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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wildnis, aus der er gekommen war. Trotz des scharfen Windes und der Schneeböen, die ihm entgegenbliesen, fror er nicht. Schließlich war dies sein Zuhause, die einzige Zuflucht vor seinem übrigen Leben und all den Qualen, die es ihm brachte, wann immer er es lebte.
    Es war heller Tag, doch die Sonne war unsichtbar hinter der tiefhängenden grauen Wolke, die den ganzen Himmel erfüllte. Er schritt über den gefrorenen Boden, seine Füße hinterließen kantige Abdrücke in dem komprimierten Schnee. Von irgendwoher aus den Hügelfalten dieser kargen Landschaft konnte er das Schnauben und Stampfen von Pferden hören. Dann kam eine wilde Herde der riesigen Tiere über eine ferne Kuppe gestürmt, die mächtigen Köpfe emporwerfend, die Hörner in die eisige Luft stoßend. Er lächelte, dachte an die Zeit, als er diese Rasse aus keinem anderen Grund als reinem Vergnügen geritten hatte; wie er Ausflüge zu anderen Dörfern unternommen, sich mit Freunden getroffen und seine Künste im Sattel trainiert hatte, die alten Kampftechniken, die alle Jungen versuchten, zu meistern. Damals, bevor -
    Es war kein Schnee mehr, der seine Haut streifte. Er pflückte eine der sanft dahintreibenden Flocken aus der Luft und zerrieb sie zwischen den Fingern. Asche. Pulvriger Staub wallte unter seinen Fußsohlen auf, während seine Tritte mit jeder weiteren Bewegung weicher wurden. Asche bedeckte das Land, erstickte das Gras ebenso wie die Bäume. Verdarb den reichen, fruchtbaren Boden.
    Dann wurde das Tuch aus Asche von einem Erdhügel, der sich vor ihm erhob, heruntergeweht und offenbarte ihn als den Körper einer großen geflügelten Kreatur. Federn fielen von ihm ab wie Herbstlaub und entblößten trockene Haut, die sich eng um ein starkes Knochengerüst zog.
    »Nein«, schrie er auf. Die Königsadler waren die prachtvollsten von den Geschöpfen Far Aways. Unzählige Male war er auf ihren Rücken durch den strahlend blauen Saphirhimmel geschwebt.
    Plötzlich wurde die öde Landschaft in einen orangenen Lichtschein getaucht. Er wirbelte herum und sah, wie in der Ferne die Berge aufbrachen, wie ihre gezackten Spitzen zerfielen und Lava emporschoss. Gewaltige Explosionsfahnen schossen in den Himmel und schwollen dort träge an.
    In dem Ascheteppich hinter ihm waren Schritte zu hören. Der Gestank nach verbranntem Fleisch wurde stärker und stärker, bis er schon dachte, an den süßlichen Dämpfen ersticken zu müssen.
    »Dies ist nicht deine Zuflucht«, sagte sie. »Dies ist, wo ich dich nährte. Dies ist, wohin dein Herz gehört. Dies ist mein. Du bist mein.«
    Er konnte sich nicht umdrehen. Konnte ihr nicht ins Antlitz schauen. Es zu tun, hieße verlieren, hieße von Schmerz verzehrt zu werden und von krankhafter Liebe.
    Goldenes Sonnenlicht durchbohrte den Schleier aus Asche. Ein einzelner, hell leuchtender Strahl fiel auf ihn. Schützend beschattete er mit der Hand seine Augen, sank in die Knie.
    »Komm, Sohn«, sagte eine freundliche Stimme. »Dies ist der Weg. Dies ist deine Zukunft. Dies ist deine Erlösung.«
    Aschewolken wallten hoch und schnell empor, türmten sich über ihm auf, nahmen feste Form an. Das herrliche goldene Licht hielt stand. Er streckte seine Arme aus, nach ihm zu greifen -
    »Wooah!« Ruckartig schreckte Aaron aus dem Schlaf in die Höhe und versuchte, mit rudernden Armen die dünne Bettdecke loszuwerden, die sich eng um ihn herumgewickelt hatte. »Kacke verdammt!« Sein ganzer Körper war schweißnass, und der Seidenstoff klebte an ihm wie eine zweite Haut.
    Das Zimmer befand sich im ersten Stock von Ozzies Haus. Mit einem einzelnen Bett in der Mitte, ein paar kruden Holzmöbeln und einem Fenster mit großen, fest verschlossenen Läden. Nichtsdestotrotz stahl sich um deren Ecken herum etwas Licht. Genug, um zu sehen - »Scheiße!«, japste er auf.
    Am Bettende saß Myraian, die Beine hübsch ordentlich zum Schneidersitz übereinandergeschlagen, und betrachtete ihn gedankenvoll. Heute waren ihre Haare grün und blau. Purpurnes Skinlight schimmerte durch ein loses weißes Spitzentop.
    »Du verlierst ihn«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln.
    Einmal mehr blickte er misstrauisch diese Fangzähne an. Selbst wenn er tief und fest geschlafen hatte, hätte es eigentlich für sie unmöglich sein sollen, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen, seine Biononics hätten sie wahrnehmen sollen. Taktische Sekundärroutinen hätten ihn über jeden Versuch, sich ihm zu nähern, informieren und ihm, als er aufgewacht

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