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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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da, als ginge es ihn gar nichts an. Wieder hob ich unsere Hände, um ihnen zu zeigen, daß wir aneinandergekettet waren – es beeindruckte sie nicht im geringsten. Es war Gregor, den sie wollten, und zwar um jeden Preis. Sie hatten sich in eine wahre Raserei hineingesteigert. Mehrere starke Männer hoben uns hoch und schleuderten uns durch die Luft. Hände fingen uns auf und warfen uns weiter. Immer wieder wurden wir auf Armeslänge auseinandergerissen und in allen möglichen Verrenkungen durch die Luft gewirbelt, daß ich meinte, die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können.
    Ein Schrei schwoll an. Ihm folgte zustimmendes Gejohle, dessen Bedeutung ich noch nicht verstand. Plötzlich wurden wir Seite an Seite auf den Rücken gelegt. Mehrere Männer packten Gregor an allen Gliedmaßen und hielten ihn mit aller Kraft fest. Wollten sie ihn zerfetzen? Aber noch warteten sie. Irgendwo hörte ich Anfeuerungsrufe, und dann brach die Menge in Triumphgeheul aus.
    Anscheinend hatte nun jeder begriffen, daß sie ihn in ihrer Gewalt hatten. Ein gespenstischer Gesang setzte ein.
    Ich drehte den Kopf zu Gregor herum. Er lächelte mich tapfer an.
    »Nur Mut! Viele Heilige sind unter größeren Qualen gestorben.«
    »Was haben sie vor?« ächzte ich.
    »Das liegt doch auf der Hand.«
    Er schloß die Augen. Seine Lippen bewegten sich in einem stummen Gebet.
    Der Gesang kam nun näher. Die Menschenmenge um uns herum teilte sich, und nun sah ich, was sie vorhatten. Sie hatten einen Holzpfosten aus dem Boden gezogen. Ein Mann riß Gregor die Soutane vom Leib, ein anderer drückte ihm den Pfahl auf die Brust. Ich sah einen Mann in Eisenbahnuniform, der einen Schlaghammer hob. Um uns herum brüllte die ganze Menge im Chor: »Spießt ihn auf! Spießt ihn auf! Spießt ihn auf!«
    Ich warf einen Blick auf Gregor. Und was tat der? Er lachte denen über ihm ins Gesicht!
    »Es gibt keinen Gott!« schrie er plötzlich.
    Seine Häscher sahen einander triumphierend an. Ein Teufelsanbeter!

    Ein Dröhnen ließ mich zusammenzucken. Mit einem mächtigen Hieb drosch der Uniformierte auf den Pfahl. Gregors Augen sprangen schier aus seinem Kopf. Er hustete, bekam aber keine Luft mehr. Doch sein Brustkasten sah immer noch intakt aus, weil die Spitze des Pfahls weggerutscht war. Ein Mann legte sich quer über mich, rückte den Pfahl wieder gerade und hielt ihn für den nächsten Schlag fest.
    Diesmal drang der Pfahl zwei, drei Zentimeter tief in die Brust ein. Blut sprudelte aus der Wunde und mischte sich mit der an der Spitze klebenden Erde.
    »Bete!« flehte ich ihn an. »Bete für uns!«
    Beim dritten Schlag sank der Pfahl tiefer ein. Jetzt müßte er doch tot sein, dachte ich, aber er drehte den Kopf zu mir herum. Vor seinem Mund bildeten sich blutige Bläschen. Er versuchte, etwas zu sagen. Seine Lippen bewegten sich lautlos, und langsam, langsam erlosch das Licht in seinen Augen.
    Ein vierter, ein fünfter Schlag, doch er lebte noch immer. Ich spürte, wie sich seine Hand in der meinen verkrampfte. Der nächste Hieb brach ihm das Rückgrat. Sein ganzer Körper bog sich durch, so daß die Männer, die ihn gepackt hatten, ihn kaum noch am Boden festhalten konnten. Der siebte Schlag durchbohrte ihn schließlich ganz und nagelte ihn fest.
    Ein neues Geräusch vom anderen Ende der Meute her hatte ich lange nicht wahrgenommen – Schreckensschreie, überlagert vom Donnern von Hufen und gellenden Pfiffen.
    Jetzt merkten es auch die Mordgesellen in meiner unmittelbaren Nähe und wirbelten herum. Ein Trupp Reiter galoppierte auf uns zu. Plötzlich stoben die Männer um mich in alle Richtungen davon. Füße flogen in wilder Stampede über meinen Kopf hinweg, und ich fürchtete schon, zertrampelt zu werden. In meinen Ohren gellten die Angstschreie des Mobs. Ich rappelte mich auf, wurde aber wieder zurückgerissen. Ich hatte ganz vergessen, daß ich ja noch immer an Gregors Hand gekettet war. In diesem Moment erblickte ich einen Reiter in Zigeunerlumpen, der blind auf die Rücken und Schultern der Leute vor sich eindrosch.
    Zu meiner Rechten beobachtete ein einzelner Reiter das Chaos und preschte dann heran. Es war Oberst Rado. Als er mich erkannte, gab er seinem Hengst die Sporen. Sein Tempo machte mir Angst, zumal das Pferd genau auf mich zuhielt und ich nicht ausweichen konnte. Hatte er mir nicht gedroht, er werde mich umbringen, wenn der Plan schiefgehen sollte? Verzweifelt versuchte ich, den toten Gregor fortzuzerren, aber er ließ sich keinen Zentimeter

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