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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Tigora starrte auf die Palisaden, die das gesamte Labyrinth umgaben.
    Drei Kriegerinnen hoch, zusammengehalten mit dicken Seilen… bewachsen mit Dornengewächsen, deren Spitzen milchig glänzten. Gift! Manche würde es töten, andere zumindest lähmen oder in den Wahnsinn treiben. Es war klug, einige Schritte Abstand zu halten.
    Und diese verfluchte Dornenwand setze sich auch im Inneren des Labyrinths fort.
    Tigora beobachtete aus den Augenwinkeln heraus ihre Widersacherin. Ekla war hoch aufgeschossen, hager von Gestalt, doch darin lag Fähigkeit zur Ausdauer. Sie gab nie auf - sagte man. Sie schlug ihre Beute immer - sagte man. Tigora gab nichts um Hörensagen. Taten zählten, denn alles andere war nur Geschwätz.
    Tigora registrierte die zwei schlanken Klingen, die am Wehrgehänge Eklas baumelten. Angeblich war sie eine Meisterin im Dolchwurf; zusätzlich trug die Amazone ein langes Schwert mit ebenfalls schmaler Klinge, das eine leichte Krümmung aufwies. Eine schöne Waffe, die Tigora ihrer eigenen Waffensammlung einzuverleiben gedachte, wenn sie Ekla erst getötet hatte. Und genau das würde sie tun, wenn dieser Kampf denn nun endlich seinen Anfang nehmen würde.
    Es war eine der ältesten Amazonen, die sich nun vor den Eingang zum Labyrinth stellte und beide Arme erhob.
    »Schwestern der Stämme - heute wird sich entscheiden, wer unsere Gemeinschaft führen soll.« Ein dumpfes Gemurmel wurde laut, das rasch wieder endete, denn die Alte sprach weiter. »Unsere alte Anführerin Iriga starb im Kampf mit dem Wesen, das Praetor genannt wird. Viele Tag- und Nachtperioden sind seither vergangen… und der mächtige Stamm der Amazonen schreit nun nach einer starken, einer großen Anführerin.«
    Tigora zog verächtlich die Mundwinkel nach unten. Der mächtige Stamm der Amazonen … bestand doch seit langem nur noch aus Befehlsempfängerinnen, aus Leibwächterinnen der Fürstin der Finsternis. Stygia war im Grunde die Anführerin der Amazonen, doch davon wollte hier natürlich niemand etwas wissen. Die Kriegerinnen hielten sich nach wie vor für unabhängig. Sollten sie nur, denn wenn Tigora erst einmal die Führung übernommen hatte, dann würde sie mit Stygia neu verhandeln. Amazonen waren keine Sklavinnen…
    Ja, Iriga war im Kampf gegen dieses merkwürdige Wesen aus der weißen Stadt getötet worden. Sie war Nachfolgerin von Neffia gewesen, die - so Irigas Aussage - von Professor Zamorra getötet worden war. Tigora hatte keine Sekunde an dieses Märchen geglaubt. Iriga war bei Neffia gewesen - sie hatte die Schwester getötet!
    Tigora konnte die Gründe dafür sogar verstehen, denn Neffia hätte Iriga niemals Platz gemacht, hätte verhindert, dass die Amazone je an die Spitze der Stämme treten konnte. Also hatte Iriga nachgeholfen. Viele hatten das geahnt, doch niemals laut ausgesprochen. So war das nun einmal.
    Tigora hatte selbst ja auch nicht so weit oben in der Hierarchie ihres Stammes gestanden, als dass es ihr zugestanden hätte, nach der Führung über alle Amazonen zu greifen. Sie hatte nachgeholfen - zwei Schwestern hatte sie eigenhändig getötet, zwei weitere waren unter den schnellen Klingen von Tigoras engsten Vertrauten gefallen. Bei Ekla mochte das nicht viel anders ausgesehen haben.
    »Es wird ein Zweikampf, wie er den Stämmen zur Ehre gereicht - Kraft und Geist, beides ist gefragt, wenn man das schaffen will, was nur wenige geschafft haben: Das Labyrinth zu überleben!«
    Die Alte wandte sich mit glühendem Gesicht zu Tigora und Ekla. »Geht! Geht nun hinein - und nur eine von euch soll den Ausgang erreichen - geht und kämpft!«
    Oder auch keine von uns…
    Tigora war realistisch. Ekla zu besiegen, das traute sie sich zu, doch die unwirklichen Fallen im Labyrinth zu überstehen, das war eine ganz andere Sache, denn sein Inneres war eine Miniausgabe der Schwefelklüfte - veränderlich, instabil und lebensbedrohend. Die Fallen schienen nach einem seltsamen Prinzip zu rotieren. Man musste auf alles und nichts gefasst sein.
    Die Alte warf eine Münze in die Luft, fing sie geschickt mit der linken Hand auf. Dann zeigte sie den Schiedsrichterinnen der Stämme, was der Wurf erbracht hatte: Kopf lag oben. Das bedeutete, dass Ekla den Vorteil erhielt, sich um einige Minuten früher als Tigora in das Labyrinth zu begeben. Jäger und Gejagte… so funktionierte das. Tigora war es egal, denn sie fühlte sich auf jeden Fall überlegen.
    Ekla wurde von ihren Sekundantinnen zum Eingang geleitet, der - wenn

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