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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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verschiedener Stücke. Er blieb vor einem Stapel Papier stehen, wählte eine zerlesene Ausgabe von Viel Lärm um nichts und reichte sie ihr. Julia hielt sie fest umklammert und folgte ihm aus dem Raum.
    »Von den Schauspielern in meiner Truppe verlange ich, dass sie den natürlichsten Stil anstreben, der möglich ist«, bemerkte Scott. »Ich kann die Posen und einstudierten Verhaltensweisen, die ich in verschiedenen Londoner Theatern gesehen habe, nicht ausstehen. Die meisten Schauspieler sind aufgeblasene Narren, die übertriebene Gesten und Pausen für Schauspielerei halten.«
    Voller Bewunderung, die an Ehrfurcht grenzte, nickte Julia zustimmend. »Man sagt, dass Sie die Bühne in England und Europa erneuert haben …« begann sie, aber er unterbrach sie spöttisch.
    »Ich mag es nicht, wenn man mir schmeichelt, Mrs. Wentworth. Das führt nur dazu, dass ich eine übersteigerte Meinung von mir selbst bekomme, und das ist gefährlich. Schon jetzt bin ich zu arrogant.«
    Sie musste überrascht auflachen. »Das kann ich mir im besten Willen nicht vorstellen.«
    »Warten Sie, bis sie mich besser kennen.«
    Eine winzige Hoffnung stieg in ihr auf. »Werde ich denn Gelegenheit dazu haben?« wagte sie zu fragen, und er lächelte. Seltsam, dass ein Mann lächeln und so herzlich wirken konnte und trotzdem etwas Unnahbares.
    »Vielleicht«, antwortete er. »Sie haben große Fähigkeiten als Schauspielerin, Mrs. Wentworth. Sie wären keine schlechte Ergänzung für die Truppe.«
    Sie erreichten das Theater, gingen an dem hinteren Vorhang und den Seitenkulissen vorbei. Julia begleitete Scott bis zu den Rampenlichtern am Rand der Bühne und starrte in den Zuschauersaal. Er war dunkel und schön und bot ungefähr fünfzehnhundert Menschen Platz, mit Rangen von Seitenlogen, die bis in schwindelerregende Höhen reichten. Julia war noch nie hier gewesen. Es war ein prächtiges Theater mit einem weißen, lachsfarbenem und tannengrünem Anstrich. An den Wänden erhoben sich Säulen, die man mit Gold überzogen hatte und in die grünes Glas eingelassen war, während die Wände der Logen mit geblümten Tapeten verziert waren.
    Die Bühne selbst war auf eine Schräge gebaut, damit die Schauspieler auf dem hinteren Teil der Bühne einige Zentimeter höher standen als die, die sich vorne befanden.
    Als sie auf dem zerkratzten Boden stand, konnte Julia sich beinahe vorstellen, wie es wäre, vor einem tausendköpfigen oder noch größeren Publikum zu spielen.
    »Es gibt ein paar Dinge, die wir besprechen müssen«, bemerkte Scott plötzlich. »Ihr Gehalt, die Anzahl der geforderten Vorstellungen, meine Forderungen an die Schauspieler … Proben zum Beispiel. Ich bestehe darauf, dass alle Schauspieler und Schauspielerinnen bei jeder Probe anwesend sind, gleichgültig, wie gut sie ihre Rolle beherrschen. Sie können in Ihrem Privatleben tun, was Sie wollen, aber jeder, der eine Probe oder Vorstellung verpasst, riskiert es, bestraft oder sogar entlassen zu werden. Dasselbe gilt für Trunkenheit, Verspätung, Schwangerschaft, Affären mit anderen Schauspielern oder andere Dinge, die den Theaterplan gefährden.«
    »Ich verstehe«, sagte Julia und errötete leicht.
    »Ich habe ein spezielles System, die Truppe zu leiten«, fuhr er fort. »Wenn Sie irgendwelche Klagen haben, gibt es eine Zeit und einen Ort, das loszuwerden – Sie werden die Kanäle später erfahren. Ich lasse mich niemals zu Hause wegen Theaterbelangen belästigen. Auf meine Privatsphäre lege ich einen hohen Wert.«
    »Natürlich«, sagte Julia, und ihr Herz klopfte vor Aufregung heftig. So wie er sprach, klang es, als hätte er vor, sie zu engagieren.
    »Und noch etwas muss klar sein«, sagte Scott. »Bei allen künstlerischen Verdiensten ist das Capital ein Geschäftsunternehmen. Alle meine Entscheidungen treffe ich aus dem Bedürfnis, Profit zu machen – das ist kein Geheimnis. Wenn ich beschließe, Sie zu engagieren, dann deshalb, weil Sie dem Theater Geld bringen werden.
    Alle Schauspieler – ich eingeschlossen wissen, dass wir wegen unserer Rentabilität hier sind.«
    Julia erstarrte, und alle ihre Hoffnungen waren plötzlich zunichte. Wollte er damit andeuten, dass sie eine Prostituierte werden sollte, um das Wohl des Theaters zu fördern?
    »Ich habe nicht den geringsten Wunsch, für irgendjemanden den Zuhälter zu spielen«, murmelte Scott amüsiert – er konnte offensichtlich ihre Gedanken lesen. »Ich weise nur darauf hin, dass eine Ihrer Pflichten –

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