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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Suse an, die mit ihrer Mutter im südlichen Schwarzwald fast nur arme Leute als Kundschaft hat. Baden-Baden dagegen … So einen feinen Samenstrich hat kaum einer!« Wenn Flora erst einmal sah, wie prunkvoll die Stadt war, würde sie bestimmt auch begeistert sein, dachte Hannah voller Hoffnung.
    Â»Wohin gehen wir eigentlich? Ich wäre lieber weitergefahren …«
    Hannah lächelte. »Ich möchte dir ein wenig von der Stadt zeigen. So anstrengend war die Zugfahrt nicht, als dass wir nicht ein paar Minuten zu Fuß gehen könnten, oder?«
    Â»Wenns sein muss …« Seufzend packte Flora Leinentasche und Zwerchsack, Hannah nahm den Koffer, und dann stapften sie über eine der Brücken, die über die Oos führten.
    Â»Das hier ist das sogenannte Conversationshaus.« Hannah zeigte auf ein großes Gebäude zu ihrer Seite. »Hier ist die berühmte Spielbank untergebracht, aber es gibt darin wohl auch Tanzsäle, ein feines Restaurant und was weiß ich noch.«
    Flora verzog den Mund. »Ziemlich pompös, oder?«
    Hannah beschloss, den nörgeligen Ton zu ignorieren. »Du wirst sehen, Baden-Baden hat viele schöne Seiten! Es ist außerdem ein sehr sicheres Reisegebiet, wir werden in einem guten Gasthof mit einer netten Wirtsfrau wohnen – was willst du mehr?« Hannah schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen, dass sie hier in der Eiseskälte dieses Gespräch führten. Nach all den zermürbenden Gesprächen derselben Art, die sie über Weihnachten und Neujahr hinter sich gebracht hatten. Manchmal fragte sie sich, ob Helmut und sie nicht zu gutmütig waren.
    Als von Flora keine Antwort kam, fuhr Hannah fort: »Wie du weißt, hat dein Vater diesen Samenstrich für viel Geld von Martin Gsell gekauft. Er wollte, dass du ein besonders gutes Handelsgebiet bekommst. Die meisten Kunden hier sind Blumengärtner – das ist doch wie geschaffen für dich! Und du kannst hier auch richtig viel verdienen. Zugegeben, dass der Krieg dazwischengekommen ist, ist mehr als ärgerlich. Umso wichtiger ist es, dass wir uns dieses Jahr bei all den Kunden blicken lassen. Sonst kaufen sie ihre Sämereien am Ende noch anderswo und wir haben das Geld für die Ablöse umsonst bezahlt.« Hannah schüttelte den Kopf. »Ach Flora, mach es mir doch nicht so schwer …« Als zwei mit Körben beladene Frauen an ihnen vorbeiwollten, trat Hannah auf die Straße, wo jedoch im selben Moment ein Fuhrwerk daherkam. Hastig sprang sie wieder auf den Gehsteig. Verflixt, es gab weiß Gott bessere Plätze für eine Predigt! Wütend funkelte sie Flora an.
    Â»Wenn ich gewusst hätte, wie garstig du dich benimmst, wäre ich zu Hause geblieben! Dann hättest du allein schauen können, wie du zurechtkommst.« Sie stöhnte unwillkürlich auf. Obwohl sie feste Stiefel mit dicken Ledersohlen trug, war ihr die Kälte in die Glieder gekrochen. Seit einem Unfall vor vielen Jahren, bei dem sie mit ihrem rechten Bein in eine Tierfalle geraten war, bekam ihr die Kälte nicht mehr so gut.
    Flora schaute auf, erschrocken und schuldbewusst.
    Â»Ach Mutter, es tut mir leid … Sei nicht böse. Ich bin dem Vater und dir ja dankbar, wirklich! Aber ich wollte halt …«
    Hannah nahm ihre Tochter in den Arm. Dass sie den Gehsteig nun völlig blockierten, war ihr gleichgültig.
    Â»Die Träume, ich weiß, mein Kind …«

2 . K APITEL
    A rm in Arm marschierten Mutter und Tochter weiter. Flora musste heimlich zugeben, dass sie von Baden-Baden schon nach den ersten Eindrücken ziemlich angetan war. Die Lange Straße, in der sich ein großes Hotel ans andere reihte, dieses Conversationshaus und nun die hübsche kleine Allee, die laut Hannah »Promenade« genannt wurde und zu deren linker und rechter Seite sich ein schönes Geschäft neben dem anderen fand … Mit langem Hals und aufgerissenen Augen schaute Flora auf die farbigen Kreationen in der Auslage eines Hutmachers. Und was war das? Wie ein Hund, der eine Spur witterte, hielt Flora ihre Nase in die Luft. Lavendelduft – mitten im Winter? Er drang aus einer Parfümerie, in der goldene Kronleuchter Tausende von Fläschchen und Tiegel beleuchteten – wie prachtvoll!
    Hannah sagte: »Man nennt diese Läden die ›Promenadeboutiquen‹. Eigentlich wollte ich ein Stück die

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