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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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törichten Ehrgeiz, einen reichen Mann beherrschen zu wollen.
    Logan schüttelte unmerklich den Kopf und bewunderte ihre souveräne Darstellung. Er beobachtete die anderen Schauspieler und erkannte, dass sie den Neuling gespannt anstarrten.
    Julia entspannte sich allmählich und genoss die Arbeit mit einem so fähigen Schauspieler wie Charles.
    Überraschend mühelos überzeugte er sie davon, dass er Aversley war, als er höhnisch lachte und von einer Seite des Raums zur anderen schritt. Sie stockte jedoch und schwieg bestürzt, als Logan Scotts Stimme den Dialog unterbrach.
    »Ich werde die Szene mit ihr beenden, Charles.«
    Überrascht beobachtete Julia, wie Scott von seinem Stuhl aufstand und auf sie zukam. Er bedeutete Charles, sich hinzusetzen, und nahm seinen Platz ein. Für einen Moment war Julia wie erstarrt angesichts der Veränderung, die mit Logan Scott vorging, die plötzliche knisternde Spannung in dem Raum, das Aufflackern blauen Feuers in seinen Augen. Er lächelte sie leicht an und übernahm die Rolle des Aversley. Es war aufregend. Julia wollte sich am liebsten hinsetzen und nur der unterdrückten Kraft seiner Stimme lauschen. Er verlieh der Figur Aversleys etwas Katzenhaftes, eine groteske Überheblichkeit und einen unerwarteten Anflug von Bitterkeit.
    Julia ging auf sein Spiel ein und wurde wieder Mathilda. Für kurze Zeit war es leicht, sich in der Rolle zu verlieren, zu vergessen, wer sie war. Aversley spielte mit Mathilda, stürzte sich auf sie, versprach Lust und Qual mit seiner samtigen Stimme und seinen feurigen blauen Augen. Er packte ihre Arme, und Julia war überrascht über das echte Gefühl, gefangen zu sein. Sie versuchte, sich zu entwinden, aber er hielt sie fest und sprach dicht über ihrem Mund, bis sein warmer Atem ihre Lippen streifte.
    Sie waren an der Stelle des Stücks, an der Aversley Mathilda küsst und sie von der Bühne trägt, so dass der Rest der Fantasie dem Publikum überlassen bleibt. Julia spannte sich in Logan Scotts Armen an, fühlte sich gefangen in seinem harten Griff. Sie dachte kurz, dass er sie küssen werde, und war erleichtert, als etwas wie eine Maske über sein Gesicht fiel und er sie vorsichtig losließ. Die Szene war vorbei. Die anderen im Raum schwiegen. Julia spürte ihre Blicke, als sie zurücktrat und sich die Stellen auf ihren Armen rieb, wo Scott sie gepackt gehalten hatte.
    Scott bemerkte es und wandte sich mit hochgezogener Augenbraue an sie. »Habe ich Ihnen weh getan?« fragte er mit leichter Überraschung.
    Sofort schüttelte Julia den Kopf und ließ die Hände sinken. Sein Griff war nicht im Geringsten schmerzhaft gewesen, aber seine Berührung war noch zu spüren, obwohl er sie losgelassen hatte.
    Danach entstand eine lange Pause, während die Mitglieder der Truppe weiterhin Julia anstarrten und Scott sie mit einem nachdenklichen Blick betrachtete. Hatte es ihm gefallen? War er enttäuscht, unsicher? Glaubte er, dass sie als Schauspielerin eine Chance hätte? Julia fühlte sich gedrängt, das Schweigen zu brechen. »Soll ich eine andere Szene probieren?« murmelte sie. »Etwas aus einem anderen Stück?«
    »Das ist nicht nötig.« Plötzlich wirkte er ungeduldig und sah sich in dem Raum um wie ein Leopard im Käfig. Er hob die elegante Hand in einer Geste, die Julia bedeutete, mit ihm hinauszugehen. »Kommen Sie, Mrs. Wentworth.
    Ich zeige Ihnen das Theater.«
    Keiner der anderen schien das überraschend zu finden. Der korpulente ältere Herr in der Ecke lächelte Julia zu, als sie vorbeiging. Ein hübsches junges Mädchen mit lockigen braunen Haaren und lebhaften meergrünen Augen sprach sie in der Tür an. »Das war die beste Mathilda, die ich je gesehen habe«, sagte sie.
    Julia lächelte dankbar, ermutigt durch die Bemerkung. Aber es war Logan Scotts Meinung, die über Leben und Tod entschied, und bisher hatte er noch kein Wort gesagt.
    »Sie haben so gut wie überhaupt keine Ausbildung gehabt«, bemerkte er und führte sie durch ein Labyrinth aus Verwaltungsbüros.
    »Nein«, sagte Julia leise.
    »Und haben nicht viel Erfahrung.«
    »Ich bin mit einer fahrenden Truppe durch die Provinz gezogen. Und in der letzten Zeit habe ich am Daly Theatre am Strand gearbeitet.«
    »Das Daly«, wiederholte er und klang alles andere als beeindruckt. »Sie haben etwas Besseres verdient.«
    »Das hoffe ich, Sir.«
    Er zeigte ihr die Theaterbibliothek mit ihren Bücher über Kostüme, Bühnenbild und Schauspieltechniken sowie unzähligen Ausgaben

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