Das Geheimnis der gefiederten Schlange - Kommissar Kugelblitz ; 25
diesem Morgen ist die Ausbeute reichlich. Durch den starken Ostwind wurde eine Menge Treibgut angeschwemmt.
Eduardo zieht eine blaue Plastikplane wie ein Schleppnetz hinter sich her. Darauf liegt eine ganze Menge Treibholz. Das kann er als Feuerholz verwenden, die besten Stücke sogar als Schnitzholz.
Er bückt sich und hebt eine der großen Muscheln auf, in denen man das Meer rauschen hört.
Auf die sind die Touristen scharf! Das bringt ein paar Escudos extra. Aber was ist das? Da wird ein seltsames weißes Kissen von einem Wellenkamm angeschwemmt. Neugierig watet Eduardo ins Wasser und angelt nach dem Kissen. Es hat eine wasserdichte Hülle aus Kunststoff. Eduardo reißt die Hülle auf und entdeckt weiße Tabletten. Durch die luftdichte Verpackung sind sie trotz der stürmischen Seereise trocken geblieben.
Sind das Medikamente?, überlegt Eduardo. Aber die wären doch in Schachteln abgepackt. Oder ... Eduardo befällt ein plötzlicher Verdacht. Er zerreibt eine der Pillen zwischen den Fingern zu Pulver, riecht daran und probiert.
„ Hombre ! Das sind Drogen!“, murmelt er. „Die hat bestimmt ein Schmuggler über Bord geworfen, als die Polizei kam!“
Eduardos Herz klopft. Das Paket ist sicher eine Menge Geld wert, wenn man es verkauft! Sein Schwager Rodolfo kennt die richtigen Leute. Der wird ihm sicher dabei helfen, den Fund zu versilbern. Und dann entdeckt er rechts und links noch mehr solcher Pakete. Im ganzen sind es dreizehn Stück, die in der nächsten Stunde angeschwommen kommen. Die kann er gar nicht alle schleppen. Eduardo nimmt den Klappspaten, den er immer dabei hat, und vergräbt die Pakete im Sand neben der Klippe. Bis auf eines. Er wuchtet einen schweren Stein auf das Versteck, damit er es bei Bedarf wieder findet.
Auf dem Rückweg weckt er seinen Schwager Rodolfo. Es ist kurz nach sieben, und Rodolfo, der abends in der Discoteca Tarantella arbeitet, schläft noch tief und fest. Als ihm Eduardo seinen Fund zeigt, ist er schlagartig hellwach. Rasch testet er den Inhalt des Päckchens und ruft: „ Hombre ! Beste Ware, Eduardo! Mit Qualitätssiegel!“
Er deutet auf das geheimnisvolle Zeichen, das winzig klein in jede der Tabletten eingeprägt ist.
„Sieht wie ein Maya-Zeichen aus“, murmelt Eduardo.
„Die gefiederte Schlange! Sie steht für Quetzalcoatl höchstpersönlich. Den obersten Maya-Gott!“
„Du kennst dich aus, Rodolfo!“, sagt Eduardo voller Bewunderung.
„Wie viel ist das Zeug wohl ungefähr wert?“
Rodolfo wiegt das Paket in der Hand und sagt: „10 000 Dollar mindestens. Das Doppelte, wenn man die richtigen Leute kennt. Im Drogengeschäft werden die Preise immer in Dollars gemacht, weil unser Escudo immer weniger wert ist.“
Eduardo wird blass und murmelt: „ Hombre! Ich hab noch mehr davon! Zwölf Pakete. Das bedeutet, sie haben einen Wert von – Moment mal –“
Er beginnt zu rechnen.
„Was? Wie? Wo sind sie?“, unterbricht ihn Rodolfo und schlüpft hastig in die zerschlissenen Jeans, die als müder blauer Haufen neben seinem Bett liegen.
„Ich hab sie vergraben!“
„Bist du sicher, dass du sie wieder findest? Wir müssen sie in Sicherheit bringen, ehe sie ein anderer entdeckt!“
Rodolfo zurrt seinen Gürtel zusammen, packt Eduardo am Ärmel und läuft mit ihm zum Strand hinunter.
Der Geschwätzigkeit von Eduardos Schwester Carmencita ist es zu verdanken, dass die Bardame Rosita, die ebenfalls in der Discoteca Tarantella arbeitet, von dem Drogenfund erfährt. Ihr Freund Marco ist bei der Polizei in Puerta Maya . Sie kann es gar nicht erwarten, ihm so schnell wie möglich das Geheimnis weiterzuerzählen, das ihr Carmencita (natürlich unter dem Siegel höchster Verschwiegenheit!) anvertraut hat. Ein spektakulärer Erfolg in der Drogenfahndung ist nämlich genau das, was ihr Marco noch braucht, um seine Beförderung zum Capitano zu bekommen. Dann ist die geplante Hochzeit nur noch eine Frage der Zeit.
So kommt es, dass die Polizei von Puerto Maya genau an dem Abend eine Razzia in der Discoteca Tarantella macht, an dem Eduardo und Rodolfo mit ihren Kunden aus Miami handelseins werden.
Als die Männer auf dem dunklen Parkplatz hinter der Bar dreizehn Kilo Rauschgift gegen harte Dollars eintauschen, schnappen die Handschellen zu.
Der Bericht in der Zeitung macht Marco zum Helden. Die verräterische Rolle, die Rosita dabei gespielt hat, bleibt glücklicherweise unerwähnt.
Capitano Marco umarmt seine Braut und sagt: „Geheiratet wird im
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