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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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also nichts anderes als ein Trick?« fragte Cyrano. »Ein verbaler Versuch, sich ein paar Punkte zu ergaunern? Sie haben es also in Wirklichkeit gar nicht persönlich gemeint?«
    Jill zögerte einen Augenblick lang und sagte dann: »Ich will jetzt ganz ehrlich sein. Mein Hauptziel war, darauf hinzuarbeiten, daß Sie die Nerven verlören. Aber als mir die Idee kam, habe ich die Sache nicht rein intellektuell gesehen. Ich war wirklich der Ansicht, Sie seien ein ignoranter Simpel und ein lebendes Fossil. Es war lediglich mein eigener Ärger, der aus mir sprach. Ich weiß natürlich, wie weit Sie Ihrer eigenen Zeit voraus waren und gegen Aberglauben und Barbarei kämpften, daß es beinahe einer Ablehnung der damaligen Kultur gleichkam. Sie waren eine Ausnahme, und ich halte das durchaus für eine ehrenhafte Einstellung. Ich versichere Ihnen, daß Sie derartige Worte aus meinem Munde nie wieder hören werden.«
    Sie machte eine Pause und fragte dann: »Stimmt es eigentlich, daß Sie auf dem Sterbebett um Vergebung gefleht haben?«
    Cyrano wurde rot. Dann schnitt er eine Grimasse und erwiderte: »Aber sicher. Ich sagte in der Tat, daß mir meine Blasphemien und meine Ungläubigkeit leid täten. Ich bat Gott sogar um Vergebung – ich, der ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr ein Atheist gewesen bin! Ich, der ich fanatisch die vollgefressenen, aalglatten, stinkenden, Ignoranten und scheinheiligen Parasiten von Pfaffen haßte! Sie und ihren allgegenwärtigen, gnadenlosen, grausamen Gott!
    Aber jemand wie Sie, der in einem viel freieren und aufgeklärteren Zeitalter lebte, kann nicht die Schrecken des Höllenfeuers und der ewigen Verdammnis kennen! Sie können sich unmöglich vorstellen, wie es ist, wenn die Hölle die Arme nach dir ausstreckt und darauf wartet, dich zu verbrennen! Das hat man uns von den frühesten Kindheitstagen an unablässig eingehämmert. Es saß in uns drin, tief in unserem Leib und unseren Knochen und in den Abgründen unseres Unterbewußtseins!
    Und deswegen, weil mir klar wurde, daß ich im Begriff war, an einer Kombination aus jener schrecklichen Krankheit mit dem beinahe harmlosen Namen Syphilis und jenem Schlag auf den Kopf, den mir ein Gegner versetzt hatte, zu sterben, schickte ich, der ich nach nichts anderem gedürstet hatte als nach der Liebe der Menschheit… äh, was wollte ich eigentlich damit ausdrücken?
    Ah, ja! Als mir klar wurde, daß ich im Sterben lag und mich die teuflischen Kreaturen der Hölle bereits umkreisten, als ich an die ewige Folter dachte, die mich erwartete, schickte ich nach meiner zahnlosen Schwester und meinem guten alten Freund Le Bret und erklärte ihnen, ich sei bereit, alles zu bereuen, da ich mir darüber klargeworden sei, daß meine Seele auf ewig in der Hölle braten würde, wenn ich dies nicht täte, und ich bat sie, mich in ihre Gebete einzuschließen.
    Und warum auch nicht? Ich hatte auf einmal mehr Angst als je zuvor in meinem Leben, und außerdem konnte es doch niemandem schaden, wenn ich all meine Sünden jetzt bereute. Ich war jedoch nicht hundertprozentig davon überzeugt, daß ich der ewigen Verdammnis anheimfallen würde, glauben Sie mir. Aber ich dachte: Wenn Christus wirklich derjenige ist, der dir das Heil bringen kann, und es einen Himmel und eine Hölle gibt, bin ich dann nicht ein Narr, wenn ich nicht den Versuch unternähme, meine wertlose Haut und meine unschätzbare Seele zu retten?
    Andererseits dachte ich auch: Wenn sich alles als Humbug herausstellt und nach dem Tod nichts als eine große, schwarze Leere über dich kommt – bricht mir dann ein Zacken aus der Krone? Auf jeden Fall konnte ich noch mit dem Bewußtsein sterben, meine Schwester und den zwar abergläubischen, ansonsten aber gutherzigen Le Bret glücklich gemacht zu haben.«
    »Er hat übrigens eine glühende Lobrede auf Sie gehalten«, sagte Jill, »die später zum Vorwort Ihres Buches Die Reise zu den Mondstaaten und Sonnenreichen wurde, das er zwei Jahre nach Ihrem Tod herausgab.«
    »Oh! Ich hoffe nur, er hat keinen Heiligen aus mir gemacht!« rief Cyrano aus.
    »Das nicht gerade. Aber er hat Sie als Menschen mit feinem und edlem Charakter beschrieben. Andere Autoren allerdings… Sie scheinen eine Menge Feinde gehabt zu haben.«
    »Wer es nach meinem Tod wagte, als ich mich nicht mehr wehren konnte, meinen Namen in den Dreck zu zerren, kann nur ein Feigling und Schweinehund gewesen sein!«
    »Ich erinnere mich nicht an ihre Namen«, sagte Jill. »Aber das dürfte ohnehin

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