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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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es verlassen hatte. »Ich will auch«, rief er und lief über den Hof zum Traktor mit der Schaufel.
    Reimers lachte, bevor er zum Fermenter stiefelte, um einen Blick durch das Schauglas in das Innere zu werfen. Anschließend würde er mit dem Radlader weitere Silage aus der mit einer dunklen Plane abgedeckten Miete holen und in den Feststoffeintrag füllen, der wie ein großer Trichter aussah und über den der Fermenter gefüttert wurde.
    Er stieg die Metalltreppe bis zur kleinen Plattform hoch, spritzte mit dem daneben hängenden Wasserschlauch Schmutzpartikel von der Scheibe und schwenkte den Schlauch über den Hofplatz. Dabei hielt er seinen Daumen vor die Öffnung, sodass sich der Wasserstrahl als kleiner Sprühregen verteilte.
    Â»Iiih«, schrie Yannick und versuchte, der Feuchtigkeit zu entfliehen.
    Reimers stellte das Wasser wieder ab, hängte den Schlauch ein und sah durch das runde Glasfenster, das einem Bullauge ähnelte, in den Behälter. Es war wie immer. Er wollte sich schon abwenden, als er stutzte. Man nahm im Unterbewusstsein etwas wahr, das man kannte. Erst danach registrierte man, dass es nicht an diesen Platz gehörte. Noch einmal sah Reimers durch das Glas. Dann musste er gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfen.
    Mit beiden Händen hielt er sich an den Griffen neben dem Bullauge fest. Es gelang ihm nicht, den Blick abzuwenden. Schließlich rieb er sich mit einer Hand über die Augen und sah erneut in den Fermenter hinein. Er hoffte, er wäre beim ersten Mal einer Sinnestäuschung erlegen.
    Nein! Wieder tauchte das furchteinflößende Bild vor ihm auf. Nur durch die Glasscheibe getrennt lag ein menschlicher Finger vor ihm, an dem noch der Ehering steckte.
    Â»Papa, mach schon. Wir wollen Silage holen«, drängelte Yannick von unten.
    Â»Gleich«, murmelte Reimers kaum hörbar.
    Mit beiden Händen umklammerte er die Geländer der Leiter und hangelte sich hinab. Zwischendurch rutschte er ab, fing sich jedoch wieder. Als er unten angekommen war, setzte er sich auf die zweite Stufe, angelte sein Handy aus der Brusttasche der Latzhose hervor und wählte mit zittrigen Fingern die Eins-eins-null.
    * * *
    Es war still im Raum. Nur ein gelegentliches Rascheln war zu vernehmen, wenn der Erste Hauptkommissar Christoph Johannes eine Seite in der Akte umblätterte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Ohne hinzusehen tastete sich seine Hand zur Teetasse, nahm sie mit spitzen Fingern auf und führte sie zum Mund. Er trank einen Schluck des von ihm geliebten Darjeelings und setzte das Trinkgefäß wieder ab.
    Vor zehn Minuten war er aus der Dienstbesprechung der leitenden Beamten der Husumer Polizeidirektion zurückgekehrt. Seit neun Jahren leitete er die Kriminalpolizeistelle in der nordfriesischen Kreisstadt kommissarisch. Eigentlich war es eine Position, die mit einem Beamten des höheren Dienstes zu besetzen war.
    Die Besprechung war Routine gewesen. Der Flensburger Polizeidirektor war an die Westküste gekommen. Seit der Versetzung des Vorgängers Jochen Nathusius, der zum stellvertretenden Leiter des Landeskriminalamts nach Kiel befördert worden war, wurde die kleinste Polizeidirektion des Landes in Personalunion vom Flensburger Polizeidirektor mit verantwortet. Es war eine Frage der Zeit, bis Husum vermutlich in die Flensburger Direktion aufgehen würde.
    Christoph nutzte die Ruhe im Raum, den er sich aus alter Tradition mit einem Kollegen teilte, obwohl die Beamten seiner Dienststelle fast ausnahmslos in Einzelbüros untergebracht waren. Er schreckte hoch, als er auf dem Flur ein dröhnendes Lachen hörte. Es klang, als hätte jemand den Donner eines Gewitters in einem leeren Blecheimer eingefangen. Dann flog mit einem lauten Krachen die Tür auf, und der Griff schlug gegen die Wand. Das Loch im Putz verriet, dass es eine schon oft ausgeführte Übung war. Oberkommissar Große Jäger stieß die Tür mit der Fußspitze an, dass sie wieder ins Schloss fiel, und ließ sich krachend in seinen Bürostuhl fallen. Er lehnte sich zurück, so weit die Wippautomatik es zuließ, bis der Stuhl ächzte. Immer noch lachte er und rieb sich mit den Knöcheln die Tränen aus den Augen.
    Â»Du glaubst es nicht«, begann er und drehte sich zu Christoph um. »Das gibt Doofe auf der Welt, da staunt selbst ein alter Krieger wie ich.« Dann brach er erneut in Lachen aus.
    Entgegen

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