Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
galt?
Jemand sieht in der Tragödie eine willkommene Chance. Jemand wittert Profit. Jemand greift zur Sense und mäht alles aus dem Weg, was zwischen ihm und dem Ziel seiner Wünsche steht. Er sucht sich Verbündete. Ja, er schart Anhänger um sich. Verteilt Aufgaben. Erteilt Befehle.
Er kommandiert .
Philip Kramers Worte kamen ihm wieder in den Sinn: „Es wird gemunkelt, jemand wolle sich Papes Geschäft unter den Nagel reißen.“
Deus Ex Machina? Walter Beekmann war der Großmeister der Bruderschaft. Beekmann ist tot.
Jemand klopfte.
„Nicht jetzt!“, rief Rensing.
Die Tür öffnete sich. Es war Bernhard Laurenz. „Ich will gar nicht lange stören, Herr Rensing. Ich wollte Sie nur kurz in Kenntnis setzen, dass ich für Philip einen Anwalt besorge.“
„Was“, fragte Rensing abwesend. „Ja, ja, ist in Ordnung.“
„Ich gehe dann jetzt. Sie haben ja meine Nummer, falls Sie mich erreichen wollen.“
„Ja, ja, ist gut.“
Die Tür schloss sich wieder.
Auf den Mord an Pape folgt Frank Laurenz´ Selbstmord. Jemand übt dabei Druck aus, und Laurenz gibt auf. Er opfert sich. Für was? Für wen ?
Die Videobotschaft. Die versteckten Hinweise.
Rensing erstarrte.
Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.
Er schoss von seinem Stuhl hoch, riss die Tür auf und stürmte den Gang entlang.
Ein gebrochener Mann
Er hatte keine Zeit gehabt, sich eine Strategie für das Gespräch mit Frank Laurenz´ Vater zurechtzulegen. Auf dem Parkplatz hatte er ihn gerade noch abfangen können, als Laurenz gerade in seinen 5er-BMW einsteigen wollte. Rensing musterte den Hünen, der ihm an seinem Schreibtisch gegenüber saß, mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier.
„Was soll das werden?“, fragte Bernhard Laurenz. „Bin ich verhaftet? Was wollen Sie von mir?“
„Ich habe nur noch ein paar letzte Fragen an Sie, Herr Laurenz“, sagte Rensing. „Reine Routine. Wenn es Ihnen nicht zu schwer fällt, würde ich gerne noch einmal mit Ihnen über das Video reden.“
„Ist das wirklich nötig?“
„Wahrscheinlich hat Philip Kramer Sie schon davon in Kenntnis gesetzt, dass Ihr Sohn bei seinem Suizid nicht allein gewesen sein kann. Wie beurteilen Sie diesen Umstand?“
Bernhard Laurenz verzog das Gesicht. „Ich habe keine Ahnung.“
„Ihre Gelassenheit erstaunt mich, Herr Laurenz. Wenn ich mir vorstelle, mein Sohn -“
„Es ist aber nicht Ihr Sohn gewesen, der sich aus purer Verzweiflung die Pulsadern aufgeschnitten hat. Erzählen Sie mir nichts von Gelassenheit. Sie haben doch überhaupt keine Ahnung.“
„Wann haben Sie Ihren Sohn vor dem Selbstmord das letzte Mal gesehen?“, versuchte es Rensing aus einer anderen Richtung.
„Vor gut drei Wochen. Frank hat uns übers Wochenende in Gütersloh besucht.“
„Haben Sie danach noch mal mit ihm telefoniert?“
„Zuletzt am Montag vor seinem Tod.“
„Wer hat angerufen? Sie oder Ihr Sohn?“
„Ich habe angerufen. Was spielt das für eine Rolle?“
„Wie hat er auf Sie gewirkt? War er nervös? Besorgt? Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?“
„Hören Sie, Herr Rensing, das habe ich Ihnen alles schon in der Nacht nach Franks Tod erzählt. Warum müssen wir das noch mal durchkauen?“
„Erzählen Sie mir von Franks Kindheit.“
Bernhard Laurenz´ massiger Körper sackte in sich zusammen. „Mein Sohn hat es nicht leicht gehabt“, begann er mit offensichtlichem Widerwillen. „Als er acht Jahre alt war, hat es auf dem Spielplatz in unserer Wohnsiedlung einen tragischen Unfall gegeben. Sie wissen ja, wie Kinder sind. Es gibt die Muttersöhnchen und Brillenschlangen, und es gibt die Halbstarken und Kraftprotze - hyperaktive Kinder, die die verfehlte Erziehung ihrer Bier saufenden Eltern an den Schwächeren auslassen. Frank hat damals eine schwere Kopfverletzung erlitten. Zwanzig Tage komatöser Zustand. Mehrere Operationen. Meine Frau und ich mussten hilflos mit ansehen, wie aus unserem Kind ein verstörter, hilfloser, von seinen Freunden im Stich gelassener Eremit wurde. Nach einem Jahr schien sich Franks Zustand merklich zu verbessern, aber als wir von Münster nach Gütersloh zogen, warf ihn das wieder zurück. Frank war in sich gekehrt, beinahe katatonisch. Er hatte Albträume. Jahrelang. Erst, als er fünfzehn, sechzehn Jahre alt war, hat sich sein Zustand wieder normalisiert.“
„Eine traurige Geschichte.“
„Ja“, seufzte Laurenz. „Mit einem tragischen Ende.“
„Warum hat Ihr Sohn Dr. Pape getötet?“
„Er war nicht bei
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