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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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eine recht interessante.«
    »Die würde ich gerne mal hören.«
    Hock Lee sah schüchtern zu Robert auf und lächelte. »Würdest du wohl mit uns Tee trinken wollen? Wenn es meiner Mutter auch nicht gefallen wird, mich so zu sehen.« Zerknirscht berührte er seine aufgeplatzte Augenbraue und die blutende Lippe.
    Robert verbrachte den Rest des Nachmittags im Schatten des Baumes neben der einfachen Hütte der Familie und unterhielt sich mit Hock Lee. Sie stellten fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten und beide den Ehrgeiz besaßen, es in dieser Welt zu etwas zu bringen.
    »Ich dachte, ich wäre der Einzige, der so hochfliegende Träume hat«, lachte Hock Lee.
    »Aber das Träumen bringt uns nicht ans Ziel. Dazu braucht man Geld«, seufzte Robert.
    Hock Lee sah ihn nachdenklich an. »Gold … und ein bisschen Glück. Das könnte der Schlüssel zu unserem Erfolg sein.«
    Die beiden jungen Männer begannen sich ernsthaft zu unterhalten. Bei Anbruch der Nacht hatten sie sich darauf geeinigt, Partner zu werden und gemeinsam einen Claim abzustecken.
    »Mein jüngerer Bruder kann meine Arbeit hier übernehmen, ich bin sicher, dass mein Vater nichts dagegen hat. Aber die Leute werden unsere Partnerschaft recht ungewöhnlich finden«, meinte Hock Lee. »Könnte sein, dass deine eigenen Leute dich mit schiefen Augen betrachten.«
    »Wenn eine auf Vertrauen und Aufrichtigkeit gegründete Partnerschaft ungewöhnlich sein soll, dann ist es eben so.« Robert streckte die Hand aus, und Hock Lee drückte sie mit festem Griff.
    Roberts Sicherheit in der Einschätzung und Beurteilung anderer sollte sich bei seinen Geschäften als seine wertvollste Eigenschaft erweisen, die ihn selten im Stich ließ. Seine impulsive Freundschaft mit Hock Lee und ihre zwanglose Partnerschaft bewährte sich in all den Jahren, in denen sie zusammen waren.
    Bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen Robert allein auf einen Drink in den »Green Man Pub« ging, war er gezwungen, seinen Freund und Partner mit den Fäusten zu verteidigen. Aber die Trinker und Skeptiker hörten auf zu lachen, als die beiden auf eine ergiebige Goldader stießen und einige Monate später die Goldfelder als reiche junge Männer verließen.
    Sie hatten sich geeinigt, eine Zeit lang ihre eigenen Wege zu gehen, und Hock Lee ging nach Melbourne und eröffnete eine Kette lukrativer Restaurants und Teehäuser. Robert blieb in Sydney, besuchte aber weiterhin Hock Lees Familie, die mit ihrem Laden ebenfalls ein Vermögen gemacht hatte, nach Sydney zurückgegangen war und sich in einem großen Haus am Meer im vornehmen Stadtteil Mosman niedergelassen hatte.
    Als Robert Mitte zwanzig war, hatte er als Gründungsmitglied der Mercantile Bank sein Vermögen verdoppelt und unterhielt eine Zuckerrohrfabrik im Norden von Australien. Die Ernten waren gut, und die Kanaken – Arbeiter von den pazifischen Inseln –, die zur Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern eingesetzt wurden, erbrachten durch ihre Plackerei beachtliche Gewinnzahlen in den Rechnungsbüchern.
    Nach mehreren Jahren kehrte Hock Lee nach Sydney zurück und eröffnete ein großes Warenhaus. Die beiden Freunde vereinten erneut ihre Kräfte und gründeten eine Import-Export-Firma. Sie importierten Güter für das Warenhaus und exportierten Wolle und Kohle. Später gründeten sie ihre eigene Schifffahrtsgesellschaft, statteten ihre Frachtschiffe mit Kühlräumen aus und konnten so Fleisch und Milchprodukte nach England exportieren. Robert und Hock Lee widmeten ihre gesamte Zeit, ihre Energie und ihr Interesse dem aufblühenden Geschäft.
    Obwohl Robert als einer der begehrtesten Junggesellen in Sydney galt und ehrgeizige Mütter ihm bei jeder Gelegenheit ihre heiratsfähigen Töchter präsentierten, war er zu sehr auf seine Geschäfte konzentriert, um sich eine Frau zu suchen. Er hatte wohl die eine oder andere diskrete Liebelei gehabt, hatte sich aber nie fest gebunden.
    Inzwischen achtunddreißig Jahre alt, beschloss Robert 1896, sich einen Urlaub zu gönnen, und verspürte in sich die Sehnsucht, sein Geburtsland wiederzusehen. Er reiste nach Schottland und besuchte seine alte Tante, die einzige Verwandte, die er noch hatte. Sie war gebrechlich, aber noch munter, lebte in einem kleinen Cottage und wurde von einer jungen Frau namens Catherine Garrison versorgt. Catherine war Krankenschwester, Gefährtin und Haushälterin in einem, und Robert verliebte sich sofort in sie. Sie war die ätherische Schöne seiner Träume – zart,

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