Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
war noch gut gefüllt, also fing er an – ich hob den Kopf und staunte: Danner sammelte tatsächlich die über den ganzen Raum verteilte Wäsche ein und begann, sie zusammenzulegen!
Einen Augenblick lang sah ich ihm sprachlos zu.
»Das kannst du dir sparen!«, schnauzte ich dann wütend. »Meinst du, ich lasse mir jedes Mal die Fresse polieren, damit du mal die Socken zusammenlegst?«
Danner hielt inne.
Ich versuchte aufzustehen.
»Wenn du eine Frau suchst, die deine Unterhosen bügelt, bin ich die Falsche!« Ich funkelte ihn so böse an, wie es mit einem spontanen Drehschwindel möglich war. »Ich hab kein Problem damit, wegen jeder Waschmaschinenladung einen albernen Krieg zu führen! Aber heul nicht, wenn du nicht gewinnst.«
Danner stellte den Wäschekorb zur Seite und kam auf mich zu. Er tippte mir den Zeigefinger aufs Brustbein und kippte mich zurück aufs Sofa.
»Für heute hast du genug Krieg geführt«, bemerkte er trocken. »Und in Zukunft machst du die Unterhosen und ich die Socken. Zufrieden?«
»Schade, dass Archibald und Wiesinger den Grund für Bine Kopelskis Verschwinden mit ins Grab genommen haben.«
Danners Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Die hatten sich gerade darum gedreht, warum ich ihn wohl besonders sexy fand, wenn er Socken in den Schrank räumte.
Ich hatte ihm noch gar nicht von dem Foto der bewusstlosen Bine erzählt, erinnerte ich mich. »Das ist nur der Fall, wenn einer der beiden den Grund für ihr Verschwinden auch tatsächlich kannte«, entgegnete ich und setzte mich auf.
Danner ließ den Wäschekorb neben dem Schreibtisch zu Boden poltern. »Wer sollte ihn sonst kennen?«
Ich erhob mich und schlurfte samt Decke zum Computer hinüber.
Augenblicke später erschien der dritte Pinnwandabschnitt auf dem Bildschirm. Ich deutete auf die Fotoecke, die unter der Aufnahme von Mattek beim Sex mit der Dreifachmutter hervorragte. Es dauerte einen Augenblick, bis Danner seinen Blick von den Frauenfüßen im Gesicht des Polizeipräsidenten losreißen konnte.
Dann wurden seine Augen schmal: »Das muss Alwin uns morgen mal erklären.«
Die Fotos auf dem Bildschirm verschwammen vor meinen Augen. Ich lehnte mich im Bürostuhl zurück.
Danner überflog die restlichen Bilder. Plötzlich hielt er inne und tippte auf den Computer.
»Und was ist das hier?«
Ich setzte mich auf. Zufällig kannte ich auch diese Antwort: »Krötes Schildkröte. Die Sorte wird Geierschildkröte genannt.«
Gleich darauf füllte ein stark vergrößertes Auge den Bildschirm aus. Ein starres, eiskaltes Auge, das beunruhigend an den toten Drogendealer Lorenz Wiesinger erinnerte. Danner klickte den kleinen, weißen Pfeil an, der am schuppigen Unterlid des Ungeheuers klebte, wie die Start-Taste eines CD-Players.
Das Auge blinzelte. Die Kamera entfernte sich. Schuppige, harte, graubraune Haut erschien. Ein unförmiger Schädel. Zackige, mit Moos bewachsene Knochenauswüchse wie beim ›Ding aus dem Sumpf‹. Die gewaltigen Kiefer verjüngten sich zu einem gigantischen, messerscharfen Schnabel. Ein Panzer, der mit knochigen Stacheln versehen einer Rüstung glich. Fleischige, dicke Beine, mit beeindruckend langen Krallen und ein Schwanz, der eher zu einem Krokodil passte.
Auf dem Video war ein Mann in Anglerhose zu sehen, der mit der einen Hand in den Panzer am Genick der gigantischen Kröte gegriffen und mit der anderen den Schwanz gepackt hatte. Stolz hielt er das Reptil in die Kamera. Allein der Panzer war schon etwa einen Meter lang. Eine Wassermelone, die irgendjemand auf einem Stock aufgespießt hatte, tauchte auf und schwenkte gegen den hässlichen Schädel des Reptils.
Mein Magen zog sich zusammen. Das war eines dieser Tierquälervideos. Die Melone würde den beinahe gleich großen Kopf des Ungetüms treffen und ihn zerschmettern.
Doch bevor ich die Augen zukneifen konnte, schnellte der Kopf der Kröte vor. Blitzartig klappten die Kiefer auseinander. Der geöffnete Schnabel hätte eher zu einer Art Raubsaurier als zu einer Schildkröte gepasst. Mit einem klappenden Geräusch schnappte das Ungeheuer zu.
Im nächsten Moment starrte das Reptil regungslos wie zuvor in die Kamera. Nur dass jetzt roter Matsch aus seinem Maul tropfte. Und ungefähr ein Drittel der Melone fehlte.
»Boah!«, sagte ich erstaunt.
»Das Vieh stammt aus Amerika«, las Danner im Internetlexikon nach. »Aus den Sümpfen der Everglades. Dort teilt es sich seine biologische Nische mit den Alligatoren. Ein menschliches Bein kann es
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