Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Formenvielfalt ausmacht. Auf die Fülle der Variationsmöglichkeiten wurde ja bereits in vorangegangenen Kapiteln ausführlich eingegangen. Festzuhalten bleibt: Konstruktionstechnisch gibt es nur einen Gentypus. Ein kleines Gedankenspiel möge das verdeutlichen. Man stelle sich einen genormten Legokasten mit einem festen Satz von Bausteinen vor und gebe einer Gruppe von Probanden die Aufgabe, einen Turm damit zu bauen. Das Ergebnis dürfte klar sein. Man wird ein weites Spektrum unterschiedlichst gestalteter Bauwerke erhalten, unterschiedlich hoch, verschieden breit, variabel gemustert usw. Kaum zu erwarten, dass zwei völlig identische Türme entständen. An dem einzelnen Produkt aber lässt sich prinzipiell nicht ablesen, ob sein Erbauer ein Junge, ein Mädchen, hell- oder dunkelhäutig, Germane oder Brite oder gar ein Schimpanse war. Dass erfahrungsgemäß ein Franzose eher den Eifelturm imitiert, der Londoner sich vielleicht am Big Ben versucht, spielt hier keine Rolle. Jedem Probanden steht 100 % das gleiche Baumaterial und damit das gleiche Kombinationsspektrum des genormten Legokastens zur Verfügung. Genauso verhält es sich mit den vier Bausteinen der Gene aller Organismen. Das Ausgangsmaterial ist überall dasselbe. Doch was daraus gemacht wird, variiert – bisweilen nur in minimalen Nuancen. Qualitativ sind somit alle Gene gleich und die Behauptung der Darwin-Gegner, ein Mausgen bliebe immer ein Mausgen, entbehrt jeder Logik. Das Gen einer Ratte oder einer ganz neuen Art weist einzig eine veränderte Bausteinsequenz, vielleicht eine andere Gesamtlänge des Gens, ein verschobenes Ableseraster und wahrscheinlich auch ein abweichendes epigenetisches Flaggenmuster auf. Das Argument, durch Mutation und Rekombination von DNA-Sequenzen könnten definitiv nie Artgrenzen überwunden werden, ist mit unserer Kenntnis über die Struktur der Gene, die Wirkung der Epigenome und die Universalität des genetischen Codes, jenes Lexikons, das mit nur vier Buchstaben auskommt, unhaltbar. Diese Fakten sind so sicher nachgewiesen wie die Form unseres Erdballs. Es mag uns banal vorkommen, dass das Wunderwerk Natur auf Bauplänen beruht, die aus dreibuchstabigen Einheiten des Buchstabenquartetts einer universellen Sprache gezeichnet wurden. Aber wie gesagt, die Zahl möglicher Kombinationen übersteigt die Vorstellungskraft unserer Gehirne bei Weitem.
Die artübergreifenden Eigenschaften der Genetik werden heute bereits von uns in Gentechnik und Biotechnologie genutzt. Die Einführung von Resistenzgenen in Nutzpflanzen und die Produktion von Humaninsulin in Bakterienzellen sind nur zwei Beispiele. Schweine- und Rinderinsulin haben zuvor jahrzehntelang zuckerkranken Patienten ein normales Leben ermöglicht. An Methoden zur Tier-Mensch-Organtransplantation wird mit Hochdruck gearbeitet. Wären derartige Anwendungen möglich, wenn es wirklich diese prinzipiellen genetischen Unterschiede, eine artspezifische Genbauweise gäbe, wie sie von den Darwingegnern propagiert wird? Auch abseits dieser von Menschenhand praktizierten, sozusagen artifiziellen zwischenartlichen Beziehungen begegnen uns natürliche Genübertragungen zwischen Artfremden tagtäglich. Warum bereiten uns viele bakterielle und virale Krankheitserreger so viel Pein? Weil ihre Gene sich in unser Erbgut einschleichen, nicht als andersartig entlarvt werden und so unsere zelluläre Synthesemaschinerie „missbrauchen“ können, um ihre Toxine en masse produzieren zu lassen. Das alles ist nur möglich, weil Gene DNA-Abschnitte sind, die in allen Organismen aus den gleichen Bauteilen in gleicher Konstruktionsweise zusammengesetzt sind. Unser Mausgen ist daher nur solange ein Mausgen, wie es unverändert brav seinen zugewiesenen Platz im Mäusegenom einnimmt. Spielt es aber – etwa durch äußere Einflüsse – „verrückt“, ist prinzipiell alles denkbar. Bleibende Veränderungen (Selektion) sind möglich. Sind mehrere Mausgene betroffen, wird es spannend. Wir sind zwar weit davon entfernt, vorhersagen zu können, was dann wirklich passiert. Aber einen Artwandel a priori auszuschließen, stellt alles, was die Genetik in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten, seit dem Wirken Gregor Mendels, an Erkenntnissen gewonnen hat, auf den Kopf. DNA und damit auch die Gene sind prinzipiell keine Gefangenen im Körper spezieller Träger, wenngleich natürlich jedes Individuum je nach Artzugehörigkeit durch einen bestimmten Satz an Genen (sein Genom) charakterisiert ist. Aber
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