Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
marschierte zu Lohoffs Büro, das neben dem von Professor Beekmann lag, und klopfte an. Als auch nach dem zweiten Klopfen keine Reaktion erfolgte, drückte er die Klinke herunter, doch die Tür war verschlossen.
„Mist!“, fluchte er und sah sich um.
Laut telefonischer Auskunft des Sekretariats, hatte Lohoff zwischen 12 Uhr 30 und 15 Uhr frei. Vielleicht war er in der Bibliothek. Vielleicht war er aber auch zum Essen nach Hause gefahren.
Er hätte Lohoff seinen Besuch ankündigen können, sicher, aber selbst wenn der Dozent sich zu einem Gespräch bereit erklärt hätte – der Überraschungseffekt wäre verpufft.
Jan Lohoff musste ein Mitglied der Bruderschaft sein, davon war Rensing überzeugt. Wenn Walter Beekmann tatsächlich bei Deus Ex Machina das Sagen gehabt hatte, wäre es abwegig zu glauben, er habe sein hoffnungsvollstes Nachwuchstalent nicht auch in der Geheimgesellschaft etabliert.
Rensing lief vor dem Büro auf und ab und musterte die vorbeispazierenden Studenten. Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Brusttasche.
„Rogowski von der Rufbereitschaft hier. Grüß dich, Martin.“
„Was ist los?“
„Nichts Wildes. Ein Philip Kramer hat nach dir gefragt. Klang ziemlich aufgedreht. Kennst du den?“
„Hat er gesagt, was er will?“
„Nee. Du sollst dich so schnell wie möglich bei ihm melden.“
„Danke für die Info.“
Rensing beendete das Gespräch und sah sich unschlüssig um. Gerade, als er sich entschlossen hatte, hier nicht weiter seine Zeit zu vergeuden, blieb sein Blick an dem weißen Schild links von Lohoffs Bürotür haften. Er zwinkerte ungläubig. Sah auf seine Schuhe hinab. Hob den Blick erneut und las das Schild ein zweites Mal. Die schwarzen Buchstaben flimmerten vor seinen Augen.
J. Lohoff, Dr. Phil .
„Na, da brat mir doch einer …“ Rensing pustete durch. Der Gang war leer. Nach kurzem Zögern stemmte er mit einem Schulterstoß die Tür auf, schlüpfte ins Büro und drückte die Tür provisorisch ins Schloss zurück. Hinter Lohoffs Schreibtisch ließ er sich in den Chefsessel sinken.
Das hättest du nicht tun dürfen, du Idiot, schalt Rensing sich selbst. Lohoffs Anwalt wird dich in der Luft zerreißen. Nicht mehr zu ändern. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.
Noch mal in Ruhe: Walter Beekmann holt Lohoff nach Münster. Wohl kaum, ohne einen triftigen Grund dafür zu haben. Lohoff ist ein kluger Kopf, der auf Beekmanns Wellenlänge liegt. Wenn dem so ist, macht Beekmann ihn auch zum Mitglied in seinem Deus-Ex-Machina-Verein. Und das wohl kaum unter ferner liefen. Vielleicht ernennt Beekmann ihn zeitnah direkt zur Nummer zwei.
Doch mit der Zeit hat Lohoff Blut geleckt. Er genießt seinen Status, aber er will mehr. Auch wenn er in der Hackordnung der Bruderschaft weit oben steht, gibt es immer noch jemanden, dem er sich unterzuordnen hat: Beekmann bestimmt die Richtung. Beekmann trifft die Entscheidungen.
Zwei Alphatiere sind eines zu viel.
Lohoff geht geduldig und behutsam vor. Eine kleine Intrige hier, ein kleines Versprechen dort. „Beekmann hat den Laden nicht mehr im Griff. Schlag dich auf meine Seite, Bruder X, und ich garantiere dir, es wird dein Schaden nicht sein.“ Und nach und nach hat er einen eingeschworenen Kreis von Getreuen um sich geschart.
Er lässt sich Zeit. Zwei Jahre. Drei. Fünf. Vielleicht räumt der Dekan ja freiwillig das Feld. Doch Beekmann denkt nicht daran, seinen Platz als Großmeister der Bruderschaft aufzugeben. Vielleicht sind ihm Bedenken gekommen, ob Lohoff wirklich der richtige Mann für seine Nachfolge ist. Vielleicht hat er einen anderen Kandidaten im Auge.
Lohoff scharrt mit den Hufen. Er wird ungeduldig. Seine Anhänger ebenso. „Wie lange sollen wir denn noch warten? Du hast uns einen Umsturz prophezeit. Alles nur leere Worte?“
Und dann sieht er die Gelegenheit: Frank Laurenz tötet Dr. Pape. Von Gewissenswissen gepeinigt, vertraut er sich Lohoff an - seinem Freud und Mentor, wie er glaubt. Falsch gedacht. War Frank Laurenz nicht nur Lohoffs Musterschüler, sondern gleichzeitig auch sein größter Konkurrent im Kampf um die Thronfolge? Lohoff bedrängt Laurenz, nutzt seine Schwäche aus und nötigt ihn zum Selbstmord. Jetzt ist der Weg frei. Die Kugel rollt.
Rien ne vas plus .
Lohoff tötet Henning Geerts. Einen lästigen Mitwisser. Vielleicht lässt er ihn auch töten. Schließlich gibt es bald neue Posten in der Geheimgesellschaft zu verteilen, und wer jetzt seine Treue und Entschlossenheit beweist, hat
Weitere Kostenlose Bücher