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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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nationalsozialistischen Rassendiskriminierung den Steigbügel gehalten, ein nicht tolerierbarer Grenzübertritt. Es geht hier um millionenfachen Genozid jüdischer, körperlich und geistig behinderter und anderer minderheitlich vertretener Menschen, für den ein konstruiertes „Naturgesetz“ als Rechtfertigung herhalten sollte. Mit den von Darwin beschriebenen Entwicklungsregeln hat das überhaupt nichts gemein. Damit ist auch Darwin selbst posthum Opfer kriminellen Handelns geworden – in der Tragweite natürlich nicht mit dem mörderischen Pogrom vergleichbar. Dennoch sind sowohl Darwin als auch die moderne Humangenetik heute mit einem gewissen Makel belastet, da der nationalsozialistische Missbrauch nachwirkt. Gefühlsmäßig ist dies aufgrund der Sensibilität dieser Thematik verständlich, doch darf dies nicht mit einem anklagenden Charakter gegenüber Unschuldigen – konkret gegenüber Darwin sowie die Gesetze von Ethik und Moral beachtenden Humangenetikern – verbunden sein. Wachsamkeit, um neuerliches Unheil zu verhüten, ist allemal geboten. Aber die Verurteilung Darwins oder der Humangenetik insgesamt trägt nichts zu einem verbesserten Schutz bei.
Maus bleibt Maus – wirklich?
    Nach diesem sehr emotional geprägten Kapitel wird es Zeit, sich wieder mit rein sachlichen Fragen zu befassen. Die Entstehung neuer Arten! Niemand kann behaupten, dass dieses zentrale Thema der biologischen Evolution schlechthin en détail geklärt wäre. Die Wissenslücken sind sogar noch recht groß. Die In-vitro-Produktion einer neuen Spezies unter Laborbedingungen ist bis heute nicht geglückt – ethisch begrüßenswert, wissenschaftlich unbefriedigend. Zu komplex scheinen die Mechanismen der Genregulation, um so einfach von findigen Forschergehirnen identifiziert zu werden. Gerade im letzten Jahrzehnt konnten zwar einige völlig neue Erkenntnisse gewonnen werden, gerade im Bereich der Epigenetik. Bis zu einem Gesamtverständnis und der Entwicklung von Anwendungsmethoden ist es jedoch noch ein langer Weg – ein nicht ungefährlicher dazu, wenn skrupellose Profitgeier ihre Hände ins Spiel bringen. All diese Unzulänglichkeiten ändern aber nichts an der gesicherten Erkenntnis, dass im Erbmaterial aller Lebewesen dieselben Bausteine mit gleicher Bedeutung (universeller genetischer Code) verarbeitet sind und die Gensequenzen selbst weiter voneinander entfernter Arten teils nur minimale Unterschiede aufweisen. Diesem Wissen offenbar wenig Beachtung schenkend, leugnet die Anti-Darwin-Fraktion aber hartnäckig die Möglichkeit des Artenwandels bis hin zur Genese neuer Spezies via Genveränderung (durch DNA-Mutation und Rekombination) und anschließender Selektion vorteilhafter Varianten. Ihr Hauptargument: Ganz gleich, wie viele Mutationen ich einem DNA-Abschnitt zufüge und wie umfassend ich die Erbsubstanz eines Individuums rekombiniere, ein Mausgen wird immer ein Mausgen bleiben. Nie wird der kleine „Käsegourmet“ zu einer Ratte oder einer gänzlich neuen Art evoluieren. Blaukraut bleibt Blaukraut und Mausgen bleibt Mausgen! Mit dieser Auffassung rütteln die Darwin-Gegner nicht allein an einer Grundfeste des Abstammungsmodells, sondern am zentralen Faktum der Genetik schlechthin – der Universalität des genetischen Codes! Und diese kann heute eigentlich niemand mehr leugnen. So unterschiedlich Gregor Mendels Erbsen, Konrad Lorenz’ Graugänse oder die Pilze in Nachbars Garten uns auch erscheinen mögen, in ihren Zellkernen sind genau dieselben DNA-Bausteine verarbeitet. Und eine identische Sequenz hat stets die gleiche Bedeutung. Ein DNA-Baustein-Triplett GTA wird bei der Proteinbiosynthese immer in die Aminosäure Histidin umgesetzt, GCA codiert immer Arginin. So hat jede der 64 (3 4 ) möglichen Dreierkombinationen aus vier verschiedenen Bausteinen eine feste Bedeutung – ganz egal, ob der dazu gehörige Trägerorganismus durch einen grauen Rüssel trompetet, der Geliebten als rosiger Liebesbeweis überreicht wird, als Schimmel unser Brot verdirbt oder als Hefezelle im Weizenbier schwimmt. Gene sind konstruktionstechnisch nicht artspezifisch . Das heißt, an einem isolierten Gen, einem DNA-Abschnitt, lässt sich nicht erkennen, ob es aus der Zelle eines Rindes, eines Champignons oder irgendeines anderen Lebewesens stammt. Die Bausteine sind immer dieselben vier, und sie sind stets in gleicher Weise miteinander verknüpft. Einzig die Abfolge variiert und das ist es, was im Zusammenspiel mit der Genregulation die

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