Das 5-Minuten-Grauen
»Und du glaubst noch immer, daß bei der Analyse etwas herauskommt?«
»Klar!«
»Dir ist nicht zu helfen.« Dann lächelte sie. »Andererseits ist es besser, hier im Büro zu hocken, als draußen durch den Sturm zu rennen.«
»Dann bleib auch hier.«
Sie strich durch ihr dunkles Haar. »Das wiederum geht nicht. Ich muß noch etwas einkaufen.«
»Vielleicht könnten wir essen gehen.«
»Ja, ja, vielleicht. Wenn du das schon sagst, klappt es sowieso nicht. Das kenne ich zur Genüge.«
»Wie du willst.«
Suko betrat das Büro. Auch er war abmarschbereit. Mit dem Wagen war er nicht gekommen, die U-Bahn rollte unter den Straßen, und dort stürmte es nicht.
Er war natürlich von mir eingeweiht worden und erkundigte sich danach, ob ich ihm Bescheid geben würde, was die Analyse gebracht hatte.
»Klar, ich gebe dir Bescheid.«
»Dann wünsche ich dir viel Spaß.«
»Ich auch«, sagte Glenda.
Beide verschwanden, Glenda winkte noch. Allein blieb ich zurück und legte die Beine auf den Schreibtisch.
Am Morgen war ich bei Rita gewesen, danach ins Büro gefahren und hatte die unbekannte Masse unseren Wissenschaftlern überlassen, die sich augenblicklich an die Analyse machen wollten. Bisher lag kein Ergebnis vor. Mich jedenfalls hatte man noch nicht angerufen. Ich rauchte eine Zigarette und schaute den blaugrauen Wolken nach, wie sie sich verteilten. Hin und wieder drang ein scharfes Brausen und Pfeifen an meine Ohren, wenn wieder eine Bö durch die Straßenschluchten der Millionenstadt tobte. Auch Sir James, unseren Chef, hatte ich eingeweiht. Der konnte sich ebenfalls kein Bild machen und hatte nur die Schultern gehoben.
»Warten wir die Analyse ab, John.«
Das tat ich nun seit einigen Stunden. Ich wollte auch nicht unbedingt anrufen, die Kollegen von der Wissenschaft sollten schon genügend Zeit bekommen, um gründlich zu forschen.
Fünf Minuten ungefähr waren Suko und Glenda weg, da meldete sich das Telefon. Ich rechnete mit dem Wissenschaftler, doch Rita war am Apparat. Sie meldete sich mit vollem Namen und hieß Rita Wilson.
»Haben Sie schon etwas erreicht, Mr. Sinclair?«
»Leider nicht.«
Ihre Enttäuschung war zu hören. »Allmählich werde ich nervös, wenn Sie verstehen?«
»Das bin ich auch.«
»Wissen Sie, ich habe es hin und her gedreht. Ich habe nachgedacht, aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.«
»Das kann ich Ihnen nachfühlen.«
»Ich will nicht unhöflich sein, Rita, aber sie blockieren im Moment die Leitung.«
»Sorry, ich rufe später an.«
»Gewiß.« Nachdenklich legte ich auf. Was ich von dieser rothaarigen Frau zu halten hatte, wußte ich nicht. Stand sie wirklich so gut zu dieser toten Dora, wie sie mir gesagt hatte? Vorerst mußte ich es glauben. Ein Klopfen an der Tür unterbrach meinen Gedankengang. Auf mein
»Come in« betrat Dr. Dr. Winston Slide das Büro, ein Mann, der auf den Gebieten Chemie, Biologie und der physikalischen Chemie als Spitzenkraft angesehen werden mußte. Ersah nicht aus wie ein trockener Wissenschaftler, der nur seine Formeln kannte. Der Kurzhaarschnitt paßte zu ihm, er machte aus dem Mann den Typ Sonnyboy. Tatsächlich trieb er viel Sport, worauf auch die breiten Schultern schließen ließen.
»Darf ich mich setzen?«
»Sicher.«
Dr. Slide ließ sich auf Sukos Platz nieder. Dann stellte er das Glas auf den Schreibtisch. »Und?« fragte ich.
»Sie sitzen auch gut, Mr. Sinclair?«
»Klar.«
»Dann halten Sie sich trotzdem fest.« Mit dem Zeigefinger deutete er auf das Gefäß. »Was sich in seinem Innern befindet, sieht aus wie Teer, das aber ist es nicht.«
»Sondern?«
Er machte es spannend, indem er noch einmal tief Luft holte. »Das sind die Überreste eines Menschen.«
Ich saß da und bewegte mich nicht. Selbst die Augen blieben starr.
»Was soll das sein?« flüsterte ich nach einer Weile.
»Die Überreste einer Frau, Mr. Sinclair.«
»Da sind Sie sich sicher, Doktor?«
Slide lachte. »Natürlich. Ich habe sogar Überstunden eingelegt, weil ich die Analyse ein zweites und ein drittes Mal nachvollzog. Ich bin mir sicher, sicherergeht es einfach nicht. Was Sie vorsieh im Gefäß sehen, sind die Überreste eines Menschen, der - und jetzt hören Sie genau zu — zerflossen ist.«
Ich staunte ihn an. »Zerflossen, sagen Sie?«
»Richtig.«
Vom Magen her drängte etwas in Richtung Kehle. »Das… das kann ich nicht begreifen. Sie sind der Experte. Können Sie mir keine Erklärung für dieses Phänomen geben?«
»Nein, aber
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