Das Dorf in der Marsch
für die Energiegewinnung genutzten Pflanzen Flächen verschwanden, die früher der menschlichen Ernährung gedient hatten, indem dort Getreide erzeugt worden war.
GroÃe Jäger räusperte sich. »Sie haben also die Silage unter der schwarzen Plane aufbereitet. Und dann?«
»Dann kommt die Silage in den Fermenter.«
»Wie machen Sie das?«, fragte GroÃe Jäger.
Reimers sah ihn an. »Ich sitze hier am Tisch, falte die Hände und sage einen Zauberspruch auf.« Dem Landwirt war anzumerken, dass er sich über Christophs Einwand geärgert hatte.
»Und wenn es mit dem Zauberspruch nicht klappt, weil die Fee in Urlaub ist?«, fand GroÃe Jäger die richtigen Worte.
Reimers entspannte sich. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Das ist blöde«, erklärte er. »Dann muss der Bauer ran.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Ich füttere den Fermenter mit der Silage, die ich zuvor unter der Plane aufbereitet habe. Am Hoftraktor habe ich eine Schaufel. Die befülle ich und bringe das zum Fermenter.«
»Und wo kommt es dort hinein?«, fragte GroÃe Jäger.
»Kommen Sie mit«, forderte der Bauer die Beamten auf, verlieà das Haus und ging über den Hof. Reimers zeigte auf einen oben offenen roten Behälter, der entfernt an einen Trichter erinnerte.
»Von dort rutscht es in den Fermenter?«
»Dort unten am Feststoffeintrag, so nennen wir das rote Ding, sehen Sie einen Kasten. In diesem Kanal sitzt eine Schnecke. Diese Querschnecke transportiert die Silage bis zu der Stelle, an der der Kanal senkrecht verläuft. Von dort wird das Gut mit einer Steilschnecke aufwärts transportiert, bis es von oben in den Fermenter gefüllt wird.«
»Einfach so â klatschbumm?«, fragte GroÃe Jäger und folgte dem von auÃen unscheinbaren kastenförmigen Transportkanal.
Reimers schüttelte den Kopf. »Im Fermenter übernimmt die sogenannte Stopfschnecke das eingefüllte Gut und rührt es â laienhaft ausgedrückt â in die fermentierte Menge. Damit ist ein Vermischungseffekt gegeben.«
»Das heiÃt, von dem Augenblick an, wo die Silage in den Trichter â¦Â«
»Feststoffeintrag«, korrigierte Reimers.
»Von mir aus. Ãberall sitzen scharfkantige Geräte im Gesamtsystem.«
»Das ist noch gar nichts«, erklärte der Landwirt. »Unten am Feststoffeintrag kreisen scharfe Messer, die alles erbarmungslos zermalmen. Es ist schon vorgekommen, dass mir beim Einfüllen ein Reifen, mit dem ich die Plane abdecke, hineingeraten ist. Der ist weg. Da finden Sie nichts, absolut nichts von wieder.«
Christoph und GroÃe Jäger wechselten einen raschen Blick. Wenn statt des Reifens ein Mensch ⦠Das war unvorstellbar. Zum Glück hatte Reimers diesen Gedanken nicht mitbekommen.
»Wie lange dauert es, wenn man oben einen Reifen hineinwirft, bis der im Fermenter gelandet ist?«, setzte GroÃe Jäger die Befragung fort.
»Das kann ich einstellen. Da.« Reimers zeigte auf ein Schaltpult, das seitlich am Feststoffeintrag angebracht und durch ein kleines Dach vor dem Regen geschützt war. »Normalerweise habe ich es so geschaltet, dass es einen Tag dauert.«
»Geht es auch schneller?«
»Ja. Wenn ich die Geschwindigkeit der Schnecken hochdrehe, funktioniert das auch innerhalb einer Stunde.«
»Das ist eine Menge Technik, die Sie hier zu verwalten haben«, sagte GroÃe Jäger fast beiläufig. »Das sieht nicht so aus, als könne da jeder mit umgehen.«
»Das ist zutreffend«, erklärte Reimers.
»Aber ein anderer Landwirt, der auch eine Biogasanlage hat, wüsste mit der Funktionalität Ihrer Anlage zu arbeiten.«
»Das bekäme er sicher schnell heraus.«
Reimersâ Handy piepte. Er warf einen kurzen Blick darauf. »Eine Nachricht von meinem Rechner, der den Melkroboter im Kuhstall überwacht. Ich muss da mal schnell hin«, sagte er und verschwand.
»Das ist auch nicht mehr die schöne heile Welt, die wir aus den Bilderbüchern kennen«, sagte GroÃe Jäger. »Da läuft heute keiner mehr mit der Mistforke herum, stapelt die Strohballen von Hand auf dem Heuboden und lässt sich dabei von der Magd behilflich sein. Siehst du irgendwo Hühner auf dem Misthaufen?«
Christoph zeigte auf den Fermenter. »Der Misthaufen hier ist in dieser Anlage. Da
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