Die Hormonformel
Durch dick und dünn – ein Frauenleben
Wie viele Kilos eine Frau auf die Waage bringt, ist keineswegs nur eine Frage von Essgewohnheiten, Sport oder Disziplin. Das schwingende System der weiblichen Chemie bringt ganz schnell den Stoffwechsel aus dem Ruder. Jeder Eisprung, jede Schwangerschaft und spätestens die Wechseljahre stellen den weiblichen Körper fast automatisch auf Gewichtszunahme ein.
Warum Frauen zunehmen
Wenn es ums Abnehmen geht, kennt die Natur keine Gerechtigkeit: Bei Männern genügt es nach einem Schlemmerwochenende mit Freunden, mal eben kurz die Handbremse zu ziehen, um die zwei zusätzlich angefutterten Pfunde zu verlieren: Einmal durch den Park gelaufen, kurz mal zehn Sit-ups gemacht und von Montag bis Freitag nur ein Wässerchen statt Bier vor dem Fernseher – schon gibt die Waage wieder grünes Licht. Frauen dagegen müssen mehr als das Doppelte leisten, um die unerwünschten Hüftpolster loszuwerden. Und exzessives Hungern, Joggen oder die neuesten Pilates-Übungen funktionieren bei ihnen nur für kurze Zeit – manchmal sogar gar nicht.
Selbst Männer, die nicht gerade mit Waschbrettbauch und definiertem Bizeps beeindrucken und zu deren Hauptsportarten allenfalls das Rasenmähen zählt, besitzen mehr fettverbrennende Muskulatur als Frauen. Was zunächst jedoch wie eine große Ungerechtigkeit erscheint, ist von Mutter Natur durchaus wohl durchdacht und sicherte über Jahrmillionen den Erhalt der Gattung Mensch. Schließlich waren kräftige Fettpolster an den Beinen auf der Jagd eher hinderlich.
AUFS SPEICHERN PROGRAMMIERT
Eine andere Fähigkeit erweist sich heute als fast ebenso ungerecht, auch wenn sie aus rein biologischer Sicht durchaus Sinn macht. Der menschliche Körper – der männliche wie der weibliche – kann unermesslich viele Fettdepots für Notzeiten ansammeln. Als unsere Ururahnen noch in Höhlen hausten, entschied diese Speicherfähigkeit im Zweifelsfall über Leben oder Tod, half sie doch eisige Winter und Notzeiten zu überstehen. Wem dies gelang, der pflanzte sich fort und konnte seine Gene weitergeben. Dieses »Naturgesetz« behielt lange seine Gültigkeit: Noch vor 50 Jahren hatten auch bei uns diejenigen einen klaren Überlebensvorteil, die viel essen und besonders gut Fett speichern konnten. Heute ist das anders. Doch im Gegensatz zu seinem Gehirn hat sich der Stoffwechsel des Menschen seit der Steinzeit nicht wesentlich verändert. Trotz unseres modernen Lebenstils ist er immer noch auf urzeitliche Bedürfnisse abgestimmt: sich im Dienste der Nahrungsbeschaffung viel zu bewegen und sofort zu essen, sobald Nahrung verfügbar ist.
Was macht uns dick?
Heute nimmt in Deutschland jeder Erwachsene zwischen 19 und 59 Jahren im Jahr durchschnittlich 0,5 Kilogramm zu. In 40 Jahren sammeln sich so satte 20 Kilo an – drei Viertel davon sind reines Fett, der Rest Muskelmasse, die der Körper braucht, um das höhere Gewicht überhaupt tragen zu können. Die Hauptursachen dafür sind:
• Wir essen zu oft, die falsche Kombination und zur falschen Tageszeit: Der menschliche Stoffwechsel unterliegt einem bestimmten Biorhythmus. Das heißt, er benötigt zu unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedliche Nährstoffe. Kohlenhydrate (Zucker) zum Beispiel verwertet er morgens und mittags gut. Abends hingegen stoppen sie durch die Wirkung des Insulins (siehe > ff.) die natürliche Fettverbrennung, während zugleich der Zucker in die Fettzellen bugsiert wird. Und die wachsen und wachsen – aber das können Sie ab sofort steuern (siehe auch > ff).
• Zu wenig Bewegung im Alltag: Maschinen übernehmen heute immer mehr den aktiven Part bei der Produktherstellung und die meiste Arbeitszeit verbringt man auf dem Bürostuhl, im Auto, im Flugzeug oder im Stehen. Die Muskeln – unsere Fettverbrenner – sind untätig; sie schrumpfen. Die Folge ist ein verringerter Energieumsatz:
Wir benötigen immer weniger Kalorien.
• Zu viel Stress, zu wenig Entspannung: Dauerstress macht dick (siehe > ff.). Studien belegen mehrfach, dass Menschen, die den Ausgleich zum Alltagsstress nicht hinbekommen, schneller zulegen und schwerer abnehmen. Frauen werden ab den Wechseljahren zunehmend stressanfälliger, da ihr Östrogenspiegel sinkt, während der Spiegel des Stresshormons Cortisol erhöht bleibt.
• Dicke Eltern, dicke Kinder: Wie schnell wir Fett ansetzen oder ob ein Baby schon übergewichtig auf die Welt kommt (siehe > ), liegt zum einen an seinen Genen, zum anderen daran, ob die
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