Das Blut der Rhu'u
Für sie alle begann ein neues Leben. Sukkubus oder nicht, Carana hatte nicht vor, es ohne einen Partner zu verbringen. Sie lächelte Camiyu zu, der sie zu ihrem Wagen begleitete.
Er lächelte ebenfalls. »Wie du gemerkt hast, werde ich auch nicht bei der Familie einziehen. Genau wie du weiß ich Unabhängigkeit zu schätzen. Zumindest in gewissen Bereichen.« Er blieb stehen und sah ihr in die Augen. »Wir haben etwas gemeinsam, Carana.«
Sie lächelte. »Nicht nur etwas, sondern sogar sehr viel.«
Er nickte. »Eines der Dinge, die uns beiden wichtig sind, ist, dass wir vertraute Sexpartner dem Genuss à la carte vorziehen.« Er strich ihr sanft über das Gesicht. »Könntest du dir vorstellen, eine Weile mit mir zu leben? Als weitgehend permanente Partnerin.«
Sie imitierte seine Geste. »Sehr gut sogar, Camiyu. Es wäre mir eine Freude.«
»Dir ist aber bewusst, dass wir beide, selbst wenn es mit uns gut läuft, trotzdem zwischendurch immer wieder andere Partner für One-Night-Stands nehmen müssen. Wenn wir es nicht tun, würden wir einander schnell überdrüssig werden. Selbst das leckerste Leibgericht wird fad, wenn man es jeden Tag ausschließlich zu essen bekommt. Wenn du also zwischendurch Appetit auf andere Männer bekommst, tu dir keinen Zwang an.« Er sah sie ernst an. »Meinst du, dass du damit leben kannst?«
»Keine Sorge. Ich habe meine Natur auch in diesem Punkt vollkommen akzeptiert. Endlich und endgültig. Also, wenn du zwischendurch Appetit auf andere Frauen bekommst, tu dir bloß keinen Zwang an«, wiederholte sie lächelnd sein Angebot, ehe sie ernst wurde. »Ich muss dir was beichten. Ich habe Jarod wissen lassen, dass wir noch leben.«
Er grinste. »Wie ich dich kenne, hast du ihn nicht nur das wissen lassen, sondern ihm auch einen Hinweis gegeben, wo er dich finden kann. Wenn er dich finden will.«
Sie nickte. »Ganz ehrlich: Ich hoffe, dass er mich finden will. Und ich hoffe, dass das für dich kein Problem ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Eifersucht ist eine Regung, die unserer Art völlig fremd ist. Liebe dagegen ist zumindest für uns beide eine Option.«
Sie nickte. »Wir gehören zusammen, Camiyu, in einer Weise, die ich erst noch richtig begreifen muss. Ich weiß nicht, was am Ende bei dem Experiment herauskommt, aber wenn wir nicht versuchen, ein funktionierendes gemeinsames Leben aufzubauen, würden wir es auf ewig bereuen. Also lass uns zusammen in das Haus einziehen, das der Makler uns verkaufen will, wenn du willst.«
Er lächelte glücklich, legte die Arme um sie und gab ihr einen innigen Kuss, der ihr das Gefühl vermittelte, endgültig nach Hause zu kommen. Alles Weitere würde sich finden.
Anmerkung der Autorin
Dieses Buch erblickte das Licht der Welt unter dem Oberbegriff »Dämonenblut« als fünfteilige Veröffentlichung in der Heftromanserie »Schattenreich« (Band 22 bis 26) des Bastei-Verlages im Jahr 2005. Leser, die die damalige Serie kennen, werden festgestellt haben, dass das Buch in etlichen Punkten von ihr abweicht. Zum einen liegt das daran, dass Heftromane anders aufgebaut sind als Romane. Zum anderen war ursprünglich nicht geplant, den Fünfteiler eines Tages als Buch herauszubringen. Kara MacLeod hatte unter den Lesern jedoch viele Freunde gewonnen, die immer wieder anregten, die Serie als Buch zusammenzufassen und sie sogar fortzusetzen. Im Jahr 2013 war es endlich so weit. Der Begedia-Verlag übernahm das Projekt als Buch.
In der Zwischenzeit – acht Jahre sind eine lange Zeit – hatte ich etliche andere Romane geschrieben, unter anderem für den Sieben-Verlag die Trilogie »Dämonenerbe«. Darin hatte ich, in der Überzeugung, dass der Dämonenblut-Fünfteiler in der Versenkung des Heftroman-Universums verharren würde, einige Aspekte der Serie zweitverwertet: eine Halbdämonin als Hauptperson und ein finsterer Mönchsorden, der sie mit Mordabsichten verfolgt. Wenn die Hintergründe dafür in beiden Fällen auch andere sind, war das doch eine zu große Ähnlichkeit. Aus diesem Grund habe ich hier den Mönchsorden in eine nichtreligiöse gemischtgeschlechtliche Gemeinschaft verwandelt und die damit verbundenen Handlungsstränge entsprechend geändert.
Außerdem habe ich Kyles ursprünglichen Dämonennamen von Caelu in Cayelu geändert. Der Grund: In Anlehnung daran, dass ein gewisser Feldherr namens Caesar in unseren Breiten »Zäsar« gesprochen wird (statt korrekt »Ka-esar« – woher unser Wort »Kaiser« stammt),
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