Das Geheimnis der Mangrovenbucht
erfüllt. Ich dachte nur, daß diesem Hund recht
geschehen sei, und fand meinen Verdacht schließlich bestätigt. Für mich gab es
keinen Zweifel darüber, daß Bob dahintergekommen war und ihn umgebracht hatte.«
»Aber, Mr. O’Connor, warum haben
Sie Ihre Vermutungen denn nicht vorgebracht?«
»Warum hätte ich das tun
sollen? Ich habe Holder nie gemocht. Aber ich bin kein Mörder. Trotzdem, wenn
jemand schon Gary beiseite schaffen wollte, so bin
ich nur froh darüber. Außerdem, warum hätte man wieder alles aufrühren sollen?
Die Leute glauben, Alison sei ertrunken; warum hätte man jetzt allen Menschen
die Wahrheit verkünden sollen? Sie war ein so liebes Mädchen. Aber was ich
wissen möchte, ist, warum Bob sich die Mühe machte, die Leiche zu Marshalls Bootshaus
zu schleppen?«
Wright runzelte die Stirn.
Genau das wollte er auch wissen. Doch er sagte nur: »Sie haben also dem Mädchen
das Leben gerettet. Das erforderte schnelles Denken.«
Barney zuckte die Achseln. »Es
war doch klar, daß Sie ihn nicht bis zu den Felsen hin verfolgen konnten. Aber
für mich hatte es keinen Sinn, zu landen. Das wäre hoffnungslos gewesen, und
ich habe schon mit zu vielen Flugzeugen eine Bruchlandung gemacht. Die Firma
könnte pleite gehen .«
»Aber die Idee, den Dünger
abzuwerfen — das war phantastisch.«
»Das möchte ich nicht unbedingt
behaupten. Ich werfe meine Ladung immer ab. Fragen Sie Anthony.« Darauf grinste
Barney.
»Und Sie haben keine Ahnung,
was mit Walker geschehen ist?«
»So seien Sie doch nicht so
unbarmherzig. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Nachdem sich die Luft
etwas geklärt hatte, war von ihm keine Spur mehr zu entdecken. Ich flog etwas
auf das offene Meer zu, aber er war natürlich bereits verschwunden. Wissen Sie,
dieses Zeug enthält jede Menge Schwefelsäure — ziemlich schlimm für die Augen
—, dann verlor er sein Gleichgewicht und stolperte über den Abgrund. Ein armer
Teufel, aber seit Alisons Tod hat ihm das Leben nicht mehr viel bedeutet.«
»Und das Leben hätte ihm auch
nicht mehr viel gegeben, ein Leben im Gefängnis, wenn er Glück gehabt hätte«,
schloß Wright und war wieder über O’Connors Fröhlichkeit überrascht, mit der
dieser sagte: »Aber jetzt muß ich wirklich starten. Es wird bestimmt verdammt
viel Zeit vergehen mit diesen Verhören, und der Dünger wartet auf mich —
abzüglich einer Ladung«, dann lächelte er munter, stieg in das Flugzeug und
ließ den Motor aufheulen.
Wright stand nachdenklich da
und blickte ihm nach. Es war ihm klar, daß Barney nichts anderes als ein
merkwürdiges Gefühl von Mitleid für Walker empfand, obwohl er nicht gezögert
hatte, seinen Tod herbeizuführen. Seiner Meinung nach hatte Holder sein
Schicksal verdient. Doch als O’Connor von Alisons Tod gesprochen hatte, war aus
seiner Stimme Trauer zu entnehmen gewesen. Einen Augenblick lang hatte er den
Eindruck eines traurigen, etwa fünfzig Jahre alten Mannes gemacht. Dem
Inspektor wurde plötzlich klar, daß er dieses Mädchen wirklich geliebt haben
mußte.
Langsam schlenderte er zu Veritys Haus zurück. Der Wagen des Arztes stand vor der
Tür, und Ada Morton war ebenfalls zu Hilfe geeilt. Sie traf ihn, als er gerade
eintreten wollte.
»Es geht ihr gut«, sagte sie
mit ihrem freundlichen, zuversichtlichen Lächeln. »Sie ist nicht mehr ständig bewußtlos , aber der Arzt hat ihr ein Schlafmittel gegeben und
gesagt, daß sie bis morgen völlige Ruhe haben muß. Anthony sitzt ergeben neben
ihrem Bett und vergißt gänzlich seine spöttische, weltmännische Art. Morgen
wird sie sprechen können und die Dinge aufklären — das hoffe ich zumindest,
aber bis dahin...«
»Bis dahin«, fuhr Wright bissig
fort, »werde ich meine Zeit damit zubringen, herauszufinden, warum die Leiche
zum Bootshaus geschleppt worden ist. Ich werde wieder einmal Ihren Freund, den
Heiler, befragen.«
Adas blaue Augen konnten ein
Zwinkern nicht unterdrücken. »Na ja, dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Ich
persönlich habe da meine eigene Theorie...«, und dann ging sie sehr schnellen
Schrittes zurück ins Haus.
16. Kapitel
Am nächsten Nachmittag saß
Wright an Veritys Eßzimmertisch und öffnete die Akten zum »Mangroven-Mord«. Er war nur von vier Leuten umgeben,
denn Verity und David hatten einen Spaziergang zu den Hügeln unternommen.
Wright hatte dies vorgeschlagen und ganz privat zu David gesagt: »Es ist besser
für Mrs. Holder, wenn sie nicht alles hören muß.
Weitere Kostenlose Bücher