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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Brillenschlange und ging mit ihrem Anhang wieder hinaus.
    Immer mehr Ritter in Trainingsanzügen drängten sich bei der Verbindungstür zum Rittersaal und wollten wissen, was los sei. Da kam Dolf völlig außer Atem von draußen herein. „Die haben auch unsere Boote“, er japste, „obwohl das Bootshaus abgesperrt war!“
    „Schweinerei!“ schimpfte Pummel, „das Trimester fängt ja gut an.“
    „Was ist jetzt?“ rief der kleine Herbert von hinten vor.
    „Räumen wir den Sportplatz?“
    Beifälliges Gemurmel. Die Mehrzahl wandte sich bereits dem Portal zu und wäre fast mit einer Touristengruppe zusammengestoßen, die gerade hereinkam. Voran wieder die Brillenschlange.
    „Noch eine Frage“, sagte sie. „Wie kommt man bitte auf den Aussichtsturm?“
    „Aussichtsturm?“ fragte Dieter kopfschüttelnd.
    „Ja“, sagte die Brillenschlange und spielte mit einem Schmuckstück aus taubeneiergroßen bunten Steinen, das sie um den Hals trug. „Der da draußen.“
    „Ach, den meinen Sie!“ schaltete sich Stephan ein. „Das ist kein Aussichtsturm, das ist der Burgfried. Die letzte Zufluchtsstätte der Ritter...“
    „Kann man da rauf?“ fragte ein Mann. „Oder ist der Zugang auch zugemauert?“
    Stephan bekam einen Rippenstoß. „Zeig’s ihnen! Mach den Fremdenführer!“ raunte ihm Mücke zu. „Aber ja“, antwortete Stephan, „ich führe Sie gern.“ Er bahnte sich einen Weg durch die Ritterschaft. Die Hotelgäste, etwa zehn an der Zahl, folgten ihm über die Freitreppe in den Burghof. Die Ritter sahen der Gruppe nach.
    „Gehen wir mit“, sagte Werner am Steingeländer vor dem Portal. „Vielleicht erfahren wir was über das Hotel.“
    „Aber nicht alle“, erwiderte Mücke. „Sonst erfahren wir nämlich nichts.“
    Stephan führte die Hotelgäste an der Heizanlage vorbei, ins Kellergeschoss des Burgfrieds. Dabei erklärte er: „Hier sind wir sozusagen am Verteiler der Fluchtwege. Durch diesen Stollen da, wo die Rohrleitungen laufen, kommt man in die ehemalige Schlossküche unter dem Rittersaal. Und hier“, er deutete ans Ende des rechteckigen Raums, „ging ein Stollen ab, der unten am Hang ins Freie führt. Er ist jetzt zugemauert. Wir haben ihn mal zufällig entdeckt. Und jetzt kommt die Supergeheimverbindung. Wenn sich die Herrn hier mal kräftig an die Wand lehnen wollen...“

    Zusammen mit den Männern der Gruppe, unterstützt von Mücke, Ottokar und Hans-Jürgen, drückte er neben einer senkrechten Mauerfuge gegen die Wand, bis sie auf der einen Seite zurückwich und auf der andern hereinschwenkte.
    „Aha. Da ist eine Achse drin!“ bemerkte einer der Gäste. Er hatte rötliches Haar und einen dichten roten Schnauzbart. Stephan nickte und deutete auf den Spalt: „Wenn Sie bitte eintreten wollen. Das ist die Folterkammer mit all den schönen Geräten, die geständnisfreudig machen, beziehungsweise ganz stumm: Streckbank, Daumenschraube, das berüchtigte Rad, die Eiserne Jungfrau. Hier, erhöht, der steinerne Richtertisch mit den drei Richtersesseln...“
    „Und was ist da drin?“ Die Brillenschlange deutete auf den schwarzen Kasten an der Schwenkwand. Ottokar, Mücke und Hans-Jürgen grinsten. Stephan nahm die Brillenschlange an der Hand und führte sie vor den Richtertisch, genau an die Stelle, wo zwischen den Steinfliesen eine nur schwer erkennbare Leiste eingelassen war. Sie trat drauf. Knarrend öffnete sich der Kasten, und begleitet von Lauten des Entsetzens neigte sich der Knochenmann mit der Sense heraus.
    „Das ist Paule“, erklärte Stephan. „Er tauchte plötzlich während der Verhandlung auf, um den Gefangenen daran zu erinnern, was ihm blühen würde, wenn er nicht gestand.“
    Beeindruckt nickten die Hotelgäste. Nur einer lächelte, der Mann mit dem roten Haar und dem roten Schnauzbart. „Gibt es noch mehr solche Schwenkwände in der Burg?“ fragte er.
    Stephan schüttelte den Kopf.
    Wieder lächelte der Mann. „Aber Geister gibt es doch?“ Die vier Ritter sahen einander an.
    „Jede Menge“, antwortete Hans-Jürgen. „Burg Schreckenstein hat im Verzeichnis der Spukschlösser drei Sterne!“
    „Wie aufregend!“ Die Brillenschlange klapperte mit ihrem Halsschmuck, der an Größe etwa zwei Bürgermeisterketten entsprach.
    Stephan führte die Gruppe nach oben.
    Auf der Wendeltreppe ging der Mann mit dem roten Schnauzbart hinter ihm. „Seit wann steht denn die Burg?“ wollte er wissen.
    Damit hatte Stephan nicht gerechnet und hoffte, dass Mücke antworten würde.

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