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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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alle werden sterben – und zwar endgültig! Es wird keine Wiedererweckung mehr geben! Sie werden zu Staub zerfallen!<
    >Das erscheint mir sehr grausam<, erwiderte ich, ohne daran zu denken, daß er mir noch gar keine Sprecherlaubnis erteilt hatte.
    >Es ist unmenschlich grausam<, bekräftigte der Fremde, >denn sie haben die Macht, Ihnen das ewige Leben zu schenken! Das heißt, es würde zumindest so lange dauern wie das dieser Sonne und sogar noch länger, denn man könnte Sie ohne weiteres nach ihrem Tod auf einen Planeten versetzen, der über eine lebensspendende Sonne verfügt. – Aber nein! Das wollen sie nicht! Ihr Standpunkt ist, daß die Menschheit die Unsterblichkeit nicht verdient!<
    >Das ist ja geradezu unethisch<, sagte ich. >Wie kommen diese Burschen dazu, sich selbst als Ethiker zu bezeichnen?<
    Diese Bemerkung schien ihn für einen Moment zu verwirren. Schließlich sagte er: >Weil sie glauben, es sei unethisch, einer solch miserablen, unverdienten Spezies zu gestatten, ewig zu leben.<
    >Sie hatten sicher keine sehr hohe Meinung von uns<, erwiderte ich.
    >Das habe ich auch nicht<, sagte der Fremde, >aber gute oder schlechte Meinungen über die Menschheit haben mit ethischen Aspekten so lange nichts zu tun, wie man sie auf die Menschen als Masse anwendete.<
    >Wie können Sie jemanden lieben, den Sie verachten?< fragte ich.
    >Es ist nicht leicht<, erwiderte der Fremde. >Aber das ist nichts, das wirklich ethisch ist. Aber dieses Gespräch kostet mich zuviel Zeit.<
    Ein bläuliches Licht flammte auf, und in seinem Schein konnte ich erkennen, daß er die rechte Hand unter seinem Umhang hervorgeschoben hatte. Am Handgelenk des Fremden befand sich ein Gegenstand, der größer war als eine Armbanduhr, und dieser war auch für das Licht verantwortlich. Ich konnte das Ding nicht genau erkennen, aber es sprach mit einer leisen, sanften Stimme, wie ein heruntergedrehtes Radio.
    Ich konnte keines der Worte verstehen, aber jedes einzelne davon hörte sich an, als gehöre es zu einer Sprache, die ich vorher noch nie gehört hatte. Und das blaue Licht zeigte mir den Globus, der den Kopf des Wesens darstellte. Er war schwarz und sah aus, als sei er aus Glas. Die Hand des Fremden war zwar groß und breit, hatte aber lange, schlanke Finger.
    >Meine Zeit ist um<, sagte er, zog die Hand wieder unter den Umhang zurück und ließ das Innere meiner Hütte wieder dunkel werden. Dann und wann leuchtete draußen ein Blitz auf.
    >Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, warum ich ausgerechnet auf Sie gekommen bin<, sagte der Fremde, >außer vielleicht, weil ihre Aura darauf hindeutet, daß Sie einen ausgezeichneten Kandidaten abgeben und der richtige Mann für diesen Job sind.<
    Was ist eine Aura! dachte ich. Natürlich wußte ich, wie ein Wörterbuch diesen Begriff definiert, aber ich wurde den Eindruck nicht los, daß der Fremde etwas ganz anderes damit meinte. Und von welchem Job redet er?
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, streckte er plötzlich erneut die Hand aus. Das bläuliche Licht war jetzt heller geworden; so hell, daß ich ihn kaum noch sehen konnte. Dafür war es mir aber jetzt möglich, seine Hände zu erkennen, die den Globus hochhoben. Ich hoffte darauf, zumindest die Umrisse seines Kopfes und vielleicht seine Gesichtszüge erkennen zu können, wenn ich mich nur genügend anstrengte, aber ich sah nichts anderes als den großen Globus über seinem Kopf. Nicht den gläsernen Globus, denn den hielt er zur Seite. Das Ding über seinem Kopf drehte sich, erzeugte eine Farborgie und war so hell, daß ich plötzlich überhaupt nichts anderes mehr erkannte. Von Zeit zu Zeit streckte das Ding Fühler aus, die länger und länger wurden und sich dann wieder in das um seine eigene Achse wirbelnde Ding zurückzogen. Ich muß zugeben, daß ich in diesem Moment ziemlich Angst bekam. Nun, es war weniger Angst als Ehrfurcht. Es war, als würde ich einem Engel gegenüberstehen, und es ist sicherlich keine Schande, wenn man in einem solchen Augenblick Furcht verspürt.«
    »Immerhin war Luzifer auch ein Engel«, warf Frigate ein.
    »Yeah, ich weiß. Ich habe die Bibel auch gelesen. Und sogar Shakespeare. Ich bin vielleicht in der Grundschule keine große Leuchte gewesen, aber ich habe mir schon selbst einiges beigebracht.«
    »Ich wollte dich keinesfalls als Kulturbanausen hinstellen«, sagte Frigate.
    Martin schnaufte und sagte: »Ihr beiden werdet doch wohl nicht an Engel glauben?«
    »Ich nicht«, sagte Tom. »Aber er sah verdammt

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