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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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für ihre Flucht.«
    »Es könnte nicht sein, dass er sie zwingt, mit ihm zu reiten?«, fragte Rinaldo.
    »Nein, die Frau hat gesagt, dass sich die beiden sehr gut verstehen.« Julian hob vielsagend die Augenbrauen.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen!«, widersprach Rinaldo mit Überzeugung.
    »Die Viviana, die Sie kennengelernt haben, Rinaldo, gibt es nicht mehr. Sie hat sich erinnert und ist ein anderer Mensch geworden.«
    »Trotzdem ist sie auch der Mensch, den ich in dem Fischerdorf getroffen habe. Sogar gerade dieser Mensch.«
    Julian schüttelte den Kopf.
    »Ich wünschte, Sie hätten recht, aber sogar Viviana würde Sie auslachen.« Er stand auf. »Die Frau, die hier zufällig alles Mögliche sieht und hört, hat gesagt, dass sie nach London wollten. Emmitts Informationen waren also richtig. Thorn wird vermutlich auch in Westminster vorsprechen wollen, um sicherzustellen, dass sein Plan wirklich funktioniert. Er muss den Kardinal überzeugen und die Sache im richtigen Licht darstellen, da kann er sich nicht auf Miller verlassen.«
    »Wie wollen Sie aus der Sache wieder herauskommen, Julian?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber London ist in jedem Fall unser Ziel. Dann muss ich abwarten, was Thorn vorhat.«
    »Ich kann nicht abwarten, was der Mann vorhat, ich muss das wiederbekommen, was er mir weggenommen hat«, sagte Rinaldo mit Nachdruck. Julian sah die Entschlossenheit in seinen sanften Augen.
    »Wenn wir etwas erreichen wollen, Rinaldo, müssen wir zusammenarbeiten.«
    Der Spanier schwieg, und Julian setzte sich neben ihn und wartete. Schließlich sagte Rinaldo, und es fiel ihm sichtlich schwer: »Ich habe einen Eid geschworen, diesen Anhänger in Saint Albans an jemanden zu übergeben. Ehe ich diesen Auftrag nicht erfüllt habe, kann ich nicht nach Hause zurückkehren.«
    »Was ist das für ein Anhänger?«
    »Es ist etwas, das ich vor einer Ewigkeit im Heiligen Land unrechtmäßig behalten habe, und mein Herr besteht darauf, dass ich es zurückgebe.«
    »In Saint Albans?«
    Rinaldo schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich sollte es dort jemandem anvertrauen, der es auf seiner Reise nach Jerusalem mitnehmen würde.« Er seufzte tief. »Diesen Mann habe ich verpasst. Ich weiß nicht, wie ich den Auftrag doch noch erfüllen kann, aber zunächst muss ich den Anhänger wiederbekommen.«
    »Und diese Männer, die uns im Wald überfallen haben?«
    »Dieses Ding, was ich zurückgeben soll, ist für einige Leute von sehr großer Wichtigkeit. Von so großer Wichtigkeit, dass sie dafür morden und brandschatzen und foltern.«
    »Aber wenn Sie diese Sache schon vor so langer Zeit gestohlen haben, wieso wird dann erst jetzt danach gesucht?«
    »Ich habe den Anhänger nicht gestohlen!«
    »Verzeihung, aber etwas ›unrechtmäßig behalten‹ halte ich für stehlen.«
    Rinaldos lange Finger öffneten und schlossen sich um den leeren Bierkrug.
    »Ich war ein Knabe. Es wurde mir anvertraut, und ich habe es nicht weitergegeben. Dann habe ich es einfach vergessen. Diese Leute suchen seit mehr als dreißig Jahren danach, aber das wusste ich nicht.«
    »Wer sind diese Männer?«
    »Ich weiß es nicht genau. Sie gehören zu einer Art Geheimbund. Alles, was ich weiß, ist, dass der Anhänger auf keinen Fall in ihre Hände geraten darf.«
    Julian schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Aber Sie müssen doch wissen, mit wem Sie es zu tun haben! Wie können Sie sich denn sonst vor den Verfolgern schützen?« Er war inzwischen sehr neugierig geworden, und wenn diese Unbekannten ebenfalls in seinen Angelegenheiten mitmischten, dann wollte er gerne so viel wie möglich über diesen zusätzlichen Feind wissen. Aber der Spanier seufzte nur müde.
    »Ich weiß nicht, warum dieses Ding so wichtig ist. Es ist mir auch gleichgültig. Ich will nur wieder nach Hause zurückkehren können.«
    Wenig später brachen sie auf. Sie würden London heute nicht mehr erreichen, aber Julian wollte so weit wie möglich an die Stadt herankommen.
    Emmitt rüttelte an Terrences Schulter. Zahlreiche Hähne hatten bereits gekräht, aber der Mann schlief, die Arme über seiner Brust verschränkt, auf einer der Bänke vor dem kalten Kamin.
    »Ein Eimer Wasser, das würde schneller gehen«, stellte Miller missgelaunt fest. Emmitt hatte ihm von ihrer zusätzlichen Befragung des Gefangenen erzählt, und das hatte ihm gründlich die Laune verdorben.
    »Terrence!«
    »Was denn?«
    Emmitt trat überrascht einen Schritt zurück.
    »Du bist wach?«
    »Kein Mensch kann

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