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Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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damaligen Einfluss im Orden widerspiegelt.“
    „Denkst du, er ist der Grund, warum Vater auf die Erfüllung seines Versprechens drängt?“, wisperte sie zaghaft.
    „Ich weiß nicht“, erwiderte Gero. „Und wenn ich ehrlich bin, interessiert es mich auch nicht. Ich sehe nicht ein, warum ausgerechnet wir mit unserem Glück für Vaters Rettung bezahlen sollen.“
    „Selbst wenn wir dafür Vater und Mutter verlieren?“, gab Lissy zweifelnd zu bedenken.
    „Wir kommen auch ohne Mutter und Vater zurecht“, antwortete er mit kaum unterdrückter Verbitterung. „Irgendwann werden die beiden noch zu sich kommen. Spätestens, wenn wir verheiratet sind und das Kind geboren ist, wird es ihnen leidtun, dass sie nicht zu uns gestanden haben.“
    „Ich fände es trotzdem schön, wenn Mutter bei der Geburt des Kindes dabei wäre“, bemerkte Lissy vorsichtig. „Ich meine, ich habe doch sonst niemanden – außer dir –, der mir je so nahegestanden hat.“
    Gero spürte, wie sie sich über den Bauch streichelte und innehielt. Er legte seine viel größere Hand auf ihre kleine und drückte sie sanft.
    „Du hast doch Margaretha und Ines“, murmelte er beinahe beschwörend. „Ines ist eine sehr erfahrene Hebamme, sie hilft hier auf der Burg oft Kindern ins Leben. Mutter würde das bestimmt nicht besser machen, und auf Gertrudis können wir ohnehin gut verzichten. Stell dir vor, unser Kind erblickt das Licht der Welt und das Erste, was es sieht, ist ihre mürrische Fratze?“ Gero schnitt eine hässliche Grimasse und brachte Lissy damit zum Lachen. Er lachte ebenfalls. „Du darfst keine Angst haben“, fügte er aufmunternd hinzu. „Es wird alles gutgehen. Und ich werde bei dir sein, die ganze Zeit über, bis das Kind da ist“, fügte er tapfer hinzu, obwohl er sich schon jetzt in die Hosen machte, wenn er nur daran dachte, ihr bei der Geburt zur Seite stehen zu müssen.
    „O Gero!“, Lissy rückte näher und klammerte sich an seinen Nacken wie eine Ertrinkende. „Das würdest du für mich tun?“
    „Selbstverständlich“, hauchte er entschlossen und hielt sie so fest, wie er konnte. „Ich war dabei, als es entstanden ist, also will auch dabei sein, wenn es zur Welt kommt.“
    Mit einem Mal kam ein kühler Windhauch auf, und die Kerze erlosch.
    Er spürte den Schauer, der Lissy durchlief.
    „Alles wird gut“, flüsterte er in die Dunkelheit und streichelte ihr über die Wange. „Schlaf jetzt … alles wird gut …“

Kapitel VII

    A m nächsten Morgen strahlte die Sonne von einem klaren, blauen Himmel, als Gero sich für den Gang zum Altar vorbereitete.
    Während Elisabeth schon früh von einer Dienerin in die Frauengemächer geführt worden war, weil man sie baden und ihr Haar aufstecken wollte, verharrte Gero in ihrer gemeinsamen Kammer und wartete auf den Barbier.
    Zur Feier des Tages trug er die Uniform des Hauses Waldenstein. Auf dem bunten Wappenrock triumphierte das grüne Eichenlaub der Wälder vor ockerfarbenem Felsen, der die Steinbrüche symbolisierte, die der Gräfin jährlich ein hübsches Sümmchen einbrachten. Dazu kamen das Gelb der Weizenfelder und das Blau der Trauben, die ihre zahlreichen Weinberge symbolisierten.
    Nachdem der Barbier bei Gero die hellblonden Bartstoppeln rasiert und das sandfarbene Haar auf Schulterlänge gekürzt hatte, führte er das Ergebnis seiner Bemühungen in einem kostbaren Silberspiegel vor.
    „Ist alles zu Eurer Zufriedenheit, mein Herr?“, fragte der rundliche Mann voller Selbstgefälligkeit.
    „Ja, doch“, brummte Gero und betrachtete sich beiläufig. Wobei ihn am meisten das Himmelblau seiner Iris störte, weil ihm bewusst wurde, wie sehr seine Augen denen des Vaters glichen. Überhaupt schien er dem Alten ähnlicher, als ihm lieb war. Doch obwohl die Gräfin ihm manchmal nachsagte, dass er ziemlich stur und aufbrausend sein könne, würde er nicht so weit gehen wie sein Vater.
    Als er wenig später in die erwartungsfrohen Augen seiner zukünftigen Frau schaute, wäre er beinahe vor Liebe dahingeschmolzen. Nie würde er ihren atemberaubenden Anblick vergessen. Sie trug einen schweren Surcot aus tiefroter Seide mit weiten Ärmelausschnitten, den Margaretha eigens für sie hatte anfertigen lassen und dessen breiter Kragen über und über mit rosafarbenen Süßwasserperlen bestickt war. Darunter blitzte ein cremefarbenes Unterkleid, das dem Überwurf an Kostbarkeit in nichts nachstand. Ihre hüftlangen, kastanienfarbenen Locken hatten die Mägde zu einem

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