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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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ihm trotzdem, Mort die Drogen an ihrem ausgemachten Treffpunkt zu überreichen. Er borgte sich sogar genügend von Mort, um annehmbares Essen für einen Tag kaufen zu können.
    Nun war Mort derjenige, der mit äußerster Vorsicht agieren mußte. Dinge wie diese konnten nicht einfach auf den Markt geworfen werden. Dazu waren sie zu gut. Es könnte Gerede geben. Er hatte ihnen genügend Nahrungsmittel versprochen, um sie ausreichend sättigen zu können, selbst wenn er sie von seinen eigenen Familienrationen abzwacken mußte. Aber Geld würde er keines sehen, bis man die geeigneten Dealer ins Vertrauen ziehen konnte. Dieses Geschäft war zu groß, als daß Mort es allein hätte handhaben können. Und wie sah es in Zukunft mit der Versorgung aus? Auch dieses Problem war nicht von der Hand zu weisen.
    Mitgefangen, mitgehangen. Boyd haßte diese Gedanken zwar, doch es gab keine Hoffnung für sie. Er gab Ben ein paar Hinweise, wohin Ellen gegangen sein könnte. Vielleicht „entdeckte“ Ben irgendwann einmal, wo sie gewesen war, dann hätten sie eine Chance gehabt festzustellen, wie ernst ihre Geschichte tatsächlich gewesen war. Aber bis dahin war er gezwungen, die Drogen herzustellen, um sie über Wasser zu halten.
    Er stellte sie immer nur sehr unwillig her, nicht allein wegen des Risikos. Es war keine Verletzung seines Moralitätsgefühls, doch es paßte nicht in die Struktur dieser Welt. Und wie schlecht auch immer eine Welt sein mochte, gerade dies war ein vertracktes Gebiet, dem man auch durch eine völlige Mißachtung des existierenden Kodex nichts von seiner Vertracktheit nehmen konnte. Vielleicht paßte er sich aber auch bereits den allgemeinen Vorstellungen an!
    Nach dem zweiten Drogenverkauf trug Ellen ein Kleid, das Sue, gemäß Morts Versprechen, für sie ausgewählt hatte. Es war dunkelgrau wie ihre anderen Kleider auch, doch sie glänzte förmlich darin, denn es ließ sie endlich wieder wie eine Frau aussehen – viel zu sehr wie eine Frau, was ihre Beziehung zueinander anging. Aber sie wirkte nicht glücklich und war während des gesamten Essens niedergeschlagen.
    „Ich weiß, was ihr tut – du und Mort“, sagte sie, kaum daß er sich zu Tisch gesetzt hatte. „Mort! Und du! Du machst mich krank! Boyd, du hast kein Recht – überhaupt kein Recht. Du spielst mit Leben herum – mit menschlichem Leben. Das ist ein Sakrileg!“
    „Jemanden verhungern zu lassen heißt auch, mit seinem Leben zu spielen. Außerdem hat das Ganze dieses Mal ja nichts mit Verhütung zu tun. Ich steigere eure ach so wertvollen und verehrten Geburten ja noch.“
    „Das ist mir egal. Es ist trotzdem schrecklich. Wenn du Gott wärst, würdest du dann wollen, daß Menschen Kinder töten, die eigentlich Seelen hätten haben sollen – oder neue Kinder machen, die niemals eine Seele besitzen werden?“
    „Das ist abergläubischer Unsinn“, protestierte er. Doch dann verbesserte er sich hastig. „In meinen Augen wenigstens. Trotzdem, mir gefällt es ja selbst nicht. Aber wie sollten wir beide denn sonst leben? Beantworte das erst einmal, bevor du anfängst, mir Moralpredigten zu halten.“
    „Du hättest mit mir darüber reden können, anstatt zu versuchen, alles hinter meinem Rücken abzuwickeln.“
    „Klar – so wie du über unsere kleine Expedition zu den Evangelisten geredet hast. Du wußtest doch, was kommen würde. Oder so wie du mich über das hast reden lassen, was ich wirklich meinte, als ich dich zu mir eingeladen hatte. Du bist ja trotzdem gekommen – ebensogut hättest du damals schon mitgehen können.“ Er kämpfte um seine Beherrschung, fühlte, wie er unterlag, und warf alle Hemmungen über Bord. „Sicher hättest du bekommen, was du in jener Nacht wolltest. Du hättest groß und mächtig werden können.“
    „Du bist wirklich ein Schwein“, entgegnete sie kalt.
    „Aber du hast deine Schnauze auch geflissentlich in meinem Trog hier“, erinnerte er sie. „Es ist deine Lebensmittelkarte, die fehlt, nicht meine.“ Er packte sie an den Schultern, und dieses Mal war er stärker als sie. „Vielleicht hätte ich mich etwas näher um diesen Handel kümmern sollen. Jeder andere Mann hätte bekommen, was sein Geld wert ist.“
    Nun griff sie auf ihre verletzendste Waffe zurück. „Nun gut, Dr. Jensen. Ich werde nicht versuchen, Sie aufzuhalten.“
    Er ging einmal im Zimmer auf und ab, sie folgte ihm mit den Augen. Als er wieder sprach, war seine Stimme fast ruhig. „Ich versuche nicht nur, uns am Leben zu

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