Das Blut des Mondes (German Edition)
ihn zur Unsterblichkeit verflucht. Cat war der Schlüssel zur Macht. Mit ihr sollte er sich vereinigen, damit seine Eltern wieder zurückkehren konnten.
Das alles hatte er von seinem Onkel Larmant erfahren. Danach war ihm klar, dass er mit Cat reden musste. Wenn sie wirklich einen Zugang gefunden hatten, dann musste er Cat vor ihnen beschützen. Und das setzte voraus, dass sie die Wahrheit kannte.
Er war sehr erleichtert, dass Ric Cat im Wald gefunden hatte. Unbeschadet. Der weitere Verlauf des Abends gab es nicht her, dass er mit ihr sprechen konnte. Das würde er auf nächstes Mal verschieben müssen. Dafür hatte sich ja etwas anderes ergeben …
Gähnend setzte er sich nur in Shorts mit seinem Becher an den Schreibtisch. Gerade wollte er seine Mails abrufen, da stach ihm ein kleines Buch ins Auge. Etwas versteckt lag es unter einem Stapel Papier. Nur die die Ecke lugte hervor. Doch Levian kannte seinen Schreibtisch wie seine Hosentasche – das gehörte definitiv nicht dahin!
„Was ist das denn?“ Neugierig nahm er es in die Hand. Es war nicht dick, aber auch nicht dünn, hatte eine handliche Größe, war in braunes Leder gebunden und ähnelte einem Notizbuch. Er hatte dieses Buch vorher noch nie gesehen.
Gespannt, was es wohl beinhaltete, öffnete er den Einband. Leere Seiten blickten ihm entgegen. Er blätterte weiter, das ganze Buch durch, aber alle Seiten waren leer.
„Das ist ja merkwürdig“, befand er. Hatte das jemand hier vergessen? Aber wer? Ann? Nein, das glaubte er nicht. Was sollte sie an seinem Schreibtisch gemacht haben? Der Einzige, der in den letzten Tagen, wissentlich, in seiner Wohnung war, außer ihm selbst, war sein Onkel. Levian runzelte die Stirn und dachte nach.
Als Larmant bei ihm war, hatte er sich während des Gesprächs durch seine Wohnung bewegt. Er hatte hier und da einen Gegenstand in die Hand genommen, ihn begutachtet und wieder weggelegt. Hatte er das Notizbuch hier liegen lassen?
„Aber warum? Da steht ja nichts drin.“ Ein leeres Buch hier zu deponieren – machte das einen Sinn? Levian fand keine Antwort auf diese Frage. Er beschloss, es erst einmal aus seiner Hand zu legen und somit auch aus seinem Kopf zu verbannen. Irgendeine vernünftige Erklärung würde sich schon dafür finden.
„Aber nicht jetzt“, murmelte er und wandte sich dann seufzend seinen Rechnungen zu.
***
Ann blickte verträumt an die Decke.
Es war Samstag. Sie konnte liegen bleiben und weiter in der Erinnerung an den gestrigen Abend baden.
„Levian“, flüsterte sie, und allein der Klang seines Namens brachte ihr Herz ins Schleudern. Glucksend zog sie die Bettdecke enger um sich, schloss die Augen und träumte sich davon.
Levian hatte sie geküsst!
Als seine Lippen sie berührten war es, als würde die Welt um sie herum versinken. Sie nahm nichts mehr um sich herum wahr und die Zeit schien still zu stehen. Absolut still.
Sie tauchte ab in eine Wolke aus Gefühlen, die sie so zuvor noch nie bei einem anderen Jungen während eines Kusses gespürt hatte. Und sie hatte schon einige Jungs geküsst.
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, noch zwischen Erinnerung und Gegenwart versunken, vernahm sie erst nach einer ganzen Weile die Stimmen, die aufgeregt aus dem Flur zu ihr drangen. Sie hob den Kopf vom Kissen, um besser hören zu können. Das waren Cat und … Dionne?
Hastig rappelte sich Ann aus dem Bett, machte sich nicht die Mühe, sich etwas über ihren Pyjama zu ziehen, und öffnete ihre Zimmertür.
Cat stand an der Wohnungstür, die sie nur einen Spalt weit geöffnet hielt, aber das alleine reichte Ann, Dionnes Stimme gut zu hören. Langsam und unbemerkt schlich sie näher heran.
„Nein! Krieg dich erst mal wieder ein, dann darfst du gerne wieder kommen.“ Cats Ton war bestimmend.
„Ich habe mich bereits eingekriegt“, hörte sie Dionne behaupten.
„Das bezweifle ich! Wäre das der Fall, dann hättest du mich eben sicherlich nicht so angefahren, oder sehe ich das falsch?“
„Cat, das tut mir leid. Ich … ich weiß, ich habe Mist gebaut. Ich war nicht … nicht sehr nett zu Dir in den letzten Tagen. Das tut mir so leid!“ Dionne war den Tränen nahe, das konnte sie hören. „Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist …“
„Aber ich!“ Cat Stimme wurde eine Oktave höher.
„Ja?“ Jetzt klang ihre Stimme eher erschrocken. Als wäre sie bei etwas ertappt worden. Ann lauschte angestrengt weiter.
„Ja! Du …“ Weiter kam sie nicht. Ric kam
Weitere Kostenlose Bücher