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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Sutherland zu finden und zu versuchen, ihn herauszubringen. Das wird meine Aufgabe sein, denn dazu werden wohl eher DBDG-Muskeln nötig sein als cinrusskische Sympathie, um ihn durch diesen Tunnel zu transportieren.“
    „Ich stimme dir zu, Freund Conway“, sagte Prilicla, der bereits den Korridor zurück zu der Öffnung betrat. „Nur selten bisher habe ich einem Vorschlag mit mehr Enthusiasmus zustimmen können …“
    Die erste Überraschung, als Conway die Schleuse hinter sich gelassen hatte, war, daß es dort Licht gab. Er fand sich in einer weiträumigen Kabine, die, nach den Überbleibseln der Ausrüstung an Decke und Wänden zu urteilen, einmal der Versammlungs- und Aufenthaltsraum gewesen war. Verschiedene Gegenstände, die ursprünglich einmal anderen Zwecken gedient hatten, waren zu Betten und Liegen umgewandelt worden, mit Halterungen, die ein Schlafen auch im Zustand der Schwerelosigkeit gewährleisteten. Der gesamte Boden der Halle, in der einige unter Plastikhüllen verborgene Pflanzen standen, die sogar teilweise noch grün waren, war übersät mit Möbeln, Stühlen und Betten, alle für gravitationsfreie Funktion modifiziert. Es sah aus, als seien einstmals an die zweihundert Überlebende, zusammen mit ihren Nachkommen, in dieser Kabine zusammengepfercht gewesen. Das Aussehen des ganzen Raumes deutete darauf hin, daß sie über einen längeren Zeitraum hier gehaust hatten. Als zweite Überraschung erkannte er: Sie hatten keinerlei Spuren ihrer einstigen Anwesenheit hinterlassen, abgesehen von den Möbeln. Wo waren die Leichname dieser längst toten Überlebenden der Katastrophe?
    Conway fühlte seine Kopfhaut prickeln. Er drehte das Volumen seiner Außenlautsprecher auf maximale Lautstärke und brüllte mit alle Gewalt: „Sutherland!“
    Keine Antwort.
    Conway durchquerte den Raum bis zur gegenüberliegenden Wand, wo sich zwei Türen befanden. Eine davon stand einen Spalt weit offen, Licht schien dahinter. Als er neben ihr zum Stillstand kam, wußte er, daß es sich um die Schiffsbücherei handelte.
    Es waren nicht nur die langen Reihen der Bücher und Bandspulen, die die Wände des kleinen Raums bedeckten, oder die Leseeinrichtungen, die mitten im Raum standen, auch nicht die modernen Bandaufzeichnungsgeräte der Tenelphi, die nun achtlos im Raum umherschwebten. Er wußte, es war die Bücherei, als er den Schriftzug auf der Tür hatte lesen können, wie er auch den Namen unter dem Schiffswappen am anderen Ende der Halle lesen konnte. Als er dieses prächtige Wappen ansah, da wurde ihm auf einmal alles ganz klar.
    Er wußte, warum die Tenelphi in Schwierigkeiten geraten war, warum die Offiziere ihr Schiff verlassen hatten, wegen dieses Gebildes, und nur ihren Schiffsarzt als Wache zurückgelassen hatten. Er wußte, warum sie so hastig zurückgekehrt waren, warum sie krank waren und warum es so wenig gab, was er oder ein anderer für sie tun konnte. Er wußte auch, warum Chirurg-Leutnant Sutherland Schmiere statt Leuchtfarbe verwendete, und er hatte auch eine schwache Vorstellung von der Situation, mit der der Arzt sich konfrontiert gesehen hatte und die ihn zurück auf dieses Schiff trieb. Er wußte es, weil der Name dieses Schiffes, wie auch sein Wappen, in den Geschichtsbüchern der Erde auftauchten und auch in denen jedes von der Erde besiedelten Planeten.
    Conway schluckte, blinzelte den Nebel weg, der sich kurzzeitig vor seinen Augen gebildet hatte, und entfernte sich aus dem Raum.
    Die Schriftzeichen auf der anderen Tür hatten ursprünglich gelautet: Sportausrüstungs-Kammer, doch das hatte man durch Krankenanstalt ersetzt. Als er sie öffnete, fand er das Innere ebenfalls erleuchtet, wenn auch nur schwach.
    Entlang den Wänden hatte man alle ursprünglichen Behälter für Sportgeräte mit Decken ausgerüstet und zu Betten umfunktioniert, von denen zwei belegt waren. Die Körper, die darin lagen, waren fast bis zur Deformation entstellt, teilweise durch Mißbildungen, teilweise aber wohl auch, weil sie ihr ganzes Leben in der Schwerelosigkeit verbracht hatten. Anders als die ausgetrockneten Körper, die er und Prilicla in den äußeren Regionen gefunden hatten, befanden sich diese beiden in einer Atmosphäre, und die Verwesung hatte bereits eingesetzt. Der Prozeß war noch nicht sehr weit fortgeschritten, man konnte die DBDG-Klassifikation der beiden Gestalten noch deutlich erkennen. Es handelte sich um einen alten Mann und ein Kind, ein Mädchen, beides Erdmenschen, ihr Tod mußte erst in

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