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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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ihrer Mutter, aber es half alles nichts, er hörte nicht auf zu schmelzen! Am Ende war von ihm nur noch eine blaue Lache übrig, so blau wie seine Badehose. Klingt idiotisch, nicht?«
    Samuel tauchte seinen Löffel in die frische Milch und beobachtete, wie die glänzenden Cornflakes-Blätter in dem weißen aufgewühlten Meer in seiner Schale kenterten.
    »Wer weiß«, stichelte er, »vielleicht wünschst du dir ja, dass er vor dir zerfließt!«
    Lili verdrehte entnervt die Augen.
    »Na, vielen Dank! Nelson ist ein absoluter Schwachkopf. Er bringt keinen Satz mit mehr als vier Wörtern heraus und tapeziert sein Zimmer mit Waffenpostern. Und du meinst wirklich, in so einen Typen würde ich mich verknallen? Außerdem ist er hässlich.«
    Samuel grinste nur. Seine Cousine war hübsch, ein ziemlich attraktives Mädchen, doch Sam hatte es sich bislang wohlweislich verkniffen, mit ihr über irgendwelche Herzensangelegenheiten zu reden. Sie hätte ihm mit Sicherheit sowieso eine Abfuhr verpasst, außerdem hatte er, was das Thema anging, selbst auch keine besonderen Erfolge vorzuweisen. Er hatte drei endlose Jahre lang nicht ein einziges Mal den Mut aufgebracht, an der Tür von Alicia Todds, seiner bislang einzigen wirklich großen Liebe, zu klingeln. Und als er sie endlich vor zwei Tagen wiedergetroffen hatte, hing sie am Arm eines großen blonden Angebers. So weit zu seinen Erfolgen mit Mädchen!
    »Und du«, fragte sie etwas leiser, »bist du aus dem Bett gefallen?«
    »Nein, ich habe an meinen Vater gedacht. Ich hoffe ... ich hoffe, er ist noch am Leben.«
    »Aber das hat Grandma dir doch immer wieder gesagt«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
    »Grandma hat doch keine Ahnung, was wirklich abläuft«, gab Sam zurück. »Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden: Ich muss dahin. Und um dahin zu kommen . . .«
    Sein Löffel schwebte einen Augenblick in der Luft.
    »Ich muss noch ein paar mehr von diesen Münzen finden, Lili. Mindestens vier. Dann könnte ich ihn wieder zurückbringen.«
    »Wo du gerade von Münzen sprichst«, erklärte seine Cousine und sah ihm fest in die Augen. »Mir ist da etwas eingefallen. Barnboim . . .«
    »Barnboim? Der Typ, dem früher die Buchhandlung gehört hat? Es heißt, dass seltsame Leute bei ihm ein und aus gingen, aber das ist hundert Jahre her! Was soll uns dieser Barnboim heute noch bringen?«
    »Im Museum von Saint Mary«, fuhr sie unbeirrt fort, »gibt es einen Haufen Sachen, die er der Stadt vererbt hat. Ich erinnere mich, dass ich seinen Namen an den Vitrinen gelesen habe, als wir mit der Schule dort waren: Vermächtnis von G. Barnboim. Ich glaube, ich habe es mir gemerkt, weil eure Straße so heißt. Ich ... ich bin mir nicht sicher, Sam, aber mir scheint, es waren auch Münzen dabei.«
    »Mit einem Loch in der Mitte?«
    »Weißt du, bis vor zehn Tagen habe ich mich für Münzen nicht besonders interessiert, und für durchlöcherte schon gar nicht. Mach doch einen Ausflug ins Museum und sieh selbst nach.«
    »Barnboims Münzen«, wiederholte Sam enthusiastisch. »Na klar, das Museum! Du hast recht!«
    Lili legte den Finger an die Lippen.
    »Warum nimmst du nicht gleich ein Megafon, um die ganze Familie aufzuwecken!?«
    »Volltreffer, Lili!«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Wenn Barnboim in dem Haus gewohnt hat, muss er von dem Stein gewusst haben, und er hat ihn bestimmt auch benutzt! Das würde auch die seltsamen Gestalten erklären, die bei ihm herumspazierten. Möglicherweise hatte er bei seinem Tod noch ein paar Münzen, und wenn er sie . . .«
    Ihm blieb keine Zeit mehr, seinen Satz zu beenden, denn auf einmal erschien Tante Evelyn in ihrem leuchtend violetten Morgenmantel in der Küchentür.
    »Was habe ich dir gesagt, Lili!«, kreischte sie. »Bis auf Weiteres ist dir der Umgang mit deinem Cousin untersagt! Rede ich etwa Chinesisch? Darf ich dich daran erinnern, dass er dir vor nicht einmal drei Tagen dein Handy gestohlen hat! Dass er sich die ganze Zeit, ohne eine Erklärung abzugeben, weiß Gott wo herumtreibt, und ich möchte nicht wissen, mit wem! Hast du vielleicht vor, genauso zu werden? Ich warne dich, Lili, wenn ich die ganze Zeit hinter dir her sein muss, schicke ich dich auf der Stelle nach Deadlake!«
    Tante Evelyn, Lilis Mutter, war eine leidenschaftliche Verfechterin von Freiheitsberaubung und irgendwelchen Disziplinarmaßnahmen. Deadlake war ein Ferienlager für Mädchen, das bekannt war für strenge und unnachgiebige Betreuerinnen, ungefähr das weibliche

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