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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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fluchen und an den Zügeln zerren, soviel er wollte, die Pferde rührten sich nicht von der Stelle, solange irgendwelche Männer sie festhielten.
    »Zum Bahnhof«, sagte ich schließlich. Zu meiner Erleichterung deutete der Mann, der die Pferde gebändigt hatte, einen Salut an und ließ sie lostraben.
    Auf diese Weise legten wir die Meile bis zum Bahnhof zurück. Es war eine sonderbare Prozession. Wie bei einem Leichenzug schritten die Menschen auf beiden Seiten mit ernsten, grimmigen Gesichtern neben uns her. Aber alles verlief in geordneten Bahnen. Sie geleiteten Gregor zum Bahnhof, wenn auch zu ihren Bedingungen. Trotzdem war es eine bedrückende Erfahrung, von einem Strom einfach mitgerissen zu werden, ohne daß man selbst etwas tun konnte.
    Gregor schien nichts davon mitzubekommen. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, seine Augen waren geschlossen, und auf seinen Lippen spielte ein leises Lächeln.
    Ich legte meine freie Hand auf sein Knie. »Es wird alles wieder gut«, murmelte ich. Er nahm es mit einem langsamen Nicken zur Kenntnis, ohne dabei die Augen aufzuschlagen.
    Der Zug wartete bereits auf dem Bahnsteig. Von Zeit zu Zeit stiegen große Rauchwolken auf. Auch hier empfing uns eine Menschenmenge. Kaum erblickten sie uns, kamen uns mehrere Männer entgegengerannt. Sie waren erregt und schrien, aber ich ging davon aus, daß sie nichts gegen die Mehrheit ausrichten würden.
    Auf dem Bahnhofsplatz hielt unsere Eskorte an. Wir konnten bereits die Waggons sehen und das Stampfen der Lokomotive hören, wagten aber noch nicht auszusteigen. Weiter vorne war ein Streit ausgebrochen. Worüber die Leute sich so erregten, konnten wir nicht erkennen. Plötzlich begriff ich, daß das überhaupt kein Streit war. Diejenigen, die die ganze Zeit am Bahnhof gewartet hatten, setzten wild gestikulierend die Neuankömmlinge über irgend etwas in Kenntnis. Von einer Sekunde auf die andere schlug die Stimmung um. Auf einmal ballten unsere Begleiter aufgebracht die Fäuste und brachen in erregtes Geschrei aus. Der Lärm schwoll an, pflanzte sich bis zu uns fort.
    »Leichen in der Kirche... Leichen in der Krypta... lassen sie ohne Begräbnis einfach verrotten... blutleer... lebende Tote...«
    »Was soll das?« schrie Kraus. Wir konnten ihn in diesem Lärm kaum hören.
    »Sie haben Leichen von Opfern der Seuche gefunden «, sagte Gregor ruhig.
    »Wir konnten sie nicht beerdigen, weil der Boden hartgefroren war.
    Offensichtlich sind sie jetzt aufgetaut.«
    Ich stand auf, um den Irrtum zu erklären, kam aber gegen das Getöse nicht an.
    Inzwischen schwankte die Kutsche in diesem Gewühl so heftig, daß ich das Gleichgewicht verlor und auf meine Bank zurückfiel. Nun kämpften sich diejenigen, die mich mit ihren wütenden Schreien aufgeschreckt hatten, bis zu uns vor. Diese grobschlächtigen Kerle waren fest entschlossen, die Justiz selbst in die Hand zu nehmen; wer ihnen im Weg stand, wurde einfach beiseite gestoßen. Die Leute um uns herum bekamen genauso Angst wie wir selbst und stemmten sich gegen den wachsenden Druck der Meute. Eine wüste Schlägerei brach aus.
    Dennoch glaube ich, hätten wir noch immer das Bahnhofstor erreichen können, wenn nicht eines unserer Pferde gescheut hätte. Im nächsten Augenblick bäumte sich das andere auf. Die Kutsche machte einen gewaltigen Satz nach vorne, und ich stürzte. Wohl aus Schreck stieß eine Frau ein entsetzliches Kreischen aus.
    Es muß so ausgesehen haben, als wären wir bereit gewesen, über Leichen zu gehen. Mit einem Schlag war der Mob vereint, und wir wurden von einem Sturm der Empörung förmlich verschlungen.

    Ich sah Hände nach Gregor greifen, aber noch bekamen sie nur Luft zu fassen.
    Als sie merkten, daß wir zu hoch oben saßen, spuckten sie ihn an und beschimpften ihn mit den unflätigsten Schmähungen. Doch trotz ihres Hasses wagten sie sich nicht an ihn heran, denn für sie war er ein Jünger des Teufels und besaß womöglich übernatürliche Kräfte.
    Zwei Männer hatten Jakob an den Füßen gepackt und versuchten, ihn vom Kutschbock zu zerren. »Laß sie!« rief ich ihm zu. »Wehr dich nicht! Sie haben keinen Grund, dir etwas zu tun. Tu nichts, um dich zu verteidigen! Ich verbiete es dir!«
    Ich glaube nicht, daß er mich gehört hat. Doch er hätte ohnehin nichts tun können. Im nächsten Moment hatten sie ihn überwältigt, und ich sah nichts mehr von ihm.
    Gleich darauf rissen sie die Tür auf und holten Kraus heraus. Gregor saß während alledem gefaßt

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