Das Geheimnis der Mangrovenbucht
erfuhr ich von den Leuten in seiner Garage, daß er sich mit dem
Wagen sehr schlecht auskannte und immer wieder Schwierigkeiten hatte. Es hieß,
daß sein Traktor auch nicht funktionierte. Aus diesem Grund konnte er die
Leiche an jenem Abend nicht mehr fortschaffen. Er mußte sie also verstecken.«
»Du liebe Güte«, rief Jim aus,
»was für ein Risiko. Ich meine, da sein Auto versagt hatte und die Mechaniker
vermutlich hinfahren würden, um es zu reparieren, bestand doch die
Wahrscheinlichkeit, daß man die Leiche entdecken würde.«
»Nein, dieses Risiko ging
Walker nicht ein. Der Wagen war auf einer Anhöhe stehengeblieben, wo er auch
die Leiche versteckte. Dann rollte er das Auto den Abhang hinunter, damit es
sich nicht mehr in der Nähe der Leiche befände, wenn die Mechaniker kämen, und
ging nach Hause. Ich muß hinzufügen, daß die Leiche sehr gut versteckt war und
daß anscheinend niemand jemals dorthin fuhr. Er bekam also seinen Wagen am
Montag wieder, fuhr hinaus, um die Leiche abzuholen, aber sie war
verschwunden.«
Wright machte eine Pause,
wodurch Anthony wieder einmal Gelegenheit hatte, auszurufen: »Wie verrückt von
dem Kerl. Das ist alles unheimlich aufregend, Inspektor. Und wie sehr ich Ihren
Erzählstil bewundere. Ich hatte mir die Polizisten immer so staubtrocken
vorgestellt, aber...«
»Aber vielleicht lassen Sie
mich jetzt fortfahren«, erwiderte Wright lächelnd. »Wie ich schon sagte, die
Leiche war verschwunden; und genau hier lag mein Irrtum, denn ich hatte
dummerweise nicht vermutet, daß noch eine zweite Person hier ihre Hand im Spiel
gehabt hatte. Ich dachte, daß der Mörder selbst die Leiche an diesen
ungewöhnlichen Ort geschafft hätte. Aber nein — es war Milward .«
»Sensationell!« rief Anthony
begeistert aus. »Und hiermit endet diese Folge, doch hören Sie bitte heute in
einer Woche eine weitere Fortsetzung von >Die Leiche im Bootshaus<.«
»So sei doch bitte still«,
flehte Pauline ihn an. »Wir wissen ja alle, wie witzig du bist, aber wir
möchten schließlich hören, warum um alles in der Welt der Heiler das getan
hat.«
»Nur um sich zu rechtfertigen«,
sagte Wright. »Seine Geschichte ist folgende: Er ging an jenem Abend auf
Kräutersuche, wobei ich persönlich glaube, daß er nur herausfinden wollte, wo
sich dieses Kupfer befindet. Sein Hund begleitete ihn, und er war es auch, der
die Leiche entdeckte. Nun sah sich der Heiler einer Leiche gegenüber, von der
er behauptet hatte, daß sie in der Nähe des Wassers läge. Jeder würde ihn also
als Schwindler bezeichnen, und sein guter Ruf geht ihm doch über alles.«
»Den konnte er einfach nicht
verlieren«, sagte Anthony in einem überraschend mitfühlenden Ton. »Wer könnte
das schließlich? Der arme, alte Kerl, dem seine Höheren Mächte und Geister
einfach alles bedeuten. Er hätte sich wirklich sehr lächerlich gemacht, und das
wollte er nicht auf sich nehmen.«
»Pauline«, sagte Mrs. Morton gänzlich unerwarteterweise ,
»ich glaube, Ihre Wahl war doch nicht die schlechteste. Zumindest besitzt Ihr
junger Mann Verständnis und Mitgefühl.«
»Vielen Dank, Mrs. Morton«, erwiderte Pauline etwas verlegen. »Irgendwie
hatte ich das auch vermutet — ganz versteckt natürlich.«
»Ich bedanke mich für dieses
Zeugnis, Mrs. Morton«, sagte Anthony beiläufig, wobei
er über das unerwartete Lob etwas errötet war. »Aber ich wundere mich über euch
beide, einfach unsere Radioserie zu unterbrechen. Das ist ja noch schlimmer als
diese ewigen Reklamesendungen. Los, Inspektor. Wir möchten den Rest hören.«
»Den Rest können Sie sicherlich
erraten. Wie Mr. Irving richtig sagte, wollte Milward sich nicht vor allen lächerlich machen und schleppte daher in der Nacht die
Leiche fort. Zunächst fing er Mrs. Mortons altes
Pferd ein, mit dem er machen kann, was er will.«
»Sie meinen — das Pferd und die
Stute? Hat er gleich zwei benötigt?« fragte Anthony boshaft, worauf Jim
lächelnd einflocht: »Verzeihen Sie, Inspektor, daß wir immer wieder von Sex
reden, aber Sie wissen doch, wie verdorben die heutige Jugend ist. Also, er
fing die Stute ein...«
»Aber warum brachte er die
Leiche ausgerechnet zu Davids Bootshaus?« fragte Pauline. »Er hätte sie doch
überall in der Nähe der Bucht lassen können! Wozu denn die ganze Mühe, die
Sumpfebene zu überqueren, nur um sie in den Schuppen zu legen?«
»Das war der merkwürdigste Teil
an dieser Leistung«, sagte Wright. »Als ich ihm diese Frage stellte, war
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