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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Gladys Butterworth den Raum, als das Licht zu schwinden begann. Mrs. Butterworth stellte das silberne georgianische Teeservice auf den Teewagen und rollte ihn zu Catherine. Mr. Butterworth zog die schweren weinroten Vorhänge zu und knipste das elektrische Licht an, dann bückte er sich, um die Scheite anzuzünden, die schon im Kamin bereitlagen.
    Der Feuerschein flackerte über die Blumen und Vögel auf den handbemalten Kacheln, die den Kamin einrahmten. Mr. Butterworth richtete sich auf und legte die Lederschachtel mit den Wachszündhölzern an ihren Platz neben den silbergerahmten Fotografien auf dem Kaminsims zurück.
    »Vielen Dank, Harold.« Catherine reichte Mrs. Butterworth die geblümte Porzellantasse. »Mrs. Butterworth, würden Sie bitte den Tee für Mr. MacIntyre einschenken?«
    Mrs. Butterworth brachte Robert die gefüllte Tasse, er dankte ihr mit einem kleinen Lächeln. Leise folgte sie ihrem Mann aus dem Zimmer und schloss sanft die Doppeltüren aus Zedernholz mit den glänzenden Messinggriffen hinter sich.
    Catherine stellte ihre Teetasse auf den kleinen Tisch neben dem Brokatsofa und griff nach ihrer Stickerei. Robert trank nachdenklich seinen Tee und starrte in die Flammen der nun hell lodernden Holzscheite.
    Wäre da nicht das gelegentlich auftauchende Schreckgespenst des ›fehlenden Kindes‹, überlegte Robert, könnte er nicht glücklicher sein. Er stand jetzt in seinem einundvierzigsten Lebensjahr und hatte mehr erreicht, als er sich je erträumt hatte.
     
    Mit neunzehn war Robert von Schottland nach Sydney gesegelt und mit fürstlichen fünf Pfund in der Tasche in diesem rauen neuen Land gelandet. Seine Mutter war gestorben, als er noch klein war, sein Vater war bei einem Jagdunfall im Dienste des Earl of Lord ums Leben gekommen. Der MacIntyre-Clan lebte weit verstreut, und abgesehen von der jüngeren Schwester seines Vaters war niemand da, der sich des Waisenknaben annehmen wollte. Der Earl hatte für die letzten Jahre von Roberts schulischer Ausbildung gesorgt, dann hatte Robert die dürftigen Besitztümer seines Vaters verkauft und war, versehen mit einer kleinen Geldbörse, die der Earl ihm gegeben hatte, nach Glasgow gefahren. Dort hatte er die Schiffspassage nach Australien bezahlt, dem Land der großen Möglichkeiten.
    Robert hatte schnell begriffen, dass er in Sydneytown Dieben und rücksichtslosen Männern ausgeliefert war, die nur darauf warteten, einen naiven jungen Burschen frisch aus dem Heimatland auszunutzen. Doch Robert besaß den Vorteil einer guten schulischen Grundbildung und dazu einen scharfen Verstand sowie Zähigkeit und Robustheit, ererbt von den Mitgliedern seiner Familie, die seit Generationen in rauer Umgebung überlebt hatten.
    Wie viele andere Hoffnungsvolle, die der Stadt auf der Suche nach Reichtum den Rücken kehrten, machte sich auch Robert auf zu den Goldfeldern in New South Wales, nach Wattle Flat am Rande der aufstrebenden Goldgräberstadt Hill End. Doch bevor er seinen Claim absteckte, hatte der vorsichtige junge Schotte mit erfahrenen Goldgräbern gesprochen, die schon seit den Anfangstagen des Goldrauschs in diesem Gebiet waren, und von ihnen hatte er so viel wie möglich gelernt.
    Ihm wurde schnell klar, dass er einen Partner brauchte, mit dem er sich die Arbeit teilen konnte – und auch aus Sicherheitsgründen. Die Goldgräber bewachten ihre Claims scharf, weil Diebstahl an der Tagesordnung war. Ein einzelner Mann konnte diese Aufgabe nicht bewältigen. Jemand musste die Winde bedienen, mit der die Körbe voll Erz aus dem Schacht hochgezogen wurden, und ein Einzelner konnte nicht gleichzeitig an der Winde arbeiten und die Mine bewachen.
    Robert sah sich auf den Goldfeldern um, um zu entscheiden, wo er seinen Claim abstecken wollte, obwohl unbearbeitetes Land allmählich rar wurde. Tausende hoffnungsvoller Männer strömten immer noch in den Bathurst Distrikt, mit zwei Pfund in der Tasche für die Goldgräberlizenz, einer Schürfausrüstung und dem Traum vom leicht erworbenen Reichtum.
    Verschiedenste Gruppen, meist verbunden durch ihre nationale oder ethnische Zugehörigkeit, hatten gemeinsame Lager aufgeschlagen und Claims abgesteckt. Außerhalb der Stadtgrenze, hinter dem Friedhof für Weiße, befand sich das Chinesenlager. Sie galten als seltsame Gesellen aufgrund ihrer komischen Kleidung, den spitzen Hüten und den langen Zöpfen. Man betrachtete sie mit Misstrauen und oft mit Hass. Chinesen, die nicht nach Gold gruben, bestätigten sich

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