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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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kommen, hörte er ein reißendes Geräusch.
    »Das ist der schlimmste Teil«, sagte Franco. »Den schaffe ich kaum.«
    »Warum bist du so weit mitgekommen?«, fragte Mitch, der allen Mut zusammengenommen hatte und bis zum breiteren, aber immer noch dunklen, engen Raum vor Franco vorgedrungen war.
    »Weil es hier war, oder?«, sagte Tilde mit einer Stimme, die wie der Ruf eines Vogels in der Ferne klang. »Ich habe Franco herausgefordert. Er hat mich herausgefordert.« Sie lachte, und ihr Kichern hallte im Dunkeln wider. Mitchs Nackenhaare sträubten sich. Der neue Eismensch lachte sie an, oder vielleicht aus. Er war lange tot. Er brauchte sich um nichts mehr zu kümmern und konnte sich über so manches amüsieren – über die vielen Menschen, die sich unglücklich machten, um seine sterblichen Überreste zu sehen.
    »Wie lange ist es her, seit du zuletzt hier warst?«, erkundigte sich Mitch. Er wunderte sich, dass er die Frage nicht schon früher gestellt hatte. Vielleicht hatte er bis jetzt nicht richtig daran geglaubt. Sie waren bis hierher gekommen, und es gab keine Anzeichen, dass sie ihm einen Streich spielten – ohnehin hatte er seine Zweifel, ob Tilde von ihrer Veranlagung her dazu in der Lage war.
    »Eine Woche, acht Tage«, erwiderte Franco. Der Durchlass war jetzt so breit, dass er sich neben Mitchs Beine schieben konnte, und Mitch konnte ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchten. Franco ließ mit mediterranem Lächeln die Zähne sehen.
    Mitch blickte nach vorn. Er konnte etwas erkennen, dunkel, wie ein kleiner Aschehaufen.
    »Seid ihr da?«, fragte Tilde. »Mitch, zuerst ist es nur ein Fuß.«
    Mitch versuchte, diesen Satz zu deuten. Tilde drückte sich stets in metrischen Größen aus. Mit »Fuß«, das wurde ihm klar, war hier jedoch kein Abstand, sondern ein Körperteil gemeint. »Ich sehe ihn noch nicht.«
    »Zuerst kommt die Asche«, sagte Franco. »Das hier könnte sie sein.« Er zeigte auf den kleinen schwarzen Haufen. Mitch spürte, wie die Luft vor ihm langsam niedersank, an seinen Seiten entlangströmte, den hinteren Teil der Höhle ungestört ließ.
    Er bewegte sich mit ehrfürchtiger Langsamkeit vorwärts und besah sich alles. Jeden noch so geringen Anhaltspunkt, der auf einen früheren Besuch hinweisen mochte – Steinchen, Zweige oder Holzstücke, Spuren an den Wänden …
    Nichts. Mit einem Gefühl großer Erleichterung ließ er sich auf Hände und Knie nieder und kroch vorwärts. Franco wurde ungeduldig.
    »Es ist gleich da vorn«, sagte der Italiener und tippte wieder an die Steigeisen.
    »Verdammt noch mal, ich lasse es langsam angehen, damit ich nichts übersehe, verstanden?«, gab Mitch zurück und unterdrückte dabei das Bedürfnis, wie ein Maultier nach hinten auszuschlagen.
    »Schon gut«, erwiderte Franco versöhnlich.
    Mitch konnte jetzt um die Ecke sehen. Der Boden wurde ein wenig flacher. Es roch nach Gras und Salz, wie nach frischem Fisch. Wieder sträubten sich seine Nackenhaare, und vor seinen Augen wallten Nebel. Das alte Leiden.
    »Ich sehe es«, erklärte er. Über eine Kante ragte ein Fuß, zurückgebogen und klein wie von einem Kind, sehr runzelig und dunkelbraun, fast schwarz. Die Höhle wurde hier breiter, und auf dem Boden waren Stücke von getrockneten, geschwärzten Fasern verstreut – Gras vielleicht. Schilf. Ötzi, der Original-Eismensch, hatte eine Schilfmütze auf dem Kopf gehabt.
    »Oh Gott«, sagte Mitch. Wieder ein weißes Leuchten, das langsam verblasste, und ein schmerzhaftes Flüstern in seiner Schläfe.
    »Da drüben ist mehr Platz«, sagte Tilde. »Wir passen alle hinein, ohne die beiden zu stören.«
    »Die beiden?«, fragte Mitch und leuchtete mit der Taschenlampe zwischen seinen Beinen hindurch.
    Franco lächelte zwischen Mitchs Knien hindurch. »Das ist die eigentliche Überraschung«, bemerkte er. »Es sind zwei.«
2
    Republik Georgien
    Kaye kauerte sich im Beifahrersitz des jaulenden kleinen Fiat zusammen, den Lado durch die halsbrecherischen Kurven und Windungen der georgischen Militärstraße steuerte. Obwohl sie zu viel Sonne abbekommen hatte und erschöpft war, konnte sie nicht schlafen. Ihre langen Beine zuckten in jeder Kurve. Auf ein unflätiges Quietschen der fast blank gefahrenen Reifen hin strich sie sich mit den Händen durch die kurz geschnittenen braunen Haare und gähnte bedeutungsvoll.
    Lado spürte, dass das Schweigen zu lange gedauert hatte. Er wandte Kaye das runzelige, sonnengebräunte Gesicht mit den sanften braunen Augen

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