Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
großen Häuser kochen natürlich vor Wut, aber Varana kontrolliert die Legionen, und da liegt nun einmal die wahre Macht in Tolnedra. Die Honethiter, die Horbiter und die Boruner haben alle (murrend) den üblichen Treueid geschworen. Die Vorduvier indes weigern sich hartnäckig, ihm Treue zu schwören. Ich fürchte, mein Freund wird gezwungen sein, diese Angelegenheit zu bereinigen, bevor er sich seines Throns sicher sein darf. Ein zurückkehrender Seemann hat mich davon in Kenntnis gesetzt, daß Prinz Kheldar, der sich vor aller Welt wie ein Staatsoberhaupt gebiert, 'Zakath einen offiziellen Besuch in der malloreanischen Kaiserstadt Mal Zeth abgestattet hat. Der Seemann war mit den Einzelheiten ihrer Gespräche selbstverständlich nicht vertraut, aber seine Wiedergabe von Kheldars Schadenfreude nach den Begegnungen kann nur meine Auffassung erhärten, daß der verschlagene kleine Dieb ein vorteilhaftes Handelsabkommen mit dem malloreanischen Thron abgeschlossen hat. Ich kann nur hoffen, daß Kheldar nie vergessen wird, daß er ein Alorner ist. Schon wieder Ärger in Arendien. Der Baron von Vo Ebor, der in der Schlacht von Thull Mardu schwer verwundet wurde, ist im vergangenen Winter verschieden. Sein Erbe, ein Neffe, übte seine Autorität als neuer Baron aus und versprach die Hand der Witwe Nerina einem seiner Speichellecker. Mandorallen, der Baron von Vo Mandor, entschloß sich, an diesem Punkt einzuschreiten. Er marschierte in die Baronie von Vo Ebor ein und nahm die trauernde Witwe in ›Schutzhaft‹. Mehrere Ritter unternahmen den übereilten Versuch, den Heimritt des großen Mannes zu verhindern. Wenn ich recht verstehe, waren die Verluste beträchtlich. Das arendische Katastrophenpotential hat wieder einmal voll zugeschlagen. Zwischen den beiden Baronien herrscht nun der Kriegszustand, und der übrige mimbratische Adel schlägt sich auf eine der beiden Seiten. Mandorallen hat sich in die Festung von Vo Mandor zurückgezogen, wo er seiner entführten Dame den Hof macht, und der neue Baron von Vo Ebor, der sich, wie es scheint, von seinen Wunden erholen wird, heult vor Wut. Korodullin ist außer sich, und Lelldorin von Wildantor, heißblütig wie eh und je, stellt in Asturien ein Heer auf, um seinem alten Waffenfreund zu Hilfe zu eilen. Arender können aus purem Zufall größeres Unheil anrichten als die meisten von uns mit voller Absicht.
Taiba, die Frau Relgs des Zeloten, hat diesen Herbst Zwillingstöchtern das Leben geschenkt. Sie scheint die Absicht zu haben, Maragor ganz allein wieder zu bevölkern. Die üblichen gegenseitigen Geschenke zu solchen Anlässen gehen mir allmählich an den Geldbeutel. Mein Sohn kann jetzt laufen. Zur Feier des Tages gab ich ihm einen winzigen Becher Dünnbier. Jetzt redet Islena nicht mehr mit mir.
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Varanas Probleme in Tolnedra nehmen zu. Die Vorduvier weigern sich hartnäckig, ihn anzuerkennen, und lassen keine kaiserlichen Steuereintreiber mehr nach Nordtolnedra. Statt dessen haben sie die Steuererhebung an sich gerissen, und die eigentlich dem Kaiser zustehenden Beträge wandern in die Schatzkeller der vorduvischen Familienpaläste. Das Recht der Steuererhebung ist das am höchsten zu veranschlagende Hoheitsrecht einer jeden Regierung, und jede Einmischung in diese Regalie kommt einer offenen Kriegserklärung an die Zentralregierung gleich. Ganz Tolnedra hält den Atem an und fragt sich, wie Varana auf diese Herausforderung der Vorduvier reagieren wird. Seine Situation gestaltet sich schwierig. Offensichtlich zögert er, die Legionen in die Nordprovinzen zu entsenden, um seine Autorität mit dem Schwert wiederherzustellen. Sein Anspruch auf den Thron ist bestensfalls dürftig, und eine harte Vorgehensweise gegen die vorduvischen Empörer würde ihm rasch den Ruf eines Tyrannen verschaffen. Auf der anderen Seite kann er eine solche Herausforderung auch nicht ungestraft hinnehmen. Ich leide mit ihm in diesen schwierigen Zeiten. Auf Ersuchen König Korodullins von Arendien ist Belgarion in dieses Königreich gesegelt, um in der Fehde zwischen den Baronien von Mandor und Ebor zu vermitteln. Er traf auf sie, als sie sich auf der Ebene von Südarendien zur Schlacht aufstellten. Anfänglich übertönte der Kampflärm die Stimme unseres jungen Freundes, der die Kampfhandlungen einzustellen versuchte. Mit der Zeit wurde er gereizt. Ich nehme an, das liegt in der Familie. Dieselbe Gereiztheit habe ich schon bei mehreren Gelegenheiten an Belgarath beobachten können.
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