood, der angesehene Porzellanfabrikant und wahrhaft ein Mann von gesundem Menschenverstand, nicht umgehend jeden der acht Einwände seines Schwagers in überzeugender Weise widerlegt und damit den Weg frei gemacht für den Neffen, dann wäre die Evolutionslehre heute wahrscheinlich nicht mit dem Namen Darwin verbunden und die Tagundnachtgleiche in den Gewässern vor Argentinien ohne mein Kerzenlicht geblieben. Doch er hatte das Glück, dass ihm sein Vater im maßgeblichen Moment die Freiheit gab, erstmals allein über seinen Lebensweg zu befinden.
    Darwins Altersgenossen Yuriy Kovalchuk, dem Dritten Offizier an Bord der Aliança Pampas, steht der Schritt aus dem väterlichen Schatten noch bevor. Er ist erst zum dritten Mal auf großer Fahrt und sagt, er wolle Seemann werden, genau wie sein Papa. Der hat als Chefingenieur gar nicht weit von hier auf einem anderen Frachtschiff Heuer gefunden. Vor dem Sohn liegen noch die beiden Ränge des Zweiten und des Leitenden Offiziers, bis er schließlich als Kapitän auf der Brücke das Sagen haben kann. Wenn man ihn allerdings dort sieht, so allein auf der nächtlichen Wache hoch oben über der schwarzen See, dann verwischen sich die Grenzen zwischen Wollen und Sollen, Auftrag und Neigung.
     
    Als Darwin am 12. Februar 1809 auf die Welt kommt, erhält er wie ein Vermächtnis die Vornamen zweier Ärzte - den seines Vaters Robert und den von dessen verstorbenem Bruder Charles. Dem Toten wird die Ehre durch den Rufnamen für den Neffen erwiesen. Auch »Bobby«, wie seine drei älteren Schwestern den Jungen nennen, soll
Arzt werden wie schon sein Vater und dessen Vater. Damit ist bereits das Wichtigste über Darwins Jugend gesagt. Außer, dass er seit seinem achten Lebensjahr ohne Mutter aufwachsen muss. Susannah Darwin, geborene Wedgwood, stirbt im Juli 1817, vermutlich an Bauchfellentzündung. Sie hinterlässt drei Töchter und zwei Söhne. Sohn Charles, der Jüngste, hat sie fast nur krank gekannt. Später wird er sich kaum noch an sie erinnern können. Nach ihrem Tod wird in der Familie nicht mehr von ihr gesprochen.
    Vier Jahre vor Charles hat sie dessen Bruder Erasmus geboren, der mit der Bürde eines bedeutenden Namens ins Leben geht: Der Großvater Erasmus Darwin gehörte als erfolgreicher Arzt, Intellektueller, Dichter und politischer Kopf zu den bekanntesten Männern Englands. In den besseren Kreisen hat der Name Darwin großes Gewicht - er steht für Geist und Liberalität, aber auch für einen robusten Geschäftssinn. Zudem hat sich der Großvater, ohne den Vorgang zu verstehen, bereits Gedanken über Evolution gemacht. Damit hinterlässt er seinen Enkeln einen unerledigten Auftrag, den aber nicht Erasmus, sondern Charles erfüllen wird, nachdem ihn an jenem Tag Ende August 1831 die Chance seines Lebens ereilt.
    Bis dahin hat er sich intuitiv lebensklug allen Festlegungen verweigert. Dem väterlichen Willen hat er sich allenfalls halbherzig gebeugt. Dafür musste er sich vom Vater übel beschimpfen lassen: »Du interessierst dich für nichts außer Schießen, Hunde und Rattenfangen, und du wirst dir selbst und deiner ganzen Familie zur Schande gereichen!« Wie jemand, der lieber auf die Ehe verzichtet, als einen Falschen zu heiraten, lässt

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