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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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und
Apartmentgebäude auf der anderen Seite. Nach einiger Zeit dachte ich, der
andere Wagen hätte die Verfolgung aufgegeben, aber als ich das kurvenreiche
Straßenstück hinter mir hatte und beschleunigte, sah ich wieder die
Scheinwerfer im Rückspiegel.
    Während meiner Jahre als Privatdetektiv
habe ich viele Menschen beschattet und ich bin auch selbst oft genug verfolgt
worden, aber so etwas war mir noch nie vorgekommen. Es war die amateurhafteste
Beschattung, die ich je erlebt hatte. Fast kam es mir vor, als ob junge Leute
einen albernen Scherz mit mir trieben — aber Jugendliche waren in der Regel
nicht so beharrlich. Wenn es jemand war, der mich verfolgte, weil er mich
gesehen hatte, als ich Abe Snelling besuchte, dann wollte ich mir diesen Jemand
genauer ansehen. Also verlangsamte ich die Fahrt und wendete vor dem San
Francisco General Hospital. Als ich mich umschaute, war mein Verfolger
verschwunden.
    Ich wußte nicht, ob ich erleichtert
oder enttäuscht sein sollte. Ich hielt an einer Verkehrsampel vor den alten
roten Klinkersteingebäuden des Krankenhauses, die Rot zeigte. Links befand sich
das Blue Owl Café, wo sich die Szene abgespielt hatte, die Snellings
photographischen Ruhm begründet hatte. Die Fenster waren nicht mehr erleuchtet,
die Sonnenschirme über den kleinen Tischen im Freien zugeklappt. Die ganze
Gegend wirkte still und verlassen. Selbst das übliche Heulen der Krankenwagensirenen
war für den Augenblick verstummt. Ich warf flüchtig einen Blick auf die
Einfahrten in das Krankenhausgelände, und dann durchfuhr es mich wie ein Ruck.
Der schwarze VW wartete hinter einer der Einfahrten. Offenbar kannte der Fahrer
eine Abkürzung durch das Gelände des Krankenhauses. Jetzt wechselte die
Verkehrsampel auf Grün und ich fuhr mit Vollgas an. Mein Verfolger kam aus der
Einfahrt, um wieder hinter mir herzufahren.
    Und was nun? fragte ich mich.
    Die offensichtliche Laienhaftigkeit der
Verfolgung überzeugte mich davon, daß der Fahrer wohl keine große Bedrohung
darstellte — aber gerade das konnte trügerisch sein. Aus Gründen der Sicherheit
entschloß ich mich daher, ihn in meine Wohngegend zu locken, wo ich mich besser
auskannte als hier.
    Nachdem ich meinen Wohnblock in der
Guerrero Street erreicht hatte, sah ich mich langsam fahrend nach einem
Parkplatz um. Ich überließ den ersten, den ich entdeckte, meinem Verfolger, und
nahm einen, der näher an meinem Wohnhaus lag. Als ich sah, wie der VW in die
erste Parklücke einscherte, stieg ich aus, schloß den Wagen ab und schaute
zurück. Noch immer konnte ich den Fahrer wegen der Scheinwerfer nicht erkennen.
Ich ging an meinem Haus vorüber und schaute mich erst dann wieder um. Eine Frau
von etwa meiner Größe stieg aus dem anderen Wagen. Sekunden später hörte ich
Schritte hinter mir. Ich hastete davon, lief die Treppe zu einem der
Nachbarhäuser hinauf und drückte mich dann in dem dunklen Eingang dicht neben
den Briefkästen an die Wand.
    Das Geräusch der Schritte verstummte;
offenbar war die Frau vor dem Eingang stehengeblieben. Ich wartete und wagte es
kaum zu atmen. Als dann das Hallen der Schritte wieder zu hören war, schienen
sie sich zu entfernen. Dann hielten sie wieder inne und kamen schließlich rascher
zurück. Eine Gestalt näherte sich dem Eingang und kam schnell die Treppe
herauf.
    Sie war schlank, trug eine Kordjacke
und Jeans und hatte mich offenbar im Dunkeln übersehen. Jetzt wandte sie mir
den Rücken zu und schaute prüfend auf die Klingeltafel an der
gegenüberliegenden Wand, als ich auf sie zutrat und laut sagte: »Also, was
wollen Sie von mir?«
    Die Frau stieß einen erstickten Schrei
aus, wirbelte herum und hielt sich die Hand vor den Mund. Im Licht, das von der
Straße herüberfiel, konnte ich ihre vor Schreck weit aufgerissenen Augen und
das kurzgeschnittene blonde Haar erkennen. Sie starrte mich an.
    Dann allmählich senkte sich ihre Hand
bis auf die Höhe ihrer Hosentasche, und ich befürchtete schon, sie könnte eine
Schußwaffe bei sich haben. Aber sie schob nur die Finger in die Tasche, und mit
der anderen Hand hielt sie den Schultergurt ihrer Umhängetasche fest.
    In diesem Augenblick flammte das Licht
im Hausflur auf. Ich sah eine Frau um die Vierzig vor mir, mit zu harten Zügen,
als daß man sie attraktiv hätte nennen können. Um ihren Mund erkannte ich tiefe
Kummerfalten. Sie schaute von der einen Seite zur anderen, als wisse sie nicht,
wo sie sei und wie sie hierhergekommen sei. Ihre offensichtliche

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