Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
größtenteils auf Beekmann konzentrierte: Eine effektheischende Schilderung der Tat, eine blumige Biographie des Dekans, zahlreiche Kommentare und Nachrufe. Ein Abgesang, der eines Staatsmannes würdig war.
Die Phase des Spekulierens hatte begonnen, und das Augenmerk fokussierte sich auf die Wilhelms-Universität. Kein Wunder. Ein Chirurg der Uniklinik, ein Dekan, ein Student – zwei Studenten, wenn man Frank mit einbezog. Alle Opfer waren mit dem Universitätsleben verbunden gewesen. Wie konnte man von den Studenten erwarten, Referate zu halten, Klausuren und Magisterarbeiten zu schreiben, während sich um sie herum die Leichen stapelten?
Ich sah auf die Küchenuhr. Schon fast halb zwölf. Normalerweise war Eva die Pünktlichkeit in Person. Ich stand auf, trat ans Küchenfenster und sah auf die Straße hinunter. Der Mercedes Sprinter hatte seinen angestammten Platz wieder eingenommen. Mein Magen zog sich zusammen. Adrenalin pumpte durch meinen Körper. Ein paar Minuten lief ich rastlos durch die Wohnung, dann griff ich zum Telefon und wählte Evas Nummer.
Nichts.
Ich versuchte es bei ihren Eltern in Nordwalde.
Nichts. Nur der Anrufbeantworter.
Ich rief im Präsidium an und verlangte nach Rensing.
Auch nichts. Hauptkommissar Rensing sei in einer dringenden Angelegenheit im Einsatz, gab man mir zu verstehen.
Ob der Einsatz etwas mit Eva Kamp zu tun habe, wollte ich wissen.
Derartige Informationen dürften nicht weitergegeben werden, kam es von der monotonen Stimme der Rufbereitschaft zurück.
Ob man Rensing denn wenigstens eine Nachricht zukommen lassen könnte?
Das sei schon möglich, aber man wisse nicht, wann er zurück sei.
Als ich aus dem Haus eilte, war der schwarze Transporter weg. Meine Angst schlug in Panik um. Was, wenn man diesmal ernst gemacht hatte? Wenn man mir ein für alle Mal eine unmissverständliche Lektion erteilen wollte? Ich spurtete zur Bushaltestelle. Zwanzig Minuten später klingelte ich bei Eva Sturm. Niemand öffnete. Ich trat ein paar Schritte zurück und spähte hoch zu Evas Küchenfenster. Churchill saß auf der Fensterbank und schleckte sich die Pfoten. Sein schneeweißes Fell war mit roten Flecken durchtränkt.
Ich stürzte zurück zur Haustür und drückte alle Klingeln auf einmal. Über mir wurde ein Fenster geöffnet, und eine Männerstimme rief: „Wer ist da? Wir kaufen nichts!“
Aus der Gegensprechanlage ertönte eine zweite Stimme. Diesmal die einer älteren Frau. „Ja, bitte?“
„Machen Sie bitte die Tür auf. Ich bin ein Freund von Frau Kamp. Ich glaube, ihr ist etwas zugestoßen.“
„Da kann ja jeder kommen, junger Mann. Sie brauchen nicht zu meinen, dass Sie es mit einer leichtgläubigen alten Schachtel -“
„Machen Sie die verdammte Tür auf!“, brüllte ich. „Bevor ich sie eintrete!“
Der Summton erklang. Ich stürmte ins Treppenhaus. Im zweiten Stock war eine Tür eine Spaltbreit geöffnet, gerade so weit, wie es die Sperrkette erlaubte. Eine Oma mit Lockenwicklern im Haar linste hinaus.
„Ich warne Sie, junger Mann. Mein Sohn kommt jeden Moment nach Hause. Er ist -“
„Rufen Sie die Polizei!“, schrie ich ihr zu und hetzte, drei Stufen auf einmal nehmend, an ihrer Tür vorbei. „Die sollen sofort einen Wagen schicken!“
An Evas Wohnung angekommen, hämmerte ich mit beiden Fäusten gegen die Tür. Keine Reaktion. Ich nahm drei Schritte Anlauf und trat mit voller Wucht gegen das Schloss. Ein Knacken ertönte, doch die Tür hielt stand. Zwei weitere Tritte ließen sie endlich doch aus den Angeln krachen.
Ich stürzte in die Wohnung. Hetzte von Raum zu Raum, bis ich im Badezimmer abrupt stehen blieb. Für einen kurzen Moment setzte mein Herzschlag aus. Fassungslos starrte ich auf das Chaos auf dem Boden. Dann ließ ich mich auf den Badewannenrand sinken und schlug die Hände vors Gesicht.
Alphatiere
Der kleinere der beiden Brüder betrachtete die Rückenpartie der Frau, die bewusstlos auf dem Tisch lag. Bis auf den roten Slip war sie vollständig nackt.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Warum soll ich es auch bei ihr tun? Du hast gesagt, ich müsse nur Philip -“
„Ich hab es mir eben anders überlegt. Wir brauchen einen Testdurchlauf. Oder hast du das Fiasko mit diesem Micky etwa schon vergessen? Du hast es doch gesehen: Selbst Pape war nicht frei von Fehlern. Wenn du seinen Job übernehmen willst, dann tust du, was ich dir sage. Wenn nicht, weißt du ja, wo
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