Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
Durcheinanders hatte Adrian plötzlich das eigenartige Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden. Als er sich eilig umschaute, bemerkte er eine Gruppe Männer, die ungefähr fünfzig Meter hinter ihm in die gleiche Richtung unterwegs waren. Ihre Gesichter konnte er im Zwielicht nicht erkennen, da die Sonne inzwischen fast vollständig hinter dem Horizont verschwunden war. Doch irgendwas sagte ihm, dass sie etwas von ihm wollten, und zwar bestimmt nichts Gutes! Also beschleunigte er seinen Schritt und stolperte dabei beinahe über die Fußbank eines Schuhputzers, der auf Kundschaft wartend am Straßenrand saß. Doch der Abstand zu seinen Verfolgern vergrößerte sich nicht merklich.
Ohne Vorwarnung blieb Adrian jetzt stehen, um sie herankommen zu lassen und zu sehen, wie sie reagieren würden. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin zerstreute sich die Gruppe. Ein paar von ihnen gingen in ein Geschäft, andere blieben stehen und schauten scheinbar teilnahmslos in den Himmel, andere wechselten die Straßenseite oder begannen mit den Straßenhändlern zu feilschen. Und so sehr sich Adrian auch anstrengte, schon im nächsten Moment konnte er sie nicht mehr von den vielen Menschen unterscheiden, die um sie herum waren, so perfekt hatten sie sich in das allgemeine geschäftige Treiben integriert. Doch sobald sich Adrian wieder in Bewegung setzte, lösten sich die Gestalten auch wieder aus der Menge und folgten ihm in sicherem Abstand.
Im Laufen holte er Hermann, den er wieder in seiner Jacke trug, heraus und gab ihm den Auftrag herauszufinden, wer diese Leute waren. Er selbst lief einfach weiter und schaute nur ab und zu kurz zurück, um nicht plötzlich und unvorbereitet eingeholt zu werden. Schon bald war Hermann wieder da und berichtete, dass es scheinbar eine kriminelle Bande war, die ihm folgte. Vielleicht hatte ja sein fremdes Aussehen ihr Interesse geweckt. Waren es nur einfache Kriminelle, würde er trotz ihrer Überzahl sicher mit ihnen fertig werden. Wie Anhänger der Schwarzen Hexe sahen sie jedenfalls nicht aus. Schließlich wusste Adrian, dass die auch noch immer hinter ihm her waren. Doch hier, so weit weg von zu Hause, konnten sie ihn auf keinen Fall so schnell aufgespürt haben. Aber konnte er sich da sicher sein? Vielleicht hatten die Verschwörer von G'Marbor ja auch Verbündete in anderen Teilen der Welt? Und vielleicht sogar hier? Andererseits wäre es auch möglich, dass sie Schergen der Voodoo-Hexe Baba waren, die sich an ihm rächen wollten, weil er Shirley geholfen hatte. Wie er deren Zaubermächten gegenübertreten könnte, wusste er überhaupt nicht.
Also entschloss er sich, sein Heil erst einmal in der Flucht zu suchen. Vielleicht würde es ihm ja gelingen, sie abzuschütteln. Ohne sich noch einmal umzusehen, rannte Adrian los und überquerte die dicht befahrene Straße. Mit quietschenden Reifen und lautem Hupen versuchten die Autos, ihm auszuweichen. Ein Motorradfahrer musste so stark bremsen, dass er über das Lenkrad flog. Adrian konnte im Rennen gerade noch einen Schutzzauber zwischen ihn und einen entgegenkommenden Lastwagen setzen, sodass er nicht gegen diesen geschleudert wurde, sondern auf einen mit Heu beladenen Eselskarren flog. Ohne anzuhalten, rannte er weiter in eine dunkle Seitenstraße. Rechts und links der Straße erhoben sich dicht aneinandergereihte, mehrgeschossige Häuser. Der Verkehr war hier zwar wesentlich weniger dicht, doch war es trotzdem nicht leicht, auf der fußweglosen Straße zwischen den zum Teil kreuz und quer fahrenden Autos und Motorrädern hindurchzurennen und dabei mit niemandem zusammenzustoßen. Hermann, der jetzt neben Adrian herflog, behielt die Verfolger, die nun ihre Tarnung in der Menge verlassen hatten und offen hinter ihm her rannten, im Auge und versorgte ihn mit Informationen über sie, sodass Adrian sich voll und ganz auf den Weg konzentrieren konnte. So sehr er sich auch anstrengte, gelang es ihm einfach nicht, sie abzuschütteln. Sie blieben ihm dicht auf den Fersen. Lange würde er das schnelle Tempo aber nicht mehr durchhalten können.
Als der Weg sich vor ihm gabelte, blieb ihm keine Zeit zum Überlegen, welche der zwei Möglichkeiten er wählen sollte. Kurzerhand nahm er den Linken. Hätte er einen Blick auf seine Karte geworfen, die eilig zusammengerollt in seiner Tasche steckte, wäre ihm sofort aufgefallen, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Doch auch so stellte er schon nach wenigen Metern mit Entsetzen fest, dass es vor ihm
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