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Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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sorgte, dass ich ausrutschen würde. Also, alles in allem, kein guter Untergrund. Ich ignorierte es. Und wenn ich hinfiel. Was sollte das schon machen. Ich war blaue Flecke mehr als gewohnt.
    Der Flur lag in tiefer Dunkelheit. Es war hier wohl nicht üblich nachts Fackeln an zu lassen. Er musste sie alle in ihren Betten halten. Zumindest war das die Erklärung, die ich mir zurechtlegte für diese unheimliche Stille. Ich vermisste die Geräusche der Nacht. Das Rauschen der Blätter und des Grases. Das Rascheln des Unterholzes, wenn eine Maus hindurch jagte. Die Rufe der Eule und die frühen Gesänge der Vögel. Aber vor allem vermisste ich den frischen, klaren Duft, der das Denken immer so viel einfacher machte. Hier unten war es stickig und trocken. An den Wänden tauchten immer wieder verzierte Pilaster auf. Ihre Kapitelle waren mit feinen Figuren versehen. Wieder erinnerte es mich an die Azteken, ohne dass es wirklich nach ihnen aussah. Es waren eher schlechte Kopien, die aber für sich alleine gut waren. Sofern das einen Sinn ergab. Ansonsten hing hin und wieder ein Bild an den Wänden. Ich vermied es darauf zu sehen. Ich war mir sehr sicher, was ich da erkennen würde. Und das wollte ich absolut nicht. Jedes Mal, wenn der Faden sich leicht zu einer Richtung neigte, nahm ich die nächste Tür. Es war ein Wunder, dass ich wirklich noch niemandem über den Weg gelaufen war. Jemand sollte ich wohl besser als Erdwesen definieren. Menschen oder zumindest die, die diesem Begriff noch am nahesten waren, schliefen alle. Ich konnte das sehr schwache Flimmern ihrer Seelenenergien sehen, wenn ich es wollte. Ich flog mit einer unglaublich schnellen Bewegung herum, als ich mir ganz sicher war, dass mir etwas in der Nacht folgte. Ich spürte es in meinem Nacken. Die Nacht, in der ich eben noch alleine gewesen war, war plötzlich zu etwas Bedrohlichem für mich geworden. Ich hatte die Anwesenheit einer zweiten Person gespürt. So wie man es manchmal einfach merkte, wenn jemand einen im Rücken beobachtete. Ich war mir ganz sicher: Da war etwas gewesen. Ich suchte jeden Zentimeter meiner Umgebung ab, die wegen des fehlenden Mondlichts merkwürdig flach wirkte. Hatte ich an der nächsten Biegung im Flur nicht gerade etwas Buschiges um die Ecke flitzen sehen? Es war klein gewesen. Ganz sicher. Etwas Kleines, nicht einmal kniehoch, hatte mich in der Sicherheit der dunklen Nacht verfolgt und sobald ich mir seiner Gegenwart bewusst geworden war, war es verschwunden. Aber ich glaubte etwas gesehen zu haben. Da war etwas gewesen, ganz sicher. Ich ärgerte mich, dass ich keine Waffe dabei hatte. Was bitte würde ich machen, wenn ich wirklich über einen dieser Steine stolperte. Wie konnte ich, nach all diesen Monaten, immer noch so unvorsichtig sein. Erst recht hier, mitten im Feindesgebiet, um es mal auf die Spitze zu treiben. Die Antwort war klar. Ein Gedanke, der alles andere ausgeschaltete hatte. Ganz abgesehen davon, dass ich meine Stiefel nicht trug und so die Assoziation zu meinen Dolchen gar nicht erst zustande kam. Meine Füße waren inzwischen eiskalt und eigentlich schon gar nicht mehr zu spüren. Schuhe. Noch so etwas, was generell gut gewesen wäre. Erst recht, da ich nicht einmal genau wusste, wo ich noch lang laufen würde. So vieles sprach dafür, umzudrehen und zurück in mein Gefangenenbett zu gehen. Mein Verstand sagte mir das mehr als deutlich, erst recht jetzt, da ich wusste, dass ich nicht alleine war, aber ich hörte nicht zu. Es war, als wäre jeder andere Gedanke nur ein leises Summen. Unverständlich und völlig unwichtig. Ich glitt durch eine Tür und wusste sofort, dass ich auf dem richtigen Weg war.
    Mein Verfolger war nur noch eine blasse Erinnerung, die wenige Sekunden nach ihrer Entstehung fast schon wieder vergessen war. Verdrängt von dem einen Gedanken, der so tief in mir verwurzelt war. Der Boden war schlagartig nicht mehr poliert. Er lag nur noch in seiner natürlichen Beschaffenheit vor. Die Wände waren ebenso roh und von Pilaster oder Gemälden war keine Spur mehr zu sehen. Es war stockdunkel. Draußen im Flur war es irgendwie noch ein wenig heller gewesen. Ich tat einen Schritt vor und ein überraschtes Quieken entglitt mir, als ich einfach nach vorne wegkippte. Ich ruderte mit den Armen und versuchte, den Sturz abzufangen. Ein harter Gegenstand schlug mir gegen den Unterarm und entfachte ein scharfes Pochen. Schnell griff ich danach und klammerte mich, wie es schien, an ein Geländer. Wäre

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