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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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PROLOG
     
    Die Finsternis war wie ein Grab: nur das Pochen des eigenen Herzens verriet Amelie Coulton, dass sie lebte.
    Sie hätte nicht herkommen dürfen - das wurde ihr jetzt mit erschreckender Gewissheit klar. Sie hätte zu Hause bleiben sollen in der winzigen Hütte, die nur einen Meter über den dunklen Wassern der Moorlagune stand. Dort wäre sie zwar allein, doch wenigstens sicher gewesen - und das Baby auch, das sich unablässig in ihrem Bauch regte und sie mit den Füßen stieß, so dass sie vor Schmerz zusammenzuckte.
    Amelie Coulton war aber nicht zu Hause geblieben, und nun spürte sie ringsum im Dunkel Gefahr lauern. Es musste diese Gefahr sein, die ihr Baby so unruhig machte.
    Sie fühlte sich beobachtet, doch nicht von Augen, die sie gewohnt war, nicht von Tieren, die - Nahrung suchend - nachts im Moor durch Schilf und Ufergebüsch umherstreunten und immer hellwach blieben im Dunkel, weil andere noch hungriger waren.
    Diese Art von Augen war Amelie gewohnt. Seit den frühen Kindertagen waren die Tiere des Moores Freunde. Später hatte sie gern im Dunkel des mütterlichen Hauses gesessen, um durch die scheibenlosen Fenster zu schauen und die Augen im Mondschein aufleuchten und funkeln zu sehen.
    Wie gern wäre sie oft mit den Opossums und Waschbären bei Nacht durch die Sümpfe gewandert! Und hatte es doch nie getan - weil sie wusste, dass im nächtlichen Moor nicht nur Tiere auf Jagd gingen.
    In den Schatten lauerten die Kinder des Schwarzen Mannes.
    Wer sie waren, hatte Amelie bisher nicht erfahren, nur dass sie dort waren; die Mutter hatte von ihnen erzählt und sie immer wieder ermahnt, sich vor dem Moor zu hüten.
    »Tot sin’se«, hatte die Mutter gewarnt. »Un’ wenn du ihn’ zu nah kommst, pack’n se zu und geb’n dich auch’m Schwarzen Mann.«
    Deshalb war Amelie nachts immer in der Hütte geblieben, hatte sich im Dunkeln nie ins Freie gewagt, wo namenlose Schrecken lauerten.
    Bis zu diesem Abend, als ihr Mann ausgegangen war - auf ihre Frage wohin, hatte er sie nur mit einem leeren Blick seiner blauen Augen bedacht, die ihr manchmal solche Angst einjagten, dass ihr ein Schauder über den Rücken lief. Als er gegangen war, hatte sie die Öllampe heruntergeschraubt und war die Leiter ins Kanu hinuntergeklettert.
    Amelie hätte ihm folgen können, weil sein Boot ein Kräuseln auf dem stillen Wasserspiegel der Lagune im Moor hinterließ und ihre Ohren über dem leisen Getön der Frösche und Insekten das Quietschen der Ruderriemen hörten.
    Sie wusste nicht, wie lange sie ihm schon gefolgt war, als sie das ferne Glühen wahrnahm, doch als sie den Flackerschein von Feuer im Dunkel sah, hatte sie ihr Kanu instinktiv aufs Ufer zugesteuert und sich mucksmäuschenstill unter dem tiefen Schatten des Laubwerks, das über dem Ufer herabhing, treiben lassen.
    Da waren andere Boote eingetroffen, und sie hatte die Insassen beobachtet, die sie aber nicht bemerkten.
    Es waren die Kinder des Schwarzen Mannes, die stumm im Dunkel jagten.
    Amelie hatten sie nicht bemerkt, weil sie den Blick fest auf das Feuer gerichtet hielten.
    Als ihre Boote vorübergeglitten waren und am Ufer der Insel hielten, wo das Feuer brannte, schob Amelie sich behutsam weiter vor - und nun konnte sie sie klar und deutlich sehen.
    Sie standen im Halbkreis ums Feuer, schwarze Silhouetten gegen die leuchtende Glut, unbeweglich, wie gebannt von den Flammen.
    Amelie redete sich ein, das müsse eine Täuschung sein, die schmale Gestalt dort in der schweigenden Gruppe könne nicht ihr Mann sein. Doch das ungepflegte Haar, das bis fast auf die Schultern herabfiel, war unverkennbar; sie hatte ihm morgens versprochen, es zu schneiden. Ihr zog sich der Magen zusammen.
    Nein!
    Das konnte einfach nicht wahr sein. Wenn George Coulton zu den Kindern des Schwarzen Mannes gehörte, hätte sie es doch bestimmt gewusst.
    Aber wie?
    Wie hätte sie ihn denn von den anderen Kindern im Moor unterscheiden können?
    Die Gestalt rührte sich, einmal nur, ganz leicht. Der Feuerschein erhellte das Gesicht. Seine Augen schienen sich in die Dunkelheit zu bohren, nach ihr zu suchen, als ob er wüsste, dass sie hier stand.
    Sie duckte sich erschauernd ins Boot und hielt den Atem an.
    Das Baby bewegte sich, als spüre es die Gefahr. Amelie streichelte den Bauch, bis es sich beruhigte, doch ihr Blick ruhte unverändert auf dem Kreis der Schattenfiguren am Feuer, bis eine neue Gestalt aus dem Dunkel unter den Bäumen in die Lichtung trat.
    Ein Streichholz flammte

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