Das Fest der Pferde
sie hier ohne Konkurrenz war, deshalb nahm sie am Wettbewerb selbst nicht teil. Vier Gruppen traten nach ihr gegeneinander an, und Mini beobachtete sie fachmännisch.
„Am besten sind die vom Reitverein Eschenbruch, findest du nicht?“ flüsterte sie ihrer Freundin Bille zu. „Drei der fünf Mädchen sind Schwestern!“
„Ach ja? Du hast recht, ich finde sie ausgezeichnet!“
„Ihre Trainerin ist ihre Mutter, haben sie mir erzählt.“
„Eine sympathische Frau. Ich mochte sie sofort.“
„Anne Jensen heißt sie. Willst du nicht mal mit ihr sprechen?“ Mini schaute Bille fragend von der Seite an. „Warum?“
„Ach, nur so...“
„Mini ! Du hast doch was! Ich lese dir die Hintergedanken an der Nasenspitze ab!“
„Na ja, weißt du, sie haben mir erzählt, ihre Mutter ist Lehrerin. Studienrätin, aber sie hat den Beruf wegen der Kinder aufgegeben. Und weil wir doch noch keinen Ersatz für Frau Weber haben...“
„Hast du gemeint, die käme uns gerade recht, damit wir in der Schule auch endlich eine Voltigiergruppe aufbauen können!“
„Genau. Das habe ich gedacht!“ lachte Mini.
„Okay, flitz los, sag ihr, ich würde mich freuen, wenn ich sie kennenlernen dürfte. Und ich werde inzwischen mit Daddy reden, über das, was du mir gerade erzählt hast.“
„Super!“
„Bille! Bille! Hast du gehört?“
Beppo kam auf sie zugestürmt und riß sie fast um. Er fiel ihr um den Hals und wirbelte sie im Kreis herum.
„ Sahida und ich haben den zweiten Platz! Ist das nicht irre?“
„Im Zeitspringen? Spitze, gratuliere!“
„ Sahida ist die Größte, warte nur, das ist erst der Anfang! Jemand wollte sie mir gleich abkaufen, sagte, er suchte schon lange ein gutes Militarypferd , ich hab ihm nur den Vogel gezeigt.“
„Beppo!“
„Na ja, ist doch wahr. Mensch, ich muß abzischen, zur Siegerehrung!“
„Komm nur nicht zu spät, sonst verfällt dein Preis!“ rief Bille ihm lachend nach.
Beim Mittagessen ergab sich die Gelegenheit, mit Frau Jensen zu sprechen und sie zugleich Hans Tiedjen und Direktor Hütter vorzustellen. Mini wartete im Hintergrund, aufgeregt, wie das Gespräch ausgehen würde. Erst als Bille ihr zuzwinkerte und mit den Fingern das Sieges-V bildete, lief sie strahlend davon. Frau Jensen, heimlich schon seit einiger Zeit von dem Wunsch erfüllt, wieder in den Beruf zurückzukehren, war glücklich über die Chance, in Groß- Willmsdorf an drei Tagen in der Woche unterrichten und zugleich eine Voltigiergruppe aufbauen zu können.
Um zwei Uhr war die letzte große Dressurprüfung beendet, und Bille hatte Gelegenheit, sich das Stafettenspringen und anschließend die Springprüfung anzusehen. An dieser Prüfung nahmen auch Joy und Daniel teil, um zum ersten Mal mit ihren neuen Pferden zu starten. Der Wikinger machte seine Sache gut und kam mit null Fehlerpunkten über den Parcours, aber Chrissy überrundete ihn im Stechen, und so kam Joy auf Platz zwei und Daniel auf Platz drei.
Zum letzten Mal bat Tom über Lautsprecher zur Siegerehrung, zum letzten Mal wurden die Reiter zu einer Ehrenrunde im Galopp aufgefordert. Zum letzten Mal applaudierte das Publikum im Takt zu den Klängen der Musik. Dann begann der große Abschied.
Auf dem Parkplatz wurden die Pferde verladen, Wagen auf Wagen rollte die Auffahrt hinunter. Die Schüler des Reiterinternats begannen mit den Aufräumungsarbeiten. Vor dem Imbißzelt saßen die Sieger und Placierten und feierten ihre Erfolge. In der Meldestelle drängten sich jetzt Journalisten; sie wollten Angaben über die erfolgreichen Schüler des Internats, über Pferde, deren Werdegang, Punktzahlen und was immer es zu wissen gab.
Bettina, Florian und Nico brüteten über ihren Abrechnungen, die Einnahmen hatten alle Erwartungen übertroffen. Tom baute die Lautsprecheranlage ab, und Ignaz der Schreckliche wurde von den Eltern eines Mädchens bestürmt, die unbedingt ins Internat Groß- Willmsdorf aufgenommen werden wollte.
Bille und Simon überwachten das fachgerechte Abbauen und Vertäuen der Hindernisse, die im Lagerraum unter der Tribüne der Reithalle auf das nächste Turnier warten würden.
„Ich soll euch sagen, daß wir uns alle bei Herrn Hütter zu einem kleinen Abschlußempfang treffen sollen“, rief Tom im Vorübergehen. „Er möchte sich damit bei allen Helfern des Turniers bedanken. Das heißt, eigentlich ist es ein gemeinsamer Empfang von Daddy und ihm; Frau Engelke arbeitet schon den ganzen Tag auf Hochtouren, um uns satt zu
Weitere Kostenlose Bücher