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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Vorndran
    BLUTFEUER
    Franken Krimi
    ISBN 978-3-86358-015-5
    »Wer sich ins ›Blutfeuer‹ begibt, sollte mit einem ausgeprägten Sinn für skurrilen, tiefschwarzen Humor ausgestattet sein. Denn der Öko-Thriller eskaliert zum satirisch-sarkastischen Action-Krimi, der von der Provinz-Posse bis zur Splatter-Orgie so ziemlich alle Register zieht - ein B-Movie zum Lesen, sozusagen.«
    Neue Presse

Leseprobe zu Helmut Vorndran,
BLUTFEUER
:
    Besuchszeit
    Das ehemalige
Benediktinerkloster St. Getreu lag eingebettet im diffusen Dämmerlicht der
Außenlaternen hoch über Bamberg und ertrug diesen Sommer so gut es ging. Die
Nacht war klar an diesem Dienstag, Anfang Juli, und obwohl es schon auf drei
Uhr morgens zuging, hatte die schwüle Luft immer noch sechsundzwanzig Grad. Die
schmale Sichel des Mondes beleuchtete nur schwach die Nacht des heißesten
Tages, den Bamberg je gesehen hatte. Es hatte schon Sommer in der Domstadt
gegeben, da wäre es jedem recht gewesen, wenn die Temperatur wenigstens ab und
zu auch nur die Zwanziggradmarke übertroffen hätte.
    Doch diese Zeiten waren nun
offensichtlich vorbei. Die Vorboten der globalen Klimaveränderung hatten
Deutschland erfasst und seit vielen Wochen mit einem subtropischen Klima
beglückt. Wobei das Glücksempfinden sich in Grenzen hielt. Speziell der
südliche Teil der Republik steuerte langsam, aber sicher auf ungeahnte
Katastrophenszenarien zu. Es hatte bereits etliche Hitzetote gegeben, täglich
hörte man von ausgebrochenen Waldbränden, und das Wasser wurde in manchen
Gegenden Deutschlands allmählich knapp. Vor allem in den neuen Bundesländern
und Nordbayern drohte bei über vierzig Grad im Schatten – und das wochenlang –
eine Dürre ungekannten Ausmaßes. Die Wasserwerke vieler Städte hatten bereits
mit drastischen Rationierungsplänen begonnen, da sich erst in einer knappen
Woche ein Ende der außergewöhnlichen Hitzeperiode in Form einer Kaltfront
abzuzeichnen schien.
    Das Hoch »Erasmus« hatte
sich wie zäher Sirup über Mitteleuropa ergossen und machte keinerlei Anstalten,
einen längst fälligen Ortswechsel vorzunehmen. Im Gegenteil. Die Meteorologen
befürchteten für die nächsten Tage ein weiteres Ansteigen der Temperaturen auf
fast fünfundvierzig Grad im nordbayerischen Raum und warnten vor immer
ernsteren gesundheitlichen Schäden für die Bevölkerung durch Hitze und Ozon.
    Der gemeine Bamberger
versuchte die missliche Temperaturkonstellation durch intensivierten
Kellerbesuch zu bekämpfen. Zur Freude der Wirte und des Bierpreises. Diese
Vorgehensweise war seit Generationen in Franken Tradition. Wenn Schwierigkeiten
jedweder Art den Lebensalltag erschwerten, wurden diese mit dem einen oder
anderen zusätzlichen Seidla bekämpft. Die Probleme waren dann zwar immer noch
da, aber sie machten einem nicht mehr so viel aus. Doch langsam kam es zu
Zuständen, die in Bamberg gern schon mal zu einer Revolte des Bürgertums
geführt hatten: Das Bier wurde knapp. Das Brauwasser für die Brauereien wurde
inzwischen rationiert, da die Tiefbrunnen der Trinkwasserversorgung an der
Leistungsgrenze pumpten. Wenn Bier in Bayern nicht als Grundnahrungsmittel
gelten würde, hätte man die Produktion schon längst einstellen müssen. Sein
Auto waschen, Rasen sprengen oder Felder bewässern durfte man schon länger
nicht mehr, aber kein Politiker im Bamberger Landkreis würde ein Brauverbot verhängen,
da hätte er auch gleich seinen eigenen Hartz- IV -Antrag
ausfüllen können. Wenn er denn seine fatale Entscheidung überhaupt überlebt
hätte. Zu einer Wahl brauchte er jedenfalls in ganz Franken nicht mehr
antreten.
    Nichtsdestotrotz begannen
die Bamberger allmählich zu begreifen, dass es demnächst womöglich ein Leben
ohne Bier geben würde. Nicht auszudenken, aber wahrscheinlich bald harte
Realität, wenn man nicht mit Hamsterkäufen vorgesorgt hatte. Oder um es frei
nach Rilke auszudrücken: »Wer jetzt ohne Bier ist, wird es lange bleiben.«
    Mit dem Biernotstand hatte
die globale Erderwärmung also auch die robustesten Bamberger Gemüter erreicht.
Ohne Bier war es endgültig zu heiß.
    Auch das Klinikum St. Getreu
hatte den Kampf mit dem Wettergott aufgenommen und versuchte die Patienten so
gut es ging bei vertretbaren Temperaturen unterzubringen. Speziell das
Seniorenheim im Altbau war ein schwieriger Fall, da die dortige Klimaanlage auf
derartig anormale Temperaturen in keiner Weise vorbereitet war. Tagsüber wurden
die Altenheimbewohner deshalb auf andere

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