Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
PROLOG
„Hi.“ Eine
Frau stand in der Tür, und nach ihrer kehligen Stimme zu urteilen, war sie
Amerikanerin. „Sind Sie zufällig Payann?“
Paen
erschauderte ob der falschen Aussprache seines Namens und sah von einem
zerfledderten Manuskript auf. Die Frau musste aus dem Süden der USA kommen.
Niemand sonst würde seinen Namen derart verzerren. „Ich bin Paen, ja. Was kann
ich für Sie tun?“
„Hi“, sagte
die Frau abermals und betrat den Raum. „Ich bin Clarice Miller“, stellte sie
sich mit einem strahlenden Lächeln vor.
Paen
musterte sie argwöhnisch und fragte sich, wessen Eroberung sie wohl war, als
sie ihr sexy, beinahe durchsichtiges Kleid glatt strich und mit wiegenden
Hüften durch den Raum schritt, was sie vermutlich für äußerst verführerisch
hielt. Daniels vielleicht? Nein, Danny bevorzugte Rothaarige, und diese Frau
hatte eine goldbraune Lockenmähne, die ihr bis über die Schultern reichte.
Finns? Clarice lächelte ihn noch ein bisschen strahlender an, als sie vor
seinem Schreibtisch stehen blieb. Sie könnte zu Finn gehören, dachte Paen, aber
sein mittlerer Prüder stand eher auf natürliche Frauen, auf Hexen und
Wicca-Priesterinnen. Clarice sah aus, als käme sie direkt aus einem teuren
Schönheitssalon oder einer noblen Wellness-Oase. Was bedeutete, dass sie nur
...
„Avery
sagte, Sie sind der Besitzer von Castle Death?“ Sie legte den Kopf schräg und bedachte
ihn mit einem Augenaufschlag, der ihn an Prinzessin Diana erinnerte. Bei der
verstorbenen Prinzessin hatte dieser Blick sehr charmant gewirkt - bei der
Amerikanerin, die sich vor ihm aufgebaut hatte, allerdings weniger.
Obwohl ihm
die ungebetene Besucherin lästig war, blieb er freundlich. „Mein Vater ist der
eigentliche Besitzer des Schlosses - das übrigens de Ath heißt, nicht
Death -, aber er ist mit meiner Mutter in Bolivien und ich bin sein
Stellvertreter. Wenn Sie also eine Frage bezüglich des Anwesens haben, werde
ich mich bemühen, sie Ihnen zu beantworten.“
Clarice fuhr
mit ihren feuerrot lackierten Fingernägeln an der Kante des
Rosenholzschreibtischs entlang. „Ihr Daddy ist in Bolivien? Ist ja interessant.
Und Sie
müssen hier alles regeln, weil Sie der älteste Sohn sind? Das ist bestimmt viel
Arbeit! Avery hat gesagt, die Ländereien erstrecken sich kilometerweit um das
Schloss.“
Paen stieß
einen kleinen unhörbaren Seufzer aus. Diese Frau war also nur auf Geld aus. In
letzter Zeit hatte Avery immer wieder Frauen mit nach Hause gebracht, die sich
mehr für den Familiensitz und den dahinter vermuteten Reichtum interessierten
als für die Männer, die dort lebten. „Ja, wir haben ein bisschen Land. Und, ja,
die Verwaltung des Anwesens kostet einiges an Mühe, aber da mir die Arbeit Spaß
macht, ist es keine Last für mich. Aber was kann ich denn nun für Sie tun?
Haben Sie irgendeine Frage?“ Er warf einen Blick auf das alte Manuskript, das
vor ihm auf dem Tisch lag, und wünschte sich nichts sehnlicher, als in Frieden
gelassen zu werden, damit er es zu Ende übersetzen konnte.
„Nun, das
ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich bin hier, um Ihnen zu helfen“,
entgegnete sie und schob das Manuskript zur Seite, um sich auf die
Schreibtischkante zu setzen. Ihr Lächeln nahm den Charakter eines eindeutigen
Angebots an. „Ich dachte, ich könnte Ihnen vielleicht behilflich sein ...“ Sie
hielt inne und warf einen Blick auf seinen Schritt. „Bei allem, was Sie so
brauchen. Wie man mir sagte, bin ich sehr gut in dem, was ich tue.“
Paen lehnte
sich zurück, als sie die Beine übereinanderschlug. Dafür, wie das Kleid dabei
scheinbar unbeabsichtigt ihre Oberschenkel hochrutschte, hatte sie eine glatte
Eins verdient. Wusste sie, was er und seine Brüder wirklich waren? Oder war sie
nur auf eine Affäre mit einem echten Schotten aus, wie man es den
amerikanischen Touristinnen nachsagte? „Und wobei genau wollen Sie mir
behilflich sein?“
„Ach, bei
diesem und jenem“, entgegnete sie und leckte sich mit ihrer kleinen rosa Zunge
die Unterlippe. Paen beobachtete ihre Annäherungsversuche mit einer gewissen
Belustigung. „Das liegt ganz bei Ihnen. Ich bin für alle Vorschläge offen.“
Sie beugte
sich vor und gewährte ihm freie Sicht auf ihre üppigen Brüste.
Als Mann
fühlte er sich dazu verpflichtet, sie einen Augenblick lang zu bewundern.
Nachdem er damit fertig war, schenkte er Clarice ein knappes bedauerndes
Lächeln. „Das glaube ich Ihnen. Aber ich muss Sie leider enttäuschen.
Weitere Kostenlose Bücher